Donnerstag, 2. Juli 2015

Sieh an

Lilli googelt "Polenta Kochrezept". Und entdeckt dabei, dass die Masse 45 Minuten lang köcheln muss - idealerweise bei ständigem Umrühren.

Deshalb wird das schon fertig in diesen dicken Rollen angeboten.

Samstag, 27. Juni 2015

Gar nicht schlimm

Am Telefon:

Kleiner Strolch: "Ihr braucht Euch nicht aufzuregen..."

Sofort regt sich Lilli auf.

Kleiner Strolch: "... ich habe mir im Schwimmbad den Kopf aufgeschlagen, aber es ist nicht schlimm."

Vor Lillis geistigem Auge erscheinen Bilder von klaffenden Wunden.

Kleiner Strolch: "Die Mutter von L. hat mich untersucht und gemeint, das müsste man wahrscheinlich nicht nähen."

Die Mutter von L. ist Ärztin. Sie wohnt neben dem Schwimmbad. Lillis Knie geben unter ihr nach. Bisher stand sie mit dem Kochlöffel in der Hand in der Küche, jetzt setzt sie sich auf einen Stuhl.

Kleiner Strolch: "Sie sagt, wenn es morgen früh immer noch blutet, dann soll ich bei ihr vorbeikommen und wird sie es nähen. Vorher hat es ganz doll geblutet, aber jetzt ist es schon viel weniger. Wirklich, es geht mir gut. Ich ruf Euch nur an, weil die Mutter von L. das so wollte. Ihr braucht nicht zu kommen."

Lilli legt auf und dreht sich zu Monsieur um. Der zieht sich schon die Schuhe an und meint: "Wir wollten doch sowieso noch eine Runde spazieren gehen."

Mittwoch, 24. Juni 2015

Verkaufsargument

Lilli sucht nach Ferienprojekten für die Strolche, die jetzt 10 Wochen lang nichts zu tun haben.

Lilli: "Du könntest die Millennium-Trilogie lesen."

Kleiner Strolch: "Geht's da um Gewalt, Action und seelische Abgründe?"

Lilli: "Ja."

Kleiner Strolch: "Au ja."

Herr, halt ein...

Heute hat Lilli Geburtstag. Mittags ging ihre Chefin mit ihr essen, zum Nachtisch gab es Apfelstrudel mit Vanillesosse. Nachmittags brachte ihr eine Kollegin einen Cupcake mit, der so dick mit Buttercreme bespritzt war, dass Lilli ihn nur halb schaffte und trotzdem bald darauf leichte Übelkeit verspürte. Dann fuhr sie durch schwüles Wetter mit dem Fahrrad nach Hause, wo Monsieur stolz eine Schoko-Mousse-Torte aus dem Kühlschrank holte. Ausserdem hatte Lilli gestern - aus Angst, keinen Geburtstagskuchen zu bekommen - einen Zitronenkuchen gebacken.

Komisch, wie schlecht man sich fühlen kann, wenn alle es gut mit einem meinen.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Zweiter Anlauf

Frauen ab 40 dürfen nur noch Qualität tragen, da geht kein billiger Fetzen mehr durch, da dieser weder durch charmanten Augenaufschlag noch durch knackige Haut wettgemacht werden kann. So liest es Lilli in jeder Frauenzeitschrift - wieso liest sie die überhaupt? - und genau deshalb fand sie sich am Mittwoch vor einer schicken Boutique wieder, die lauter Markensachen sowie Handtaschen und Schuhe aus garantiert echtem Leder feilbot. Fündig wurde sie dort schnell, denn tatsächlich waren die Sachen wunderschön, aus Naturfasern wie Seide und Leinen, mit ausgefallenen Mustern und nicht alltäglichen Details in guter Verarbeitung. Mit einem ganzen Arm voller Blusen, Kleidern, einem Blazer und einer Lederjacke trat Lilli an die Kasse, zahlte, ohne mit der Wimper zu zucken, und freute sich schon darauf, die nächsten zwei Wochen im Büro Modenschau zu machen.

Es war ein Secondhand-Laden, logisch. "Hier kommen lauter Künstler, Medienleute und Geschäftsfrauen vorbei, die ständig neue Klamotten kaufen und sie dann nur ein-zweimal anziehen. Ich nehme nur, was höchstens eine Saison alt ist und tadellos in Ordnung", erklärte die Inhaberin. Tatsächlich haftete den Kleidern keinerlei zweifelhafter Geruch an, sie hatten keine Make-up-Flecken oder Abnutzungserscheinungen. "Warum nicht", dachte sich Lilli. Die Kleider werden recycelt, der Geldbeutel wird geschont und Lilli hat endlich mal ein paar Sachen, die nicht aussehen wie aus dem Kaufhaus.

Fragt sich nur, was sie sagen wird, wenn jemand wissen möchte, wo sie denn das tolle Seidenkleid herhat...

