Freitag, 30. Januar 2015

Wichtige Dinge

Lilli klebt seit Neuestem einen Einkaufszettel ans schwarze Brett der Küche, denn ihr Gedächtnis lässt nach und meist weiss sie samstags nicht mehr, dass dienstags der Reis ausging und dass auch Backpapier neu gekauft werden muss. Der kleine Strolch hat das Prinzip kapiert und auf die Liste geschrieben:

Brownies
Scharfe Sosse
PS4

Donnerstag, 29. Januar 2015

Tag der offenen Tür

Heute morgen hat der grosse Strolch vergessen, das Garagentor hinter sich zuzumachen. Es blieb also den ganzen Tag über sperrangelweit offen - zur Strasse hin, wo alle es sehen können, bis der kleine Strolch gegen 17 Uhr nach Hause kam. Monsieur verweilte den Tag über im dritten Stock, ohne sich der Situation bewusst zu sein. Es scheint nichts gestohlen worden zu sein, was irgendwie schwer zu glauben ist. Es hat auch kein Nachbar angeklopft oder angerufen, um sich zu erkundigen, ob das mit dem Garagentor wohl so beabsichtigt war. Kurzum, ausser einer riesigen Energieverschwendung scheint nichts weiter passiert zu sein. Trotzdem zittern Lilli die Knie.

Mittwoch, 28. Januar 2015

Lilli schwimmt

Ein kanadisches Hallenbad ist kein Spielplatz. Hier gibt es drei Bahnen, die anhand von am Kopfende aufgestellten Schildern in "langsam", "mittel" und "schnell" eingeteilt sind. Meist schwimmt Lilli in der langsamen Bahn, weil dort weniger los ist als in der mittleren - ohne unbedingt langsamer zu sein, denn Geschwindigkeit ist bekanntlich relativ und wenn sie Gluck hat, kann sie dort in ihrem Rhythmus schwimmen, ohne ihrem Vordermann die Füsse zu berühren oder selbst von hinten Druck zu bekommen. Es gibt aber auch Tage, an denen Lilli ihre Mitschwimmer am liebsten auf den Mond schiessen oder zumindest in eine neue Bahn - man könnte sie "Schildkröte" nennen - befördern würde. Manchmal, wenn ganz viel los ist, teilen die Bademeister eine vierte Bahn ab. Für diese vierte Bahn gibt es aber leider kein Schild, sodass sich dort alle möglichen Geschwindigkeiten zusammenfinden, die alle meinen, sie würden nirgendwo anders reinpassen. Dass bei dem sich dort abspielenden Gerangel, Sich-gegenseitig-in-die-Seite-kicken und Überholen noch keiner ersäuft wurde, ist ein Wunder. Wahrscheinlich passen die Wassergymnastler, die sich im verbleibenden handtuchgrossen Beckenteil mit Poolnudeln vergnügen, mit auf.

Ach ja, noch ein Grund zur Unmut: seit kurzem ist der Wasserspiegel so niedrig, dass Lilli sich im flachen Teil die Knie anstösst. Wenigstens sind die Duschen schön heiss.

Montag, 26. Januar 2015

Sparmassnahme

Lillis Kollegin macht die Runde, einen nassen Teebeutel über ihrer Tasse schwenkend: "Ich trink meinen Tee nur ganz schwach. Will jemand meinen Teebeutel weiterbenutzen?"

Das ist wohl nicht, was man unter Second Flush versteht...

Sonntag, 25. Januar 2015

Fehlanzeige

Im Zuge ihres Nudelteigexperimentes will Lilli herausfinden, ob sie diesen nicht doch schon fertig irgendwo kaufen kann. Wenn nicht im normalen Supermarkt, dann vielleicht in einem der vielen Nahrungsmittelgeschäfte, die die bunt gemischte ethnische Bevölkerung von Montréal bedienen. Adonis zum Beispiel, von dem sie schon viel gehört hat und der seit kurzem auch in Lillis Nahe zu finden ist. Als sie dort ankommt, merkt sie bald, dass es sich bei diesem Schönling nicht um einen Italiener handelt, sondern um einen Libanesen. Dort gibt es massenweise Nüsse und Oliven, mariniertes Fleisch, Ziegenkäse, frischen Tintenfisch und Blätterteiggebäck, aber Nudelteig - oder auch nur irgendwelche anderen frischen Nudeln - gibt es nicht.

Libanesen essen keine Nudeln? Jedenfalls scheinen sie sie woanders zu kaufen. Beim Italiener wahrscheinlich... Nun, der nächste (diesmal garantiert italienische) Laden ist am Mittwoch dran.

Donnerstag, 22. Januar 2015

Familienrat

"Ich schlage vor, La Presse (seriöse Tageszeitung von Montréal) abzubestellen und dafür Le Journal de Montréal (Sensationsblatt) zu abonnieren", sagt Monsieur beim Abendessen. "Nein", sagt der grosse Strolch, der den Sportteil liest. "Nein", sagt Lilli, die die Zeitung von vorne bis hinten liest und in einsamen Momenten auch das Kreuzworträtsel macht. "Ist mir eigentlich völlig egal", sagt der kleine Strolch, der keine Zeitung mehr liest, seit dort die Computerspielkolumne abgeschafft wurde, "aber es steht 2 zu 1 gegen Papa, deshalb ist das Thema vom Tisch".

Ja, so schnell kann Demokratie gehen.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Lilli und die Lehrer

Seit es keinen Religionsunterricht mehr gibt, haben die Strolche ECR - éthique et culture religieuse. Es geht also um Ethik und um verschiedene Religionen, scheint aber ein Fach für alles und nichts zu sein. So muss der grosse Strolch einen Persönlichkeitstest machen und zwei Seiten "über sich" schreiben. Er gibt Lilli eine Liste mit etwa 50 Eigenschaften, von denen sie 10 ankreuzen soll, die auf ihn zutreffen. Sie wählt so Sachen wie "ehrgeizig, gründlich, neugierig, ausdauernd". "Du musst aber auch negative Eigenschaften ankreuzen", erklärt der Strolch. Lilli zögert. Was soll Gutes dabei herauskommen, sein eigenes Kind völlig aus dem Zusammenhang gegriffen in negative Schubladen zu stecken - für eine Hausaufgabe in Reli??? Klar hat sie ein paar Sachen beobachtet und könnte darüber Romane schreiben, wie er manchmal sein kann: wenig mitfühlend, langsam, faul wenn es darum geht, sein Zimmer aufzuräumen oder den Tisch zu decken. Das wird sie aber keinesfalls in einem Test ankreuzen, den er für die Schule macht. Falls sein Lehrer nicht zufrieden ist, soll er Lilli nur mal anrufen.

Lehrer - manchmal kann man nur den Kopf schütteln.

Montag, 19. Januar 2015

Ernüchternd

Heute hatte der kleine Strolch beim Kaffeetrinken nichts zu sagen. "Wie war's in der Schule?", fragt Lilli, aber er zuckt nur mit den Schultern. Lilli erzählt vom Büro und der grosse Strolch brüstet sich damit, wie er zu spät gekommen und der Sekretärin trotzdem entwischt ist. "Und du?", fragt Lilli noch einmal. Lange denkt der kleine Strolch nach. Dann sagt er: "Heute gab's für jeden einen Muffin umsonst."

Auch Bildung geht wohl durch den Magen.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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