Mitmenschen

Donnerstag, 26. November 2015

Alle Jahre wieder

Bei vielen Leuten hat sich schon Weihnachtsstimmung eingestellt, bei Lilli noch nicht. Das ist kein Wunder, schliesslich leidet sie schon seit Jahren an einer immerzu ansteigenden Weihnachtsallergie: die gekünstelte Fröhlichkeit, der Kaufzwang, der Schwenkzwang, die heile Familie, die dankbar leuchtenden Kinderaugen, der plötzliche (und nach Weihnachten wieder abschwellende) Drang zur Nächstenliebe, das hört sich alles falsch und verquer an in ihren Ohren. Diese Woche fielen ihr gleich zwei Werbeprospekte in die Hände, die den unsinnigen Weihnachtskonsum besonders gut ausleuchten. Der erste pries Sachen an mit dem Slogan "Ihre Nachbarn werden beeindruckt sein", der zweite hielt Waren feil "für diejenigen, die schon alles haben".

Wo gibt's einen "Weihnachten, nein danke"-Aufkleber?

Samstag, 14. November 2015

Lilli und Jean-Michel Basquiat

Lilli ist erstaunt. In ihrem Malkurs stellt sie fest, dass sie schwarz ist. Als die Lehrerin den Schülern vorschlägt, Acrylfarben und Ölpastellkreide zu verwenden, wie es zum Beispiel Jean-Michel Basquiat zu tun pflegte, ist sie zuerst skeptisch. Immer diese Mischerei, wo man doch am besten eins nach dem anderen lernt.... Dann aber sieht sie sich seine Werke an und bekommt grosse Lust, es ihm nachzutun. Ein roter Tiger auf schwarzem Grund hat es ihr angetan und wow, macht das Spass, mit den Kreiden im Graffitistil zu malen. Den ganzen Tag über hält die Begeisterung an und nur schwer kann sie sich zurückhalten, abends im Hockeystadium an die Wand zu kritzeln.

Samstag, 7. November 2015

Lilli und die Zombies

Die Hockey- und Fussballmutter mit den österreichischen Wurzeln, die noch grösser und ungeschminkter als Lilli ist und auch ansonsten sehr sympathisch, hat Lilli The Walking Dead wärmstens empfohlen. Jetzt, da Lilli mit Broadchurch fertig ist (leider, LEIDER, denn Broadchurch gehört mit zum Besten, was Lilli je fernzusehen gegönnt war), braucht Lilli neues Fernsehfutter. "Das ist weniger eine Horrorserie als eine soziologische Studie der Menschen in extremen Krisenzeiten. Wie sie reagieren, was plötzlich wichtig wird, wie sie ihre Prioritäten setzen, wie sich Beziehungen aus Bedürfnissen heraus entwickeln und so", meinte die Freundin.

Jaha. Grausig sind die Zombies aber allemal, und leider besteht die Kamera darauf, auf den unerträglich geschminkten Gesichtern und den glasigen Augen so lange zu verweilen, dass sich Lilli hinter vorgehaltener Hand verstecken muss. Noch jetzt beim Schreiben wird ihr schlecht davon. Liebe Freundin, diese DVD kommt schleunigst wieder aus dem Haus.

Dienstag, 3. November 2015

Sonntag bei der Grippeimpfung

Das Wartezimmer ist voller Leute in grauen Herbstjacken, die Luft ist zum Schneiden, draussen wird es, kaum vier Uhr, schon dunkel. Ein junges Elternpaar versucht, die einjährige Tochter in Gummistiefel und Anorak zu stopfen. Ihr Gesicht ist gerötet, die Haare verschwitzt.

"Noooooooooooon, nooooooooooooooon, nooooooooooooooon", sagt sie tief und langgezogen, während die Eltern an ihr hantieren. Die Gummistiefel scheinen drei Grössen zu klein zu sein, jedenfalls passen die Füsse nicht rein.

Dann ist der Anorak dran. "Non! Non! Non!", sagt die Kleine jetzt schon deutlich lauter und deutlich höher. Als auch das nichts hilft, geht sie über zu noch lauterem "Ne-ne-ne-ne-ne! Non! Neeeeeeeeeeeeeeeee! Nuuu..."

