Dienstag, 11. August 2015

Anstrengend

Besuch ist toll, wenn er kommt, aber auch sehr schön, wenn er nach drei Tagen wieder geht.

Mittwoch, 5. August 2015

Der Boden der Tatsachen

Der grosse Strolch räumt sein Zimmer auf. Und siehe da, er hat Parkettboden, das hatte Lilli doch glatt vergessen.

Dienstag, 4. August 2015

Schlechte Nachricht, gute Nachricht

Lilli will zum Friseur, aber ihre Friseurin kommt erst in drei Wochen aus dem Urlaub zurück. Notgedrungen macht sie einen Termin mit einer ihr unbekannten Kollegin aus - "aber eine, die gut mit lockigen Haaren zurechtkommt, bitte!" - und begibt sich klopfenden Herzens unters Messer. Mit einem so guten Ergebnis, dass doch glatt ein Foto für die Facebookseite des Friseurs gemacht wird.

So kann es also auch mal laufen im Leben...

Montag, 3. August 2015

Knackpo auf Rezept

Seit Januar hat Lilli Schmerzen im Knie beim Schwimmen oder Radfahren. "Arthrose", meint der Arzt und verzieht das Gesicht, Da sei nichts zu machen, das käme halt mit dem Alter. Die Physiotherapeutin meint dagegen, sie hätte ein zu loses Kreuzband und zu schwache Muskeln am Oberschenkel, Hüfte und Gesäss. Lilli soll Übungen machen, die diese Muskeln stärken, dann gingen auch die Schmerzen im Knie wieder weg. Das hört sich immerhin besser an als Arthrose! Jetzt also wird sich Lilli einen stählernen Hintern antrainieren, wer hätte das gedacht.

Freitag, 31. Juli 2015

Lilli segelt

Letzte Woche war Lilli segeln. Als erstes hat sie Bescheidenheit gelernt: segeln kann man nur, wenn der Wind weht. Kein Wind, kein Vorankommen, so sehr man sich das auch wünscht. Segler sind also von den Elementen abhängig und müssen ihre Pläne über den Haufen werfen können oder, besser gesagt, sie den äusseren Umständen anpassen können. Für einen Büromenschen eine neue und verunsichernde Situation. Die Theorie war relativ einfach: die Lehrerin zeichnete einen Pfeil auf die Tafel - das war der Wind - und kleine Boote, die mal so und mal in einem anderen Winkel zum Pfeil standen. Dazu winzige Segel, die mal mehr und mal weniger offen waren. Auf dem Wasser fehlte Lilli dann der Pfeil am Himmel, was das Feststellen der Windrichtung erheblich erschwerte.

Weiter hat sie erkannt:
- Sie hat keinerlei Kraft in den Armen oder den Fingern, jedenfalls viel weniger als die Lehrerin, die vom Alter her ihre Mutter hätte sein können. Fahrradfahren ist halt doch nur für die Beine gut!
- Beim Kentern wird man nass und das Boot auch. Ausserdem schwimmt alles weg, was nicht festgebunden war, und zwar mit erstaunlicher Geschwindigkeit.
- Der kleine Strolch ist so gross wie ein Mann. Er hat es geschafft, das gekenterte Boot alleine wieder umzudrehen, indem er sich auf das Schwert stellte und kräftig am Bootsrand zog. Ein schöner Anblick, wenn auch Lilli in dem Moment sehr mit Husten und Wassertreten beschäftigt war.
- Richtiger Urlaub fängt dann an, wenn man keine Uhr mehr trägt. Seit der Geburt des grossen Strolches vor 16 Jahren trennt sich Lilli von ihrer Uhr nur beim Duschen, Schwimmen oder Spülen. Ohne Uhr fühlt sich Lilli nackt und unbeholfen, ist es doch beruhigend, jederzeit nachsehen zu können, ob es nun viertel vor drei oder doch schon zehn nach drei ist. Anfangs hörte sie das Ticken noch im Schlaf, dann aber half es ihr beim Träumen. Beim Segeln aber musste die Uhr an Land bleiben und hinterher beschloss Lilli kurzerhand, sie für die Dauer des Urlaubs im Rucksack zu lassen. Ein Gefühl des Treibens stellte sich ein, Mahlzeiten wurden nach hinten verschoben oder einfach übersprungen und ins Bett ging sie dann, wenn sie müde war. Was für ein Gegensatz zu ihrem sonst so geregelten Tagesablauf! Was für eine Erholung!

