Mittwoch, 1. April 2015

Austauschbar

Manchmal blättert Lilli in der Bücherei in einer Zeitschrift und kann sich nicht entscheiden, ob sie die Ausgabe schon mal ausgeliehen hat oder nicht. Alles sieht so aus, als ob sie es schon einmal gelesen hätte - die Buchtipps, die Modetipps, die Schminktipps, die Kochtipps. Aber nicht so, als ob es einen nachhaltigen Eindruck auf sie gemacht hätte.

Deshalb kauft sie ja auch schon lange keine Zeitschriften mehr.

Dienstag, 31. März 2015

Ein Thriller, der als Internatsroman daherkommt

Lilli hat "Never let me go" des Japaners Kazuo Ishiguro (deutscher Titel: Alles, was wir geben mussten - wer sich das wohl ausgedacht hat?) gelesen und den Film gesehen. Um den kolossalen Schock nicht vorwegzunehmen, der den nichts ahnenden Leser nach ein paar Kapiteln heimsucht, kann hier nicht viel erzählt werden. Ausser, dass sich die Lektüre, die scheinbar sanft dahinplätschert und von einer dem Anschein nach fast ganz normalen Kindheit in einem englischen Internat handelt (wo aber sind die Eltern? und warum wird so viel Wert auf Kunstunterricht gelegt?), absolut lohnt, zum Nachdenken anregt und - weil es doch ein Thriller ist, aber ein ganz leiser - Gänsehaut erzeugt. Nicht nur, weil es absolut schrecklich ist, was dort geschieht, sondern vor allem, weil es absolut denkbar ist, dass die Menschheit einmal so weit kommt.

Kein Wunder, dass das Buch 2005 für den Booker-Preis nominiert wurde.

Montag, 30. März 2015

Auf den Punkt gebracht

Neulich hat Lilli auf einer Beerdigung gesungen. Ein Mitglied des Kirchenchores, in dem sie an Weihnachten mitsingt, ist gestorben. Sie kannte ihn nicht, ausser dass er der einzige Bariton des Chores war und gern so laut sang, dass er bei "Stille Nacht" die minderjährigen Soprane übertönte. Seine Frau und seine zwei erwachsenen Kinder hielten eine bewegende Ansprache, in der auch viele heitere Elemente hervorgehoben wurden. So hat Lilli es im Nachhinein bedauert, ihn nicht näher gekannt zu haben, denn er war wohl ein intelligenter, lustiger und intensiver Mann gewesen. Industriepsychologe von Beruf. Sein Motto lautete: "Man muss seine Arbeit gut machen und besser machen, aber man muss sich auch gut dabei fühlen."

Genau das, was Monsieur fehlt. Hätte Monsieur doch auch im Chor singen sollen.

Samstag, 28. März 2015

Wie die Kaninchen

Lilli macht ihren Rucksack auf, um dem kleinen Strolch die 20 Lindt-Hasen zu zeigen, die sie gekauft hat. Im Sackinneren schimmert es nur so vor Goldpapier, und die Glöckchen klingen leise. "Oh, das sind aber viele", staunt der kleine Strolch. "Und dabei habe ich doch nur vier gekauft!", sagt Lilli.

Dienstag, 24. März 2015

Neulich im Hallenbad...

Liebes Hallenbad,

So nicht. So geht es auf keinen Fall weiter. Bitte verbieten Sie erwachsenen Männern, die mit Schwimmbrett UND Taucherbrille UND Schnorchel ausgerüstet sind, den Zutritt zu den Bahnen. Wo kommen wir denn hin, wenn die da prusten, wackeln und mit den Füssen spritzen dürfen, dabei aber kaum vom Fleck kommen? Hm? Oder teilen Sie wenigstens noch eine vierte Bahn ab, die passend zu "schnell", "mittel" und "langsam" dann mit "Schneckentempo" ausgeschildert werden sollte.

Echt jetzt.