Und da behaupten Leute, Babys könnten nicht sprechen. Der ganze Wartesaal hat die Kleine verstanden und mit ihr mitgelitten.

Sonntag, 1. November 2015

Kingston ist ja so hip

Reisen bildet: Wer hätte gedacht, dass eine kanadische Rockband aus so einer verschlafenen Stadt wie Kingston kommen kann?

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Lilli wettet, dass selbst Monsieur die Band nicht kennt. Und dass sie ihm gefallen wird.

Sonntag, 25. Oktober 2015

Für alle, die sich so richtig gruseln wollen

Halloween-Special:

Machen Sie's wie Lilli und googeln mal "Ekzem am Auge". Beeindruckender Farben- und Formenreichtum in allen Grössen. Brrr.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Lilli macht platt

"Mutter und Kind sind wohlauf und das Mädchen heisst Danae", verkündet die Sekretärin im Büro. Alle freuen sich für die Kollegin, wundern sich aber über diesen nie gehörten Namen. "Wie schreibt man das" und "Wo kommt das wohl her", schwirren die Fragen um den Mittagstisch. Lilli räuspert sich, dann erklärt sie: "Danae, griechische Mythologie. Danae wird von Zeus vergewaltigt, der ihr in Form eines Regenschauers erscheint."

Die Kollegen sind platt, dass Lilli sowas weiss. Griechische Mythologie war schon immer ein Thema in ihrem Elternhaus, das hat nichts mit der Schulbildung zu tun (im Gegenteil, die Strolche lernen hier in Kanada mehr über griechische Mythologie als Lilli damals in ihrer deutschen Schule). Es sind nicht unbedingt nützliche Kenntnisse, aber irgendwie ist es für Lilli doch beruhigend, solche Verbindungslinien in die (sehr frühe) Vergangenheit knüpfen zu können. Daraus resultiert ein grösseres Verständnis der Menschheit oder ein grösseres Vertrauen darin, als Mensch an einem Gesamtkunstwerk teilzuhaben. Die alten Griechen, gar nicht so anders in ihren Erlebnissen und Bedürfnissen als die Leute heute, ein tröstender Gedanke.

Montag, 19. Oktober 2015

Downton Abbey, heimliche Sehnsucht

"Oh, guten Morgen, Lady Mary", empfing die Sekretärin Lilli heute morgen im Büro.

Ja, Lilli trägt Hut. Dass man ihr einen Tee an den Schreibtisch bringt, hat sie sich aber noch nicht zu fragen getraut.

Freitag, 11. September 2015

2015 in einer Grossstadt

Der kleine Strolch geht jetzt, mit 14, allein zum Arzt. Vom Arztbüro aus ruft er Lilli an.
Kleiner Strolch: "Wie heisst noch mal die Salbe, die jetzt alle ist?"
Lilli: "Kann ich mich nicht erinnern. Aber die Ärztin muss das doch wissen, die hat sie dir doch selbst verschrieben."
Kurzes Gemurmel in der Leitung.
Kleiner Strolch: "Nein, die Ärztin weiss es auch nicht mehr."
Lilli: "Aber das muss doch in deiner Akte drinstehen."
Erneutes Gemurmel.
Kleiner Strolch: "Tut es nicht."

Ja, diese Arztpraxis funktioniert noch mit Papier.

Donnerstag, 3. September 2015

Schwaben sind ja so vorhersehbar

Wenn man Besuch beherbergt, der bloggt, dann kann man hinterher online nachlesen, wie man abgeschnitten hat. Die Nichte aus Deutschland fand die Montréaler sehr freundlich und die Omnipräsenz der zwei Sprachen cool und praktisch. Die Häuser sehen alle gleich aus, es gibt viele Einbahnstrassen und beim Football viele Regeln, die keiner versteht. Das Beste aber war, dass Lilli Maultaschen gemacht hatte - nach einer Woche Zelten das Beste, was die Nichte sich vorstellen konnte. Wie gut, dass sich Lilli dazu noch aufgeschwungen hatte...

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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