Mittwoch, 29. Juli 2015

Summer in the City

Gestern war es heiss in Montréal. Die Steinfassaden schleuderten die Hitze zurück in die roten Gesichter der Touristen, die sich jetzt die Altstadt anschauen mussten, weil es so geplant war. Sie gingen langsam durch die Strassen, mal hintereinander auf schmalen Gehwegen, dann wieder in kleinen Grüppchen dort, wo die Strasse versuchte, einer Fussgängerzone zu gleichen. (Fussgängerzone, so ein revolutionär europäischer Gedanke!). Nicht schlendernd, denn Schlendern bedeutet, dass man die Langsamkeit geniesst, man aber auch durchaus schneller gehen könnte, wenn es sein müsste - nein, schleppend, weil die Hitze auf den Kopf drückte und keinen schnelleren Schritt zuliess. Vor Eisdielen bildeten sich Schlangen, auf Terrassen rückten die Leute unter den Sonnenschirmen zusammen, manchmal kam aus einer Garageneinfahrt ein Geruch nach Müll oder Pferdedung herausgeschossen. Das Wasser des Sankt-Lorenz-Stroms plätscherte kühl und war ganz nah, schliesslich liegt die Altstadt direkt am Hafen, wie es sich gehört. Dennoch ist das Wasser in Montréal seltsam unzugänglich, denn von Infrastrukturen verbaut: Hafenanlagen, Lagerhallen, Züge und Kaimauern wehren diejenigen ab, die versuchen könnten, die Hand ins Wasser zu strecken oder gar baden zu wollen. Es gibt zwar einen (künstlichen) Strand in Alt-Montréal, der aber nur Sand und Liegestühle bietet, aber keine Bademöglichkeit. Das haben die Stadtplaner Generation um Generation versautbaut.

In dieser Hitze gehen die Leute einander auf die Nerven. Väter herrschen ihre halbwüchsigen Söhne an, die in schiefer Körperhaltung vor ihnen gehen, die Hände in den Hosentaschen: "Wie du läufst!", als hätten sie sie das ganze Jahr über nicht gehen sehen. "Können wir jetzt ins Hotel zurück?", fragen die Söhne als Antwort, um sich zu rächen. Die Mütter überlegen sich, wie es wohl wäre, getrennt Urlaub zu machen - die Kinder in ein Feriencamp, wo ein Sportangebot das andere jagt, nur kurz unterbrochen von diversen Computerspielpausen und Essenszufuhr ohne Ende, während die Eltern in Ruhe besichtigen können, die Zeitung lesen, einen Aperitif trinken und sich ein Konzert anhören. Selbst ein Eis bringt nicht die Rettung, die man sich davon versprochen hat, denn als das kleine Mädchen mit ihrem rosablauen Eis aus der Eisdiele ins Freie tritt, sagt sie empört: "Das schmeckt gar nicht nach Kaugummi!"

Lilli geht ins Tourismusbüro und holt Prospekte für ihren Bruder, der sie in zwei Wochen besuchen kommt. Montréal ist keine Stadt, die sich gut besichtigen lässt. Dazu ist das Wetter zu unberechenbar und die Sehenswürdigkeiten (zumindest für Europäer) zu unscheinbar, die Hinterhöfe und Baustellen zu allgegenwärtig. Erleben muss man sie, damit sich ihr Charme erschliesst - wenn man ihr die Chance lässt.

Mittwoch, 8. Juli 2015

Fouta Sie schon?

