Sonntag, 11. November 2012

Lilli macht Yoga

Aus purer Neugierde geht Lilli am Samstag in den Yoga-Schnupperkurs. Der Vorraum ist mit Blütenblättern dekoriert und riecht nach Kräutertee und Rührkuchen. Sehr viele mittelalterliche Damen, zu denen Lilli natürlich auch gehört, sie sich aber nicht zählen mag, stehen in schicken Outfits und mit der Matte unterm Arm vor der Tür in den Turnsaal Yogaraum und flüstern, als wären sie bei der Kosmetikerin. Lilli hat eine graue Schlabberjogginghose und ein lila T-Shirt an und kommt sich sehr unförmlich vor gegenüber all den in schwarzen engen Tops gekleideten Grazien. Dann gehen die ersten Übungen los, die Lilli ganz nett findet, denn sie schaukelt gern mit angezogenen Knien auf der Matte liegend hin und her und auch Kreise mit den Armen machen ihr Spass. Wenn nur die Lehrerin nicht immer die Angewohnheit hätte, der Gruppe anzugeben, wann sie ein- und auszuatmen hat, denn damit hat Lilli Schwierigkeiten. Irgendwie ist Lilli immer früher mit Einatmen fertig und atmet dann aus, wenn sie eigentlich noch einatmen und dabei ihre Finger gen Himmel wachsen lassen sollte, oder sie schiebt kurze Luftholer dazwischen, um Zeit zu gewinnen, und ist nach der Übung nahe am Hyperventilieren. Was irgendwie nicht der Sinn der Sache sein sollte... Nach der dritten Übung klingelt Lillis Handy, das die Strolche mit flotter Musik programmiert haben, und zerstört die schmusige Atmosphäre der Harfenklänge ganz schlimm. Lilli hastet über die am Boden liegenden Körper hinaus in den Flur. Danach kommt sie gerade recht zur letzten Übung, bei der geschlagene 8 Minuten lang auf dem Boden gelegen werden muss. Als sich Lilli danach so richtig schön aufgewärmt fühlt und in der Lage wäre, nun aber ein ordentliches Spinning zu absolvieren, ist der Yogakurs auch schon zu Ende. "Und?", fragt ihre Freundin erwartungsvoll, die schon seit einem Jahr Yoga macht und sich dabei sooo toll fühlt. "Irgendwie stresst es mich, mir vorzustellen, ich müsste einmal pro Woche hierherkommen, um mich zu entspannen", versucht Lilli ungeschickt, ihre Unempfänglichkeit für Yoga in Worte zu fassen. "Wenn das für dich Stress ist, musst du aber mal in dich gehen", meit die Freundin da erstaunt (die, ganz beiläufig erwähnt, keine Kinder hat und UNGLAUBLICH viel Zeit damit zubringt, in sich zu gehen). "Nein, da geh ich lieber laufen", sagt Lilli und hüpft schnell die Stufen runter, hinaus in die blasse Novembersonne.

Mittwoch, 7. November 2012

Laufnotizen

Herbstspaziergänge sind aufregend. Jeder Tag hält ein anderes Farbspektakel bereit: rot wandelt sich zu gelb, sitzt zuerst hoch in den Bäumen, dann unter ihnen, und plötzlich kommen Häuser zum Vorschein, von denen man im Sommer nicht hätte sagen können, wie sie aussehen. Das Laufen wird geradezu zur Sucht: an den Tagen, an denen Lilli von morgens bis in die Dunkelheit im Büro sitzt und nicht ihre übliche Runde dreht, fehlt ihr das gleichmässige Durch-die-Landschaft-Gleiten, als ob man ihr ein Organ wegoperiert hätte. "Wenn ich in Rente bin, gehe ich jeden Tag laufen", denkt Lilli sich. Dann rechnet sie aus, dass das noch über zwanzig Jahre hin ist, und ein himalayisches Sprichwort fällt ihr ein: "Les gens disent que le temps passe, le temps dit que les gens passent." Vielleicht sollte sich Lilli einen Hund zulegen?

Dienstag, 30. Oktober 2012

Here comes Dead Mous5

Weil Lilli nicht so der Bastelexperte ist, wurde es erst auf den zweiten Anlauf einigermassen gut. Aber jetzt freut sich sogar Lilli ein wenig auf morgen...

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Freitag, 26. Oktober 2012

Deux, c'est mieux

Lilli muss zur Mammografie. Die Maschinenführerin drückt, zieht und quetscht, um "so viel Busen wie möglich auf die Platte zu bekommen". "Was bei mir ja nicht ganz einfach ist", scherzt Lilli, um die sehr nüchterne Atmosphäre etwas aufzuheitern. "Wenigstens haben Sie zwei", entgegnet da die Maschinenführerin trocken. Da sagt Lilli gar nichts mehr.

