Zonstiges

Montag, 23. September 2013

Lilli, Sklavin ihrer Küchengeräte

Gestern abend ist Lillis Standmixer nach 20 Jahren endlich kaputtgegangen. Der Motor hat plötzlich nur noch ein müdes Brummelgeräusch von sich gegeben, anstatt wie üblich lauthals zu kreischen, und dafür streng nach warmem Gummi gerochen. Dem Aufsatz aus GLAS, den Lilli immer schon ob seines Gewichtes gehasst hat, war schon vor längerer Zeit untenrum ein Stück abgebrochen. Je nachdem, wie fest Lilli ihn zuschraubte, rannen deshalb Rinnsale oder Sturzbäche aus ihm, sobald man ihn aus der Halterung nahm - sehr unangenehm bei heissen Suppen zum Beispiel und immer eine Schweinerei. Jetzt aber ist er offiziell kaputt! Yess! Endlich wird Lilli ihn ohne schlechtes Gewissen rauswerfen und durch einen schlichten Rührstab ersetzen können. Manchmal kommen Lichtblicke aus ganz unerwarteten Richtungen...

Freitag, 20. September 2013

Bücher für Lac Mégantic

Beim Zugunglück, das diesen Sommer Schlagzeilen bis nach Deutschland machte, ist auch die städtische Bücherei in Flammen aufgegangen. Jetzt sortiert Lilli Bücher aus, die eine Hockeymutter am Wochenende nach Lac Mégantic mitnehmen wird, um den Bestand wieder aufzustocken. Aber nicht die Harry Potters, nicht Michel Folco, nicht John Irving, nicht die Bücher, die Monsieur und Lilli gemeinsam gelesen haben, als sie frisch verliebt waren. Und natürlich nicht Margaret Atwood, weil der grosse Strolch sie lesen soll, und auch nicht Kundera, den Lilli später mal wieder lesen will, um zu sehen, ob sie ihn dann besser oder anders versteht.

Am Ende trennt sich Lilli gerade mal von einem Dutzend Bücher und kommt sich trotzdem vor wie eine Mutter, die eines ihrer Kinder opfern muss, um die anderen durchzubringen. Ob die Adoptiveltern gut zu ihnen sein werden?

Sonntag, 15. September 2013

Wissen oder nicht wissen wollen

Lilli geht mit ihrer Chefin essen, um ihr vierjähriges Unternehmensjubiläum zu feiern. Sie sprechen über Mütter, Männer und Kinder. Ihre Chefin erzählt ihr, wie sie immer der festen Überzeugung war, für ihre Mutter ein ganz besonderes Kind zu sein und eine besonders enge Beziehung zu ihr zu haben, die ihre Geschwister in dieser Intensität nicht nachvollziehen konnten. Und wie sie nach dem Tod ihrer Mutter herausgefunden hat, dass es all ihren Geschwistern genauso ging. Lilli denkt an ihren Vater, dem sie als Kind überallhin folgte, und sei es nur, um tanken zu gehen oder Flaschen zum örtlichen Saftabfüller zu bringen. "Papi, darf ich mit?", fragte Lilli jedes Mal, wenn sie sah, wie ihr Vater sich zum Weggehen fertigmachte, und ihr Vater antwortete: "DU darfst mit mir ÜBERALLHIN mit." Was war Lilli damals stolz und wie überlegen fühlte sie sich gegenüber ihren Geschwistern, die schon gross und mit Freunden und Schulprojekten beschäftigt waren. An Weihnachten, wenn Lilli nach Deutschland kommt, wird sie ihre Geschwister fragen, ob auch sie so einen magischen Satz kennen, der sie mit dem Vater verbindet.

Oder vielleicht auch nicht.

Montag, 9. September 2013

Die besten Rezepte mit Krauskohl

Minestrone mit Krauskohl: Minestrone kochen. Krauskohl kleinschnippeln und 5 Minuten mitkochen. Servieren.

Tomatensosse mit Krauskohl: Tomatensosse kochen. Krauskohl kleinschnippeln und 5 Minuten mitkochen. Servieren.

Gemüsecremesuppe mit Krauskohl: Gemüse und Krauskohl in Brühe weichkochen. Durchpassieren. Servieren.

Schokoladenpudding mit Krauskohl: hat Lilli noch nicht ausprobiert, kann aber nicht mehr lange dauern...

Donnerstag, 5. September 2013

Männer

Herbert Grönemeyer kommt nach Montréal! Und singt auf Englisch. Irgendwie blöd.

Donnerstag, 5. September 2013

Jetzt ist ja Krauskohl so in Mode

Im Erntemonat September stellt Lilli fest: Gute Vorsätze sind auch im Gemüsemarkt der Alptraum des Geldbeutels.

Dienstag, 27. August 2013

Von der Schwierigkeit, Geld auszugeben

Zuerst geht Lilli Schulhefte, Bleistifte, 5 mm kariertes und 6 mm kariertes Papier kaufen sowie liniertes Papier und natürlich Ordner, denn dieses Jahr muss der grüne Ordner dünner und der rote dicker sein als letztes Jahr. An der Kasse erhält sie freundlicherweise eine Gutschrift über 10 $ bei Sears, einem derart deprimierenden Kaufhaus, dass Lilli dort nur den Fuss hineinsetzt, wenn sie eine neue Batterie für die Küchenuhr braucht - und dann auch nur widerwillig. Jetzt aber braucht der kleine Strolch einen neuen Wecker, da passt es ja. An der Kasse erfährt sie, dass ihr Gutschein für Uhren nicht gilt. Gut, beim Reingehen kam sie an einem Regal mit Lindtschokolade vorbei, dann haut sie den Gutschein eben dafür auf den Kopf. Sie steht an einer zweiten Kasse an, an der ihr erklärt wird, dass sie alles kaufen kann mit ihrem Gutschein ausser Schokolade. Und Artikeln, deren Preis mit 97 Cents aufhört. Und natürlich Uhren.

