Freitag, 4. Juli 2008

Was Lilli alles muss

Schlussfolgerung im Anschluss an den Beitrag vom 30. Juni:

Geld verdienen muss man, wenn man Kinder hat. Eine Beziehung muss man haben, um Kinder zu kriegen (jedenfalls ist es wünschenswert). Zeit muss man haben, wenn die Kinder erst einmal da sind, wozu hätte man sie sonst in die Welt gesetzt. Sie zu glücklichen Menschen erziehen muss man zumindest versuchen, garantiert klappen tut es nicht, dazu gibt es nämlich immer noch keine unfehlbare Anleitung. Um Kinder zu glücklichen Menschen zu erziehen, muss man viel Geduld aufbringen und noch mehr Liebe, wobei die Liebe Lilli lange nicht so schwer fällt wie die Geduld (genau genommen kommt die Liebe von ganz allein und wird einem von den Kindern sogar hinterhergetragen, während die Geduld immer wieder dazu neigt, sich auf und davonzumachen). Man muss sich selbst ein bisschen mögen, um den Kindern ein gutes Vorbild zu sein, und dabei hilft die Beziehung. Deshalb muss man diese pflegen, denn eine gut gepflegte Beziehung ist gewissermaßen der Dünger, der das Ganze zum Blühen bringt. Um eine Beziehung zu pflegen, müssen beide Beteiligten Zeit in sie investieren, denn alleine pflegt sich eine Beziehung nur ganz schlecht.

Fazit: Um alles unter einen Hut zu bringen, muss man irgendwo kürzen – am Verdienen! Es scheint die einzige Lösung zu sein.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Arm dran

Der große Strolch denkt, dass arm ist, wer in einer Wohnung wohnt anstatt in einem Haus. Dass es Leute gibt, die ihre Kinder manchmal ohne Frühstück in die Schule schicken müssen, kann er sich nicht vorstellen. Manchmal denkt der große Strolch auch, dass wir arm sind, weil wir kein Schwimmbad im Garten haben. Und selbst wenn wir eines hätten, wäre unser Garten zu klein, um gleichzeitig noch Platz zum Fußballspielen zu bieten. Neulich sagte sein Freund etwas traurig, dass seine Eltern ihm kein Geburtstagsfest ausrichten könnten, weil sie all ihr Geld für den neuen Pool aufgebraucht haben. Worauf sich der große Strolch empörte: "Aber es kostet doch kein Geld, einen Geburtstag zu feiern!" Danach ging ich für sein Geburtstagsfest einkaufen: Luftballons, Kerzen, Papierservietten mit Piraten drauf, Seifenblasenfläschchen für alle Gäste, dann noch 9 weiße T-Shirts zum Bemalen, Stoffmalstifte und lustige Tragetaschen, in denen die Gäste ihre T-Shirts und all das andere Zeug mit nach Hause nehmen können. Ach, was bin ich froh, meinen Kindern eine schöne Kindheit zu bescheren. Ein richtiges Privileg, das. Ich muss ihnen aber unbedingt auch eine Dosis Realitätssinn mitgeben und ihnen die Augen öffnen dafür, dass es anderen Kindern nicht ganz so gut geht wie ihnen. Das kostet nämlich auch nichts.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Erdbeeren machen glücklich

Ein Glücksmoment: ich knie in einem Erdbeerfeld, die Sonne sitzt mir im Nacken, die Kinder rufen „Mami, guck mal“ aus der Ferne. Jetzt die Zeit anhalten können und sich nur darauf konzentrieren, immer noch perfektere Früchte unter den zackigen Krokodilsblättern zu entdecken. Später den Glücksmoment mit Zucker aufkochen und in Marmeladegläser abfüllen, die dann im Januar bei -30 Grad Kälte immer noch nach diesem Tag im Sommer riechen.

Dienstag, 1. Juli 2008

Lilli neidisch? Nicht die Bohne!