Was Lehrer zum ältesten Thema der Welt meinen

Jawohl, es ging um Sex. Wann nämlich man weiss, dass der richtige Moment gekommen ist, und beide Strolche hatten dazu Sprüche ihrer Lehrer parat.

Lehrer des kleinen Strolches: "Wenn man sich vorstellen könnte, es seinen Eltern zu erzählen."

Lehrer des grossen Strolchs: "Wer heute mit 16 Sex hat, tut es im Prinzip auf einer Bühne, vor Publikum und mit einem Kommentator - so ist es im Zeitalter von Facebook."

Lilli staunt. In ihrer Schulzeit gab es zwar Aufklärungsunterricht, aber um den richtigen Zeitpunkt ging es dabei nicht.

Freitag, 20. März 2015

Musik, eins, zwei, drei

In Lillis Haushalt gibt es kein Klavier. Mist, wenn man unbekannte Lieder einüben will und der grosse Strolch nicht zuhause ist mit seinem Tablet. Und das Glockenspiel vom kleinen Strolch ist bestimmt verstimmt...

Donnerstag, 19. März 2015

Sein oder nicht sein

Der grosse Strolch erzählt von dem Roman, den sie in Französisch lesen müssen. Ein zeitgenössischer Québecer Autor schreibt über einen geschiedenen Mann, der einen Roadtrip nach New Orléans macht. "Bisher das beste Buch, das wir lesen mussten", sagt der Strolch. "Habt Ihr eigentlich irgendwelche Klassiker gelesen?", fragt Lilli. Molière, Stendhal, Flaubert, Camus, Sartre? Nein, nur der Name Guy de Maupassant sagt dem Strolch was, wegen der Kurzgeschichten, die immer so blöd ausgehen. Und letztes Jahr haben sie Agatha Christie gelesen, Mord im Orientexpress. Im Französischunterricht....

"Wir haben früher aus jeder Epoche was lesen müssen", erinnert sich Lilli. "Schiller, Goethe, Lessing, Wedekind, E.T.A. Hoffmann, Der gute Mensch von Sezuan, Homo Faber... " "Und, wie fandest Du das?", fragt der Strolch. "Zum Grossteil fürchterlich langweilig", gibt Lilli zu. Aber richtig war es trotzdem...

Mittwoch, 18. März 2015

Frühlings Erwachen

Der grosse Strolch ist bedrückt. Er kommt in der Schule nicht mehr so leicht mit wie früher. In Mathe hat er so lange für eine Aufgabe gebraucht, dass für den Rest keine Zeit mehr übrig war. In Englisch bringt er die Theaterstücke von Shakespeare durcheinander und in Geschichte kämpft er gegen den Schlaf. Schlaf ist sowieso schon länger ein Thema, aber irgendwie hat Lilli das späte Ins-Bett-gehen schleifen lassen - sie geht schliesslich so um die 22 Uhr ins Bett und kann nicht kontrollieren, was danach passiert. Jetzt aber könnte sie sich ohrfeigen, das Problem so lange nicht wahrgenommen zu haben.

Der grosse Strolch geht zu spät ins Bett.
Weil er so lange an den Hausaufgaben sitzt.
Er sitzt so lange an den Hausaufgaben, weil er sich zwischendurch ablenken lässt.
Von Facebook.
Weil er so spät ins Bett geht, kann er sich schlecht konzentrieren.
Weil er sich schlecht konzentrieren kann, kommt er in der Schule nicht mehr so mit.
Weil er in der Schule nicht mehr so mitkommt, sind die Hausaufgaben unangenehm.
Weil die Hausaufgaben unangenehm sind, macht er immer mal wieder einen Sprung auf Facebook, wo der Spass ist.
Und wird deshalb so spät fertig, geht spät ins Bett, schläft zu wenig, usw.

So. Wenigstens ist Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung. Der grosse Strolch muss eine Entziehungskur machen, denn Facebook ist zu einer Droge geworden, die Zigaretten, Alkohl oder Drogen in ihrer Heimtückischkeit in nichts nachsteht.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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