Verzweifelt sieht Lilli sich um. Socken? Lilli hasst Socken. Männerunterhosen? Kosten auch hier mehr als 10 $. Ein Spielzeug? Hier gibt es nur Scheusslichkeiten aus Plastik. Schliesslich steht Lilli in der Küchenabteilung und sucht sich eine Teflonröstschaufel aus. Deren Preis mit 97 Cents aufhört... Sie atmet tief durch, greift sich einen Sparschäler für 11,88 $ und stellt sich zum dritten Mal an einer Kasse an.

Freundlich aber bedauernd blickt die Kassiererin zu ihr auf: "Ich kann den Gutschein nur für einen Kauf über 10 $ einlösen."
"Aber der Schäler kostet doch 12 $, wo ist das Probem?", fragt Lilli und hält sich an der Theke fest, bis die Fingerknöchel weiss anlaufen.
"Heute gibt es 20% Rabatt", erwidert die Kassiererin noch bedauernder.

Lilli starrt sie an, die Kassiererin starrt zurück. Irgendwo weint ein Kind.
"Ich kann Ihnen den Artikel aber auch zum vollen Preis verkaufen und den Gutschein dann anrechnen", schlägt die Kassiererin letztendlich vor.

Die Frau weiss es zwar nicht, sie hat sich in dem Moment aber selbst das Leben gerettet.

Dienstag, 13. August 2013

Lilli auf der Baustelle

Manchmal muss Lilli Baustellen besuchen und neulich hat ihre Chefin sie dabei fotografiert. Selten schaut man sich selbst bei der Arbeit zu, während man zahlreiche Bilder im Album hat, bei denen man auf Felsen sitzt und sinnend ins Weite blickt. Jetzt aber sieht sich Lilli auf einmal mit einer Akte und Kugelschreiber in der Hand und Helm auf dem Kopf, wie sie in Richtung Bagger zeigt. Erstaunlicherweise sicher sieht sie aus, steht aufrecht da, lächelt sogar. "Hm", sagt Lilli. "Das bin also auch ich!" Ihre Chefin nickt. "Ich dachte mir, dass Dich das interessiert." Psychologie hat sie studiert, ihre Chefin, und obwohl das schon sehr lange her ist, kommt es immer mal wieder durch.

Donnerstag, 1. August 2013

Krauts

Manchmal wird Lilli gefragt, was sie denn so typisch deutsches kocht. "Maultaschen", sagt sie dann und beschreibt umständlich mit Spinat und Hackfleisch gefüllte Teigtaschen, "so ähnlich wie grosse Tortellini". Manchmal sagt sie auch generalisierend "Fleisch in Wein-Sahne-Sosse", was (zumindest bei Lillis Mutter) sowohl Gulasch als auch Putengeschnetzeltes und Rinderbraten umfasst. Nach häufig wiederkehrenden Gewürzen gefragt sagt sie "Zwiebeln und Champignons" und Spätzle beschreibt sie als kurze hausgemachte Nudeln, worunter sich keiner etwas vorstellt, was dem eigentlichen Gegenstand auch nur entfernt das Wasser reichen könnte. "Und ich dachte, die Deutschen essen Sauerkraut", sagte gestern ein Fussballvater. Das wäre Lilli spontan nicht eingefallen. Wenn Lilli Sauerkraut macht, essen die restlichen Mitglieder ihres Haushaltes Spaghetti.

Freitag, 26. Juli 2013

Justified

Der Lilli'sche Haushalt hat eine neue Kultserie: wenn abends gerade kein Baseballspiel ansteht, wird "Justified" geguckt, ein Gegenwartswestern, der einem viel über seelische Abgründe, unmoralische Väter und die Hobbies der Leute in Kentucky beibringt. Während der obercoolen Anfangsmusik (hören Sie sich DAS mal an!) nicken Monsieur und die Strolche rhythmisch mit dem Kopf und schauen düster, und der kleine Strolch deklamiert am Ende "Justifaaaaaaaaaad" mit einem immer besser werdenden Südstaatenakzent. U.S. Marshal Raylan Givens hat die Situation im Griff, darüber sind sich alle einig, und Lilli legt sich schon mal seine geniale Rechtfertigung "It seemed like a good idea at the time" zurecht, sollte ihr mal wieder irgendjemand irgendetwas vorwerfen wollen. Und der fürchterliche Cowboyhut, der ihn stets begleitet? Nun, er macht die Figur ein kleines bisschen lächerlich, und gerade dadurch ach so menschlich, dass man plötzlich geneigt ist, ihm seine Pistolenschüsse (alle "gerechtfertigt", selbstverständlich!) verzeihen zu wollen. Nicht unbedingt eine Serie, die man gesehen haben muss, nach ein paar Folgen zum Eingewöhnen aber ein grosser Spass. Blutig auch, schliesslich IST es ein Western.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6198 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

Credits

Web Counter-Modul


Laufen
Lillis Positiv-Pakt
Mitmenschen
Reise in den Abgrund
Selbständig arbeiten
Strolche
Zeitmanagement
Zonstiges
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
Blog Top Liste - by TopBlogs.de Blog Verzeichnis Bloggeramt.de