Mitmenschen

Donnerstag, 26. Februar 2009

Abartiges Nebeneinander

Im Baumarkt (nein, es ist kein Baumarkt, sondern ein "Canadian Tire" - eine Ladenkette, die als viriles Gegenstück zu "Victoria's Secret" so ziemlich alles zu bieten hat, was das Männerherz höher schlagen lässt: Campingsachen, Jagd- und Angelausrüstungen, fahrbare Rasenmäher, Winterreifen, Hockey- und Baseballschläger und noch andere schnuckelige Dinge. Da dies aber eine rein kanadische Abartigkeit ist, greift Lilli auf eine eher verständliche Benennung zurück, die beim geneigten Leser die gleiche physische Reaktion - Gänsehaut, beschleunigter Herzrhythmus, Leuchten in den Augen, leicht wiegender Schritt - hervorruft.), im Baumarkt also liegen die Säcke mit Streusalz jetzt direkt neben denen mit Holzkohle, und ein paar Schritte weiter werden schon riesige Grills und Balkonmöbel ausgepackt. Wenn man denkt, dass für Montag schon wieder 20 cm Schnee angesagt sind, kann man nur den Kopf schütteln über so viel Optimismus.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Wer sich vergleicht...

Tiefschürfendes Gespräch mit einer Freundin beim Italiener - zum Mittagessen, denn abends sind Mütter ja angebunden.

Freundin: Manchmal wünschte ich mir, ich würde morgens aufwachen und wäre ein anderer Mensch an einem anderen Ort.
Lilli (bestürzt): Ehrlich? Ich wäre gern der gleiche Mensch am gleichen Ort, nur mit einem anderen Mann. Oder besser gesagt, mit meinem Mann von früher...

So gesehen gibt es immer noch Leute, denen es schlechter geht als uns selbst.

Dienstag, 3. Februar 2009

Superbowl-Schock

Wenn man denkt, jemanden nach fast 15-jähriger Ehe ziemlich gut zu kennen, liegt man falsch – wahrscheinlich bleiben Menschen füreinander ewig unergründbar, und vielleicht liegt es gerade daran, dass manche Partnerschaften so lange halten: man kriegt immer mal wieder eine Überraschung vor die Füße gekickt, die man nicht hat kommen sehen… So steht Lilli auch dieses Jahr wieder das Superbowlwochenende mehr schlecht als recht durch: da muss Fingerfood für eine unbestimmte Menge an hungrigen Männern vorbereitet werden, deren Zahl zwischen 6 und 15 schwankt und die unkompliziert und vor dem Fernseher essen wollen. Da muss das Layout des Wohnzimmers so gestaltet werden, dass man von jedem Stuhl und Sessel aus den Bildschirm sehen kann UND gleichzeitig guten Zugriff auf die Chipsschüsseln hat. Da muss ein Couchtisch improvisiert werden, da Lilli und Monsieur (sehr zum Leidwesen von Lillis Mutter übrigens) noch nie einen solchen besessen haben und am Superbowlwochenende plötzlich merken, dass es gute Gründe gibt, so ein Möbelstück sein eigen zu nennen. Da müssen die Strolche schon am Samstag zu den Hausaufgaben gezwungen werden, da am Sonntag nicht mit irgendeiner Art von Konzentration zu rechnen ist. Da kommt einer der Männer plötzlich mit Frau und Baby, das drei Stunden lang vor dem Fernseher liegen muss und deshalb Babyspielsachen braucht, die Lilli schon längst irgendwo im Keller verloren verstaut hat. Da müssen beide Augen zugedrückt werden, wenn Gummibärchen und Salzmandeln durch die Luft fliegen, weil die Männer für unterschiedliche Mannschaften grölen und sich gegenseitig beschießen. Und zu allem Übel ist da noch der Superbowl selbst: ein mehrstündiges Spiel, dessen Regeln Lilli schnurzegal sind und bei dem das wilde Gerenne, kaum dass es angefangen hat, auch schon wieder wegen mangelnder Koordination auf dem Spielfeld aufhört (oder warum rennen die sonst alle ineinander rein, anstatt sich auszuweichen?). Schließlich und endlich ist dann noch das Chaos, das übrigbleibt, wenn alle Gäste sich verzogen haben. Dann räumt Lilli auf, während Monsieur sich „nur noch schnell“ die Sportnachrichten ansieht, um sicherzugehen, auch nicht das kleinste Fumble verpasst zu haben.

Dieses Jahr aber hat Lilli nicht aufgeräumt. Dieses Jahr war sie zu müde und hat sich mit einem guten Buch ins Bett verzogen mit dem Vorsatz, den ganzen Dreck einfach erst am nächsten Tag wegzuputzen. Und was passiert? Am nächsten Tag ist alles blitzblanksauber. Monsieur hat sich Besen und Wischmopp geschnappt, hat die Gläser gespült, die Flaschen runtergetragen, die Salsaflecken vom Sofa gewischt. Einfach so. Völlig überraschend und „out of character“, wie man beim Film sagen würde. Lilli ist platt.

Montag, 2. Februar 2009

Goldene Mitte

Lillis Eltern feiern im Sommer ihre goldene Hochzeit, jedenfalls steht es so im Kalender. Wie, wo und in welchem Rahmen gefeiert werden soll, ist jedoch noch unklar.