Ich will mich nicht als neidischen Menschen bezeichnen. Ich bin froh über das, was ich habe, und kann mich für andere freuen. Aber nehmen wir nur mal F., die ein paar Häuser weiter wohnt. F. war früher mal Model, hat inzwischen drei Kinder bekommen und ist immer noch so schlank, dass sie in Hosen passt, die dem großen Strolch zu eng wären. Darauf bin ich nicht neidisch, ich finde mich auch schlank und esse einfach zu gern, um mich von Größe 38/40 auf 36 herunterzuhungern. Sie ist natürlich auch wahnsinnig hübsch, aber auch damit kann ich mich abfinden. Sie hat lange blonde Haare, aber meine sind inzwischen auch wieder schulterlang und außerdem lockig, wenn ihre Farbe allerdings (dieses typisch deutsche dunkelblond, das man genauso gut auch als mausgrau bezeichnen könnte) zu wünschen übrig lässt. Sie lächelt immer so viel und geht ausgesprochen liebevoll mit ihren Kindern um, aber auch darum beneide ich sie nicht, denn es kann keiner aus seiner Haut. Sie hat einen gutaussehenden und sehr höflichen Ehemann, aber meiner ist mir lieber. Das, worum ich sie wirklich beneide, ist… ja, wie soll ich es sagen… also ihre Gabe, stets und unabhängig davon, was sie nun anhat, einfach immer schick und cool und stilvoll auszusehen. Denn manchmal, also manchmal, da bemühe ich mich wirklich, meinen Soccer-Mum-Look abzulegen und mich ein bisschen hübsch zu machen. Und dann kommt F. in Turnschläppchen und T-Shirt daher und sieht zehnmal toller aus als alle anderen Menschen im Umkreis von 10 Kilometern. Manchmal ist sie richtig schick angezogen und einfach umwerfend, aber das macht mir weniger aus als diese subtile coole Ausstrahlung, die sie auch in ganz alltäglichen Sachen hat. Es ist einfach so: F. sieht selbst beim Joggen nach Großstadt aus, und könnte man sie essen, wäre sie ein teures Pastagericht mit echtem Parmesan. Ich sehe nach Provinz aus und schmecke eher wie Gulasch mit Spätzle. Es muss wohl doch an den vielen Brezeln liegen, mit denen man mich großgezogen hat…

Montag, 30. Juni 2008

Jetzt oder nie? Oder später?

Lilli hat zwei Freundinnen, die zu Lillis Problem (Monsieur arbeitet zu viel und hat keine Zeit für Lilli) ganz gegensätzliche Lösungsvorschläge präsentierten:

Freundin 1 ist der Meinung, dass man seine Beziehung ruhig eine Weile aufs Eis legen kann, da später (sprich, wenn die Kinder groß sind und eh nichts mehr vom Familienleben wissen möchten) dafür wieder mehr Zeit sein wird. Sie geht davon aus, dass die Eltern sich auf ihr momentanes Projekt des Karrieremachens und Kinder-Großziehens konzentrieren können und die Paarbeziehung solange latent weiterbesteht, bis man sich von den vollen Windeln, den Hausaufgaben und dem Fußballtraining wieder losgestrampelt hat. Sprich: die Beziehung als Gummibaum, der genügsam in der Ecke steht und nur alle zwei Jahre ein wenig gewässert werden muss.

Freundin 2 ist der Meinung, dass eine Beziehung ein verdammt kurzes Haltbarkeitsdatum hat, wenn man sich nicht ab und zu darum kümmert, sie wässert und düngt und verwelkte Blätter abzupft und all so was. Wenn es nach ihr ginge, müsste ein Paar sich immer wieder – trotz Kinder – Zeit nehmen, um zu zweit Dinge zu erleben, die romantischer sind als, sagen wir mal, das Erstellen der gemeinsamen Steuererklärung oder der Kauf eines neuen Trockners. Die Beziehung als anfällige Primel also, die bei ständigen Luftzügen schnell den Kopf hängen lässt.

Und Lilli? Lilli versteht Freundin 1 mit dem Kopf, fühlt aber eher so wie Freundin 2 und verabscheut es gleichzeitig, in Selbstmitleid zu waten. Sie beißt die Zähne zusammen, was ihr eine leicht säuerliche Miene beschert, die wiederum gar nicht anziehend wirkt auf Monsieur, wenn er abends um halb zehn mit zwei Aktenkoffern beladen zur Haustür hereintaumelt. Die Frage bleibt ungeklärt: kann man (darf man) sein Leben auf später verschieben? Wie kann man überhaupt später wieder mehr Zeit haben, wenn die Zeit doch immer weniger wird? Und weiß jemand verbindlich, wann später anfängt?

Freitag, 27. Juni 2008

Dachschaden?

Gestern, 14 h 50: Bei Lilli geht ein Gewitter nieder, dass es nur so kracht. Sie schaltet vorsichtshalber schon mal ihren Computer aus.