Freitag, 19. Oktober 2012

Erinnerungsstücke

Der kleine Strolch muss eine Powerpoint-Präsentation über seine Ferien machen. "Ich geb dir einen USB-Stick mit unseren Urlaubsfotos mit", bietet Lilli an, aber der kleine Strolch lehnt dankend ab. "Ich hab schon alle Fotos auf Google Images gefunden, die ich brauche." Fotos vom Hotel, vom Strand, vom Café mit dem lustigen Namen, der Kajaktour, den Krokodilen, dem Museum, you name it. Natürlich sind weder Lilli noch der kleine Strolch darauf zu sehen, aber wen das nicht stört, der findet auf Google Images alles, um sich seine Urlaubserinnerungen zu fabrizieren, ohne je selbst auf den Auslöser gedrückt zu haben. Überall war schon mal jemand und hat fotografiert, was das Zeug hält. Eine seltsame Zeit ist das, in der wir leben.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

In allen Tönen

Schöner kann es wohl keiner hinbringen. Und damit meint Lilli nicht die Fotografin.
Herbst-bei-Lilli

Zeit zum Frühstücken

Der kleine Strolch kommt regelmässig auf den letzten Drücker in die Schule, und schon mehrmals in letzter Zeit hat die Sekretärin ein Auge zugedrückt und ihn durchgewinkt, ohne ihm einen Vermerk ins Buch zu schreiben. Deshalb beschliesst Lilli, die Expertin für Zeitmanagement, dem Problem der morgendlichen Effizienz auf die Haut zu rücken.

Erste Stufe: das Pausenbrot muss vor dem Frühstück gerichtet werden, die Dauer des Frühstücks kann dann flexibel gestaltet werden. Der kleine Strolch kommt auf den letzten Drücker in die Schule, weil er nach dem Frühstück überall nach Heften, Büchern, Stiften sucht.

Zweite Stufe: der Schulranzen muss am Vorabend gepackt werden. Der kleine Strolch kommt auf den letzten Drücker in die Schule, weil er beim Zähneputzen viel zu lange vor dem Spiegel steht.

Dritte Stufe: Zusätzlich zum Schulranzen muss am Vorabend auch das Pausenbrot gerichtet werden. Prompt kommt der kleine Strolch zu spät in die Schule. "Ich konnte mir heute morgen ja so schön Zeit lassen, da ging die Uhr irgendwie schneller als sonst", erklärt er ratlos. Lilli erwägt jetzt, sich einen Gong anzuschaffen.

Montag, 15. Oktober 2012

Die Halloween-Tortur

Jedes Jahr gibt es Halloween, es geht kein Weg daran vorbei. Der grosse Strolch ist jetzt mit 13 zu alt, um von Tür zu Tür zu gehen und Süssigkeiten zu erbetteln - hat Lilli dekretiert, einfach so. Um dem Elend ein Ende zu setzen, denn die ganze Aufregerei mit Kostüm und Schminke geht ihr auf die Nerven, noch dazu, weil die Schule ja ganz enge Grenzen setzt: keine Maske, kein Blut, keine Gewalt, keine Waffen - die Kinder könnten sich ja fürchten, deshalb wird in der Schule nur ein "lustiges", ein "sanftes" Halloween gefeiert, das so sinnentleert ist wie ein schlaffer Luftballon. Der kleine Strolch aber will noch bei Halloween mitmachen und überlegt eifrig, was für ein Kostüm er sich basteln könnte. Dead Mau5 will er sein, aber wie bekommt er so einen runden Kopf hin? Mit einem Karton vielleicht? Lilli hat grosse Bedenken, ermutigt ihn aber, die Bastelei einfach mal anzufangen. Ob wohl irgendwo im Haus ein alter Globus sei, den er haben könnte? Oder ob er sich einen ausgehöhlten Kürbis auf den Kopf setzen könne? Lilli ist skeptisch. Letztes Jahr ging der kleine Strolch als Zahnpasta und der grosse als Zahnbürste, alles selbstgebastelt und demnach schwer zu erkennen. Lilli weiss aus Erfahrung, dass komplizierte Pläne, die erst in letzter Minute in die Tat umgesetzt werden, oft aus Frustration in einer Ecke landen. Sie schaut schon mal, ob sie ein Leintuch entbehren kann, in das man schnellschnell am Morgen des 31. Oktobers ein paar Löcher als Gespensteraugen schneiden könnte.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Was man alles so machen muss...

... wenn ein Bad renoviert werden soll. Zum Beispiel in aller Öffentlichkeit in Badewannen probeliegen. Die ersten fünf Mal kommt man sich dabei seltsam vor, wie wenn man sich inmitten von Menschen splitternackt ausgezogen hätte. Beim sechsten Mal lässt das seltsame Gefühl nach und man ertappt sich dabei, in der Badewanne sitzend beim Verkaufspersonal ein Glas Sekt bestellen zu wollen.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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