Lillis Mutter: Wenn wir hier im Ort feiern, müssen alle eingeladen werden, auch die, auf die ich gar keine Lust hab.
Lilli: Dann feiert doch irgendwo weiter weg, mit Hotel und Übernachtung. Nur Ihr zwei und wir Kinder mit Familie, ganz schnuckelig.
Lillis Mutter: Ach nein, das sind mir dann zu wenig…

Mittwoch, 28. Januar 2009

Tischmanieren

Beim alljährlichen Ball der XY-Gesellschaft, den Lilli jetzt schon seit hunderten von Jahren als dekoratives Anhängsel besuchen darf, saßen zum ersten Mal Leute mit an ihrem Tisch, die jünger waren als sie selbst. Abgesehen von der offensichtlichen Frische und Glätte ihrer Gesichter gab es dazu ein unfehlbares Indiz – sie zögerten lange und schauten hilflos in die Runde, bevor sie ihr Brot auf dem falschen Teller butterten...

Donnerstag, 22. Januar 2009

Lilli und das Hutzelweiblein

Gestern hat Lilli einem halb erfrorenen Hutzelweiblein geholfen, eine richtige Adresse in ihrer Straße ausfindig zu machen. Lilli ist ein Stück mit der Frau mitgegangen, hat den betreffenden Wohnblock identifiziert und dreimal umkreist, bevor ihr der kleine Trampelpfad aufgefallen ist, über den man überhaupt nur (mit dem ganzen Schnee) an die Haustür drankam. Danach war Lilli den ganzen Tag über seltsam beschwingt, obwohl drei Maschinen Wäsche anstanden und sie zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, dass abends die neue Staffel von „Lost“ losgehen würde. Als sie sich aber überlegte, wie sie über das Hutzelweiblein bloggen könnte, merkte sie, dass aus der Geschichte nichts rauszuholen war. Eine gute Tat ganz ohne literarisches Potential. Es war’s trotzdem wert.

Dienstag, 20. Januar 2009

Geschenkt!

Lilli, die selbsterklärte Geschenkefachfrau, ist – um dem Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ Munition zu geben – dieses Jahr böse abgestürzt. So böse, dass ihre 15-jährige Nichte nicht umhinkommen konnte, ihr klipp und klar zu sagen, was sie von ihrem Geschenk hielt: nämlich gar nichts. Die zu teurem Geld über den Ozean geschickten Bücher waren wohl zu kindisch, zu einfach und zu nett, was in den Augen einer Teenie-Nichte einer Beleidigung ersten Grades gleichkommt. Wenn nicht 6000 km zwischen ihnen liegen würden, hätte die Nichte ihre Tante zum Duell gefordert, da ist sich Lilli ganz sicher (und weiß auch gleich, welche Waffe sie wählen würde: Sahnetorte). So aber war es nur eine schnöde E-Mail, die Lilli die schlechte Nachricht eines verschmähten Geschenks überbrachte, und Lilli schnappte erst vor Empörung nach Luft, dann lief sie rot an, dann grün. Denn insgeheim versteht sie schon, was die Nichte ihr vorwirft – nur die Form geht ihr, gelinde gesagt, gegen den Strich. Man kann nun mal nicht alles im Rahmen einer E-Mail auf die Tasten werfen, ob es sich nun um Vorwürfe oder ein „Ich liebe dich“ handelt (Valentinstag steht schließlich auch bald vor der Tür). In beiden Fällen, liebe Internetgeneration, sollte man den Mut haben, zum Telefon zu greifen.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Schizophrenie im grellroten Kleid

Am 25. Dezember saß also die versammelte Familie um den schön gedeckten Mittagstisch, als allen klar wurde, dass die große stämmige Frau mit dem Kurzhaarschnitt und den hellen Augen, die erst vor knapp einem Jahr aus der psychiatrischen Anstalt entlassen worden war, nicht allein gekommen war. Oh nein, sie hatte ihre ständige „Begleiterin“ mitgebracht, und die war in großer Fahrt. Ob wir alle schlafen würden, schrie sie uns an, denn wie könnten wir hier so ruhig sitzen, während bei ihr zuhause das Haus abbrennt. Gleich müsste hingefahren werden, sie hätten gar nicht kommen dürfen, es sei ein großer Fehler, sich heute aus dem Haus gewagt zu haben, und jetzt säße sie hier und keiner würde je den Weg zurück finden. Wenigstens all das Essen hätte sie aus dem Haus räumen müssen, damit das nicht auch noch verbrenne, aber in der Eile des Aufbruchs hätte sie nur an ihre Kuscheltiere gedacht, die schließlich ihre Freunde seien und jetzt auf dem Rücksitz des Autos in Sicherheit waren (deprimiertes Nicken ihrer 70jährigen Mutter, die bestätigte, heute nur aus dem Haus gekommen zu sein unter der Bedingung, dass eine Plastiktüte voller Kuscheltiere mitgenommen würde). Als die große stämmige Frau merkte, dass sie nur begütigende und abwiegelnde Antworten bekam, stand sie vom Tisch auf und setzte sich mit ihrem Teller in die Küche. Dort fing sie an, herzzerreißend zu schluchzen und nach ihrer Schwester zu rufen, die zu der Zeit 700 km weit weg bei ihrer Schwiegerfamilie Hackfleischpastete aß. Dann stand sie abrupt auf und begab sich ins Badezimmer, wo sie eine Serie von „Ooooos“ in die Luft schrie, die sowohl erstaunt als auch verzweifelt klangen. Die anderen Anwesenden erlaubten den Kindern, ausnahmsweise jetzt gleich vom Tisch aufstehen zu dürfen und in den Keller zu verschwinden, wo ein elektronisches Spielparadies darauf