14 Uhr 51: Der Strom fällt aus, was Lilli dadurch merkt, dass der Rauchmelder drei kurze Pfeiftöne von sich gibt.

14 Uhr 52: Es fängt an zu schütten. Nachdem Lilli alle Fenster kontrolliert hat, überlegt sie sich, was sie nun mit dem angebrochenen Nachmittag anfangen soll. Wäsche waschen? Bügeln? Geht nicht. Staubsaugen? Auch nicht. Also erst mal Kaffee kochen. Geht nicht! Weder die Kaffeemaschine noch der Espressoautomat. So langsam wird Lilli klar, dass sie nirgends auch nur das kleinste Fitzelchen Strom herbekommen kann. Ob sie wohl im Radio durchgeben, wie lange das dauern wird? Ach, Radio funktioniert auch nicht mehr. Aber im Internet wird’s doch was darüber geben? Mensch, Lilli, du stehst aber auf der Leitung!

14 Uhr 55: Lilli dämmert es allmählich, dass die Lage ernst ist. Wie wird sie wohl das Abendessen gestalten können, so ganz ohne Herd? Naja, es wird sich schon irgendein Rest finden lassen, den man in der Mikrowelle… Lilli bricht entmutigt auch diesen Gedankengang ab.

14 Uhr 56: Lilli hat es kapiert. Kein Strom nirgends. Sie schmeißt sich in einen Sessel, greift zum Buch und knipst die Stehlampe an…

Wenn man die menschliche Intelligenz durch die Dauer messen kann, die jemand braucht, bis er feststellt, was er alles nicht machen kann, weil ein Gewitter ihm den Strom weggefegt hat, schneidet Lilli ganz ganz schlecht ab. Also ganz schlecht. Ein Höhlenmensch hätte auch nicht länger dazu gebraucht.

Donnerstag, 26. Juni 2008

1x1 für Freelancer - Das Mittagessen-Dilemma

Menschen, die allein zuhause arbeiten, essen auch oft allein zuhause zu Mittag. Was einen ganz großen Vorteil hat: man kann sich alles Mögliche, was vom Vorabend noch übrig ist und mengenmäßig für ein erneutes Essen mit der ganzen Familie nicht reicht, aufwärmen. Man kann sogar noch eine extra Portion Käse darüberstreuen und, so man möchte, das Ganze direkt aus der Tupperschüssel löffeln. Man kann dabei Zeitung lesen, ohne jemanden durch diese Geste der Nichtachtung zu beleidigen, und muss noch nicht mal darauf achten, nicht zu schmatzen oder auf die Zeitung zu tropfen. Der Nachteil ist, dass man alles Mögliche, was vom Vorabend noch übrig und zum Wegwerfen zu schade ist, aufwärmen und essen muss, da sich sonst die Schwäbin in uns über die Verschwendung ärgert. Besonders übel ist aufgewärmter Blumenkohl, bei dem auch die Extraportion Käse nicht darüber hinwegtäuschen kann, wie deprimierend das alles doch ist. Da hilft nur eins: ab und zu muss auch ein Freelancer zum Mittagessen in ein Restaurant gehen, vorzugsweise mit netten Freunden oder anderen Freelancern, die ihn aus den eigenen vier Wänden erlösen. Man kann ja hinterher zuhause immer noch Zeitung lesen und ein Stück Apfelkuchen essen. Sogar mit Sahne, wenn es auch erst Donnerstag ist. Sieht ja keiner. Schließlich ist man Freelancer!

Mittwoch, 25. Juni 2008

Ein Strolch ist unbezahlbar

Lilli stolziert stolz mit den neuen hochhackigen Schuhen auf und ab. So was hatte sie noch nie, schwarze Riemchensandalen mit richtig hohen Absätzen, mit denen sie das Laufen erst wieder neu lernen muss. „Na, wie gefallen sie Euch?“, ruft sie kokett dem Publikum zu und hebt die Hose noch weiter hoch, damit die stöckeligen Dinger auch gebührend bewundert werden können. Der große Strolch und Monsieur brummen etwas, von dem sie hoffen, dass Lilli es als Kompliment auffassen wird, während der kleine Strolch trocken zusammenfasst: „Die Schuhe sind toll, Mama, nur deine Stiche sind immer noch hässlich.“ Ach ja, die Mückenstiche vom Waldspaziergang. Nie haben mir Mückenstiche so zugesetzt.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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