Es wird Zeit, auf andere Handtücher umzusteigen. Diese schweren Frotteehandtücher, die nach der Dusche ewig nicht trocknen und schon am zweiten Tag zu muffeln anfangen, sind nicht ideal. Ausserdem brauchen sie jede Menge Platz in der Waschmaschine und anschliessend mindestens zwei Runden im Trockner - oder einen Tag auf der Leine, wonach sie dann so steif sind, dass man sie zum Zusammenlegen abknicken muss.

Da kann sich doch die Menschheit mal was Besseres einfallen lassen!

Hat sie wohl auch. Aus Tunesien, Marokko und der Türkei sind jetzt federleichte Foutas nach Kanada herübergeweht. In ihren Heimatländern werden diese gewebten Baumwolltücher anscheinend zu allem verwendet - zum Besuch im Hammam, aber auch als leichte Bettdecke, Tischdecke, Schultertuch, usw. Sie sollen genauso saugfähig sein wie Frotteehandtücher, aber schneller trocknen und mit der Zeit immer geschmeidiger werden.

Lilli ist gespannt und hat gleich mal zwei bei Amazon bestellt. Entweder ist das die lang erwartete Revolution - oder es sind doch nur überdimensionierte Geschirrhandtücher...

Beweismittel

Zum zweiten Mal schon passiert es Lilli, dass sie beim Nachhauseradeln in ein prasselndes Unwetter gerät, bei dem sie bis auf die Unterwäsche nass wird, während die Regentropfen um die Ohren pfeifen und so hart auf ihr Gesicht aufprallen, dass sie bleibende Schäden befürchtet. Und dann kommt fünf Minuten vor dem Ziel die Sonne durch, zusammen mit einem warmen Wind, der die oberen Schichten wieder trocknet, bevor sie zuhause ankommt. Nur die zahlreichen Insekten, die ihr am Bauch und im BH kleben, wenn sie sich das feuchte Zeugs vom Körper popelt, zeugen davon, was wirklich unterwegs geschah.

Montag, 6. Juli 2015

Fortschritt, nein danke

Das hiesige Freibad krümelt schon seit Jahren vor sich hin. Die Klotür hängt schief in der Angel, von den Armaturen des Waschbeckens windet sich eine Rostspur die Wand hinunter, die Papierhandtücher liegen inzwischen AUF dem Spender, anstatt in seinem (kaputten) Inneren und auf dem graugestrichenen Fussboden blinzelt an immer häufigeren Stellen das vorhergehende Blau hindurch. Hinter der Kasse ist ein Aufenthaltsraum für die zahlreichen Rettungsschwimmer, die dort zuhauf sitzen und belegte Brote oder in der Mikrowelle aufgewärmte Pizza essen, während der Kassenbeauftragte eine Strichliste der Badegäste führt - Computer oder auch nur eine Registrierkasse gibt es nicht.

Um den Beckenrand liegen bunt verteilt diverse Spielsachen, die mit ins Wasser genommen werden dürfen, dazwischen liegen Handtücher und Rucksäcke, die keiner in die (doch, doch!) dafür vorgesehenen Schliessfächer schliesst. Rasenfläche gibt es keine, Eisdiele auch nicht - man ist ja schliesslich zum Schwimmen hier und nicht zum Vergnügen.

"Herrlich", denkt Lilli, als sie durch das ungeheizte Wasser gleitet. Ein Ort, an dem die Zeit stehenbleibt und der Sommer um Sommer verlässlich gleich nach Sonnencreme, Chlor und nassen Flipflops riecht. Der jedes Jahr - die Freibadsaison dauert nur 10 Wochen - ausschliesslich von Studenten betreut wird, die ihm einen Hauch von Jungbrunnen verleihen. Und der aufgrund seiner systematischen Verwahrlosung nur mässig besucht ist. Besser könnte es für Lilli gar nicht sein. Hoffentlich kommt die Stadt nie auf den Gedanken, Lillis Freibad renovieren zu wollen.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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