Dienstag, 16. Juni 2015

Kleinvieh

Nachdem sie den Termin letztes Jahr verpennt hat, hat Lilli nun endlich die Schulbücher und Romane des kleinen Strolches von Klasse 7 verkauft. An Eltern der künftigen Siebtklässler natürlich, denn die Schule hat eigens hierfür eine Internetseite geschaffen, um die Kosten der Einschulung so gering wie möglich zu halten. Neben all den anderen Kosten - Schulgebühren, Uniform, Kosten für Ausflüge, Theaterstücke, Hefte, Ordner, Sportmannschaft, Musikinstrument - ist das zwar ein kleiner Posten, aber 140 $ sind es trotzdem, die da wieder in die Haushaltskasse zurückfliessen.

"Für das kommende Schuljahr brauche ich fast gar keine Bücher mehr", meint der kleine Strolch aufmunternd. Recht hat er, denn für Klasse 9 muss Lilli ihm dann ein Tablet oder einen Laptop kaufen.

Etwas ist faul...

Seit ihrer Deutschlandreise vor ein paar Wochen meint Lilli öfter, Zigarettengeruch zu riechen. Das ging ihr im Wohnzimmer ihrer nichtrauchenden Eltern so, im Wald und auch jetzt weiterhin in den verschiedensten Situationen und an Orten, an denen garantiert keiner raucht oder Feuer gemacht hätte. Sie hat schon die Strolche von oben bis unten abgeschnuppert, aber von ihnen geht der Geruch nicht aus. Es ist nur ein leichter, nicht unbedingt störender Geruch, aber die Abwesenheit der Quelle für diese Sinneswahrnehmung, die ist schon ganz schön störend. Heute hat Lilli "olfaktorische Halluzinationen" gegoogelt und dabei entdeckt: so etwas gibt es tatsächlich.

Und es sieht nicht gut aus. Oder wie man auf französisch sagt: es riecht nicht gut.

Freitag, 12. Juni 2015

Nullvon12

Heute ist ja schon wieder der 12. des Monats und Lilli muss zugeben, dass ihr Mitmachen bei 12von12 wohl eine einmalige Sache bleiben wird. Sie hat in ein paar andere Blogs reingekuckt, in denen allesamt Photos von Kaffeetassen, Wäsche, Blumenbeeten und Nudelgerichten zu sehen waren - was anderes hätte sie heute auch nicht gepostet. Doch: hätte sie ihre Kamera dabeigehabt, hätte sie festgehalten, wie sie mit schätzungsweise 20 anderen Radlern an der Schleuse des Sankt-Lorenz-Stroms stand und einen Frachter durchlassen musste, während der Regen immer stärker goss und die Radler zu dampfen anfingen. Der Sommer ist da!

Mittwoch, 10. Juni 2015

Optische Täuschung

Anstatt nur schnell zu gehen, war Lilli jetzt ein paar Mal joggen. Was heisst: sie joggt einen Strassenzug lang, dann geht sie wieder, dann rafft sie sich wieder zum Joggen auf, verfällt wieder ins Gehen usw. Warum sehen eigentlich alle Jogger so aus, als würde ihnen das Laufen Spass machen? Lilli macht vor allem das Aufhören Spass.

Ruf doch mal an

Der Job als Küchenhilfe stellte sich als wenig attraktiv heraus. Er ist weder gut bezahlt (der grosse Strolch hatte sich auf den Mindestlohn eingestellt, aber nicht einmal das wurde ihm geboten) noch irgendwie interressant - wer hätte das gedacht. Lilli schlägt ihm deshalb vor, doch den Vater seines Freundes anzurufen, der einen hohen Posten in einer Softwarefirma innehat, und ihn zu fragen, ob sie vielleicht Aushilfen für den Sommer bräuchten. Das macht der Strolch auch und netterweise erklärt sich der Vater bereit, ein gutes Wort für ihn in der Personalabteilung einzulegen. Gleich danach bereut Lilli ihren Vorschlag. Eine Freundschaft so zu belasten ist irgendwie doof, der Vater ist in einer peinlichen Lage, falls er absagen muss, und falls es klappt, muss Lilli ihm dankbar sein. Ist das ein Ferienjob wert?

Andererseits: so geht es nun mal im Leben. Es sind die Beziehungen, die in der Arbeitswelt zählen, nicht unbedingt die Begabung, die Eignung oder das Zeugnis. Auch das ist eine wertvolle Lektion, wenn auch keine, die Lilli gutheisst.

Montag, 1. Juni 2015

Wie im Roman

In Ermangelung eines Vollzeit-Ferienjobs hat der grosse Strolch sich als Küchenhilfe in einem Café anstellen lassen. Am Samstag fängt er an. Er weiss weder, wieviele Stunden er gebraucht wird, noch was er dafür bekommt. Auch hilft er eigentlich nicht gern in der Küche, jedenfalls nicht, wenn Lilli kocht. Besonders flink mit den Händen ist er auch nicht (Lilli beim Geschirrspülen: "Nicht streicheln, abtrocknen!"). Aber in dem Café gibt es immer wieder Live-Musiker und bestimmt sieht er sich schon dort im Eck sitzen und Gitarre spielen. Wäre sein Leben ein Roman von Maeve Binchy, wäre das der Anfang einer Karriere.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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