Samstag, 19. Mai 2012

Fast

Der kleine Strolch kommt vom Friseur. Er wollte es "seitlich und hinten kurz, oben etwas länger". "Findest du, ich seh aus wie Xavier Dolan?", fragt er Lilli anschliessend.

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"Nein", sagt Lilli beruhigend.

Freitag, 18. Mai 2012

Heute ist Metapherntag

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Lilli nun in ihrer Firma. Sie kennt einen Grossteil der Kollegen beim Namen und die, die sie nur vom sehen kennt, fragt sie ungeniert danach. Sie passt den IT-Heini vor dem Klo ab und erspart sich dadurch den langwierigen Prozess der offiziellen Antragstellung. Sie fragt die Leiterin der Nachbarabteilung aus purer Neugier, ob sie nicht mal einen Nachmittag lang bei ihnen schnuppern dürfte. Sie ist nicht mehr die Neue in ihrer Abteilung, sondern die Drittälteste. Skrupellos leiht sie sich die Metrokarte der Empfangsdame aus, um in der Mittagspause für den grossen Strolch Jonglierbälle zu kaufen, und bedankt sich mit einem Kaffee. Und heute erhielt sie von einer Schwesterfirma einen Anruf mit der Bitte um Auskunft, "weil sie laut Generaldirektor auf diesem Gebiet so gute Ergebnisse erzielt hat".

Mann. Wäre Lillis Job ein Schuh, hätte sie ihn jetzt eingelaufen. Ein verdammt harter Schuh am Anfang, aber sie hat ihn weichgekriegt.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Frühstück

Der kleine Strolch sitzt am Frühstückstisch und strahlt so viel stille Zufriedenheit aus, dass er direkt schnurren müsste. Lilli setzt sich zu ihm. "Ich esse Miniwheats-Staub mit Milch", erklärt er ihr und meint damit die Handvoll Brösel, die sich immer auf dem Boden der Müslipackung ansammelt und bei Miniwheats hauptsächlich aus Zuckerglasur besteht.

Für dieses Kind ist keine Freude zu klein, um nicht richtig gewürdigt zu werden.

Freitag, 11. Mai 2012

Tief ein- und ausatmen

Aaaaah. Zwei Wochen Florida. Eine Ferienwohnung mit genügend Zimmern für die nötige Privatsphäre. In Strandnähe. "Mit Schwimmbad?", fragen die Strolche. "Mit Wifi?", fragt Monsieur. "Mit Wifi am Schwimmbad", sagt Lilli, ganz stolz über ihren Fund.

Ferien sind nicht dazu da, Probleme zu klären, das weiss Lilli. Im Gegenteil, sie sind eine Auszeit, in der man die Probleme wegschiebt, um sie hinterher aus einem neuen Winkel betrachten zu können. Ach wie schön.

Mittwoch, 9. Mai 2012

Den Reis loslassen

Lilli war in der Stressfortbildung von Serge Marquis, die für alle Mitarbeiter angeboten wird ("Ein ganzer Nachmittag geht dafür drauf. Das stresst mich jetzt aber!"). Er legt eine Einmannshow ab mit vielen lustigen Beispielen, die alle zu bitterem Lachen bringen. Zum Beispiel die Sache mit den Affen: In Malaysien fängt man Affen, indem man ein kleines Loch in eine Kokosnuss bohrt. Man leert die Milch weg und füllt die Nuss mit Reis, bevor man sie wieder in den Baum hängt. Der Affe kommt und will an den Reis. Er steckt die Hand in das Loch, das gerade so gross ist, dass die Hand durchpasst, wenn er die Finger eng aneinanderpresst. Im Inneren der Kokosnuss grabscht sich der Affe den Reis, dann versucht er, die volle Hand durch das Loch oben wieder rauszuziehen. Was aber nicht geht, denn mit dem ganzen Reis in der Hand ist sie zu dick. Der Affe fängt an zu schreien und zu schaukeln, er zieht am Arm, schwengt die Nuss hin und her, aber es ist nichts zu machen, er kriegt die Hand nicht raus. Die Jäger brauchen ihn nur vom Baum zu pflücken.

Vielleicht nicht gerade ein revolutionär neues Gleichnis, aber von schöner bildhafter Einprägsamkeit, finden Sie nicht?

Montag, 7. Mai 2012

Neues Aufgabengebiet

Im Lillischen Haushalt wurde schon so oft vergessen, Garage und Haustür abzuschliessen, ohne dass je eingebrochen wurde, dass hier ganz klar ein Schutzengel zugange sein muss. Vielleicht sollte Lilli mal lieber abends eine Kontrollrunde drehen, damit sich der Schutzengel anderen Gebieten ihres Lebens zuwenden kann...

Samstag, 5. Mai 2012

Backofentherapie

Anne-Marie Lecompte ist Journalistin und schreibt für eine Frauenzeitschrift eine Kolumne über die Höhen und Tiefen des Familienlebens. Mit viel Augenzwinkern und Ironie berichtet sie über Renovierungsarbeiten, Urlaubsplanungen und Besuche der Schwiegermutter, über ihren Mann Raoul, die zwei Söhne und diverse Haustiere. Letztes Jahr hat sich ihr sechzehnjähriger Sohn umgebracht und seither schreibt sie auch sehr offen darüber, wie sie mit dem Berg an Schuldgefühlen, Unverständnis und himmelschreiender Trauer umgeht. "Die Welt wird nicht aufhören, sich zu drehen", sagt ihr eine Freundin, aber nicht, um den Selbstmord zu banalisieren, sondern um ihrer Empörung Luft zu machen, dass das Leben für die Überlebenden gnadenlos weiter geht, immer weiter, weiter. Die Welt hört nicht auf, für nichts. Auch nicht, wenn man auf einer Bettkante sitzt und selbst nicht mehr weiter weiss: die Welt wird weiter wissen und unaufhörlich Abende, Morgen, Regen und Sonne anbieten, wie sie es schon immer getan hat.

Lilli steht also von der Bettkante wieder auf und backt. Diesmal sind es Schokolade-Rote-Beete-Muffins, die in ihrer Abartigkeit gut zur Situation passen. Von aussen sehen sie ganz normal und harmlos aus, innen drin aber verstecken sich Zutaten, die bisher dort nichts zu suchen hatten.

Neulich

Neulich hatte Monsieur genug. Er schlug mit der Hand auf den Tisch und wurde laut. Die Strolche weinten, Lilli weinte, Monsieur weinte. Hinterher sass Lilli auf der Bettkante und zog ihren Ehering vom Finger. Es fühlte sich sauschlecht an.

Dienstag, 24. April 2012

Was Eltern so alles aushalten müssen

Des grossen Strolches neuer Spielplatz:

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Noch dazu hat es am Wochenende geregnet, sodass Lilli noch nicht mal sagen konnte, es sei Verschwendung, den Samstagnachmittag drinnen zu verbringen...

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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