Freitag, 9. Mai 2014

Wahnsinn

Die Kollegin, die Lilli letzte Woche vorhielt, so kalt und verletzlich gewesen zu sein, hat sich zwei Tage danach krank gemeldet. Seit heute sucht das Unternehmen "unbefristet" nach einer Vertretung für sie, was auf eine lange oder schwere Krankheit schliessen lässt. Es sickert durch, dass die Kollegin seit der Ankündigung, dass ihre Vorgesetzte in Rente geht, wohl nervlich stark angeschlagen war. "Psychisch unstabil, paranoid, Zusammenbruch", hört Lilli aus sicherer Quelle. Das würde ja vielleicht erklären, dass Lilli so gar keine Ahnung hatte, was ihr eigentlich vorgeworfen wurde - weil die Frau sich Sachen zusammenreimte, die gar nicht passiert sind, oder Winzigkeiten zu monströsen Gemeinheiten aufbauschte. Trotzdem ist Lilli nicht erleichtert. Oder nur ein bisschen.

Donnerstag, 8. Mai 2014

Lilli fährt Vélo

"Ton stand, madame!", ruft ein Fahrradfahrer Lilli entgegen, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass ihr Ständer raussteht. So sind sie, die Leute in Québec: in drei Worten schaffen sie es, englisch und französisch zu sprechen und Lilli gleichzeitig zu duzen und zu siezen.

Mittwoch, 7. Mai 2014

Beweis

Der Frühling ist da! Lilli hat gestern die erste Ameise in der Küche gesichtet...

Montag, 5. Mai 2014

You will die. A lot.

Es ist soweit: ein richtiges gewalttätiges Computer-Rollenspiel hat in den Lilli'schen Haushalt Einzug gefunden. Seit Monaten schon wartete der kleine Strolch auf die PC-Version von Dark Souls II, jetzt hat er sie sich vom eigenen Geld gekauft, nachdem Lilli schlussendlich ihr Einverständnis gegeben hat. Vorher musste noch ein Xbox-Controller gekauft werden (ja, Lilli Weiss jetzt Auch, was das ist), nachdem viele Stimmen gewarnt hatten, wie schwierig das Bedienen der Computertasten bei diesem sowieso schon schwierigen Spiel sei. Es ist ausgemacht, dass der kleine Strolch Samstags und Sonntags je eineinhalb Stunden spielen darf, unter der Woche nicht. Er ist so froh darüber, endlich ein eigenes Computerspiel zu haben, dass er diese Bedingungen widerspruchslos akzeptiert hat.

Lilli kommt sich dabei vor wie ihre Eltern früher bei den Diskussionen über ihren Fernsehkonsum. Sie versteht die Faszination für Computerspiele, hält sie aber für ungesund, nicht förderlich für die Entwicklung der Kinder, im Extremfall für gefährlich. "Mama, es ist nur ein Spiel", hält da der kleine Strolch dagegen. Ja und nein. Jedenfalls ist es ein Phänomen, mit dem Lilli beschlossen hat, leben zu lernen, anstatt es durch Verbannung zum Kultstatus zu erheben.

Freitag, 2. Mai 2014

Ein Schlag ins Gesicht

Der grosse Strolch kommt beunruhigt aus der Schule. Sein Freund war heute vielleicht seltsam! Er gab nur murmelnd Antworten, die keiner verstand, und schien Schwierigkeiten zu haben, sich normal zu bewegen. Während des Theaterstücks, das die meiste Zeit des Vormittags einnahm, hing er schief in seinem Aulasessel, danach ging er ins Sekretariat, um sich krank zu melden. "Drogen oder Alkohol", dachte Lilli sich, "schlimm, schlimm". Sie hatte Recht mit "schlimm, schlimm", aber Drogen oder Alkohol waren nicht im Spiel, sondern ein Schlaganfall. Jetzt liegt der Junge auf der Intensivstation des Kinderkrankenhauses, die Ärzte geben sich zuversichtlich, die Eltern weichen nicht von seiner Seite. Dass auch Kinder Schlaganfälle erleiden können und man dabei nicht automatisch zusammenbricht, sondern über Stunden hinweg "normal" funktionieren kann - das wird in dieser Schule von jetzt an jeder wissen.

Lilli hat ein BRF

So ganz ratlos ist Lilli nicht mehr: sie weiss jetzt immerhin, warum die Kollegin sich verletzt fühlen KÖNNTE! Im Anschluss an tiefgreifende Recherchen in People und Paris Match ist ihr klargeworden, dass sie wahrscheinlich ganz wie Bruce Willis und Kristen Stewart an einem BRF leidet. Einem Bitchy Resting Face, das ihr in neutralem Zustand einen verärgerten Gesichtsausdruck verleiht. Himmel! Soll Lilli vielleicht ununterbrochen lächeln, selbst wenn sie am Computer sitzt oder an der Kasse vom Supermarkt ansteht, um drei Tiefkühlpizzen und eine Packung Sushi zu zahlen??? Dann durchzuckt sie ein teuflischer Gedanke: Vielleicht hat ihr ihre Chefin deshalb vor kurzem angeboten, von zu Hause zu arbeiten? Weil niemand ihr Schlechte-Laune-Gesicht sehen will? Schnell, eine Papiertüte mit Löchern für die Augen und aufgemaltem Lachmund...

Dienstag, 29. April 2014

Hüter der Erinnerung

Der grosse Strolch liest gerade "The Giver" im Englischunterricht. Lilli kann sich an kein einziges Buch erinnern, das sie in der 9. Klasse in Englisch gelesen hat, höchstens an "Streetcar named Desire" in Klasse 12, weil das so ganz besonders langweilig war. Wie schön, dass sich die Zeiten geändert haben.

Ratlos

Eine Kollegin bittet Lilli zu sich und sagt: "In letzter Zeit warst Du so kalt und abweisend zu mir, völlig ohne Grund. Jedenfalls bin ich sehr verletzt und weiss jetzt gar nicht, wie wir in Zukunft zusammen arbeiten können." Lilli starrt sie an, während ihr Hirn versucht, die Botschaft zu verstehen, die da aus heiterem Himmel auf sie niederprasselt. Sie hat keine Ahnung, wovon die Kollegin spricht oder worauf sie anspielt. Sie fragt nach konkreten Begebenheiten und kann sich nicht daran erinnern, der Kollegin irgendetwas angetan zu haben.

Das Schlimmste daran ist: wie hoch ist die Dunkelziffer? Wieviele andere Leute werfen Lilli in Gedanken genau das Gleiche vor, ohne es ihr ins Gesicht zu sagen? Auch da hat Lilli keine Ahnung.

Sonntag, 27. April 2014

Lilli blättert um

Arme Lilli, keiner will mit ihr spazierengehen. Lilli hat sich nicht nur inzwischen damit abgefunden (ungezählte Male schon ist sie alleine losgezogen), sondern auch das Selbstmitleidsstadium "Arme Lilli" hinter sich gelassen und doch tatsächlich eine Freundin angerufen, ob sie mitgehen will. Also eigentlich keine Freundin, sondern die nette Mutter eines Freundes des grossen Strolches. Da ja vielleicht ein Freundin werden kann, denn sie kam mit, lief im richtigen Tempo und hatte allerhand interessante Dinge zu erzählen. Das Kapitel "Meine Kinder werden gross, Hilfe-was-mach-ich-mit-all-der-Zeit" ist definitif angebrochen. Lilli muss sich nur noch ein ganz klein wenig verrenken, um zu sehen, wieviel Gutes dabei für sie ansteht.

Donnerstag, 17. April 2014

In der Schule lernt man für's Leben

Der kleine Strolch - ja, das Kind, das zum Essen gezwungen werden musste und ein Jahr lang nur mit Zusatzdrinks über Wasser gehalten werden konnte - hat einen unglaublichen Kekskonsum. "Jetzt hörst Du aber auf", musste Lilli ihm neulich beim Fernsehen sagen, als er einen Keks nach dem anderen in sich hineinstopfte. Der kleine Strolch, in Ferienlaune, schüttelte kauend den Kopf. "Ich hatte nur zwei und bin total satt", erklärte ihm Lilli. "Aber Mama", sagte er daraufhin, "Du hast doch einen total anderen Metabolismus als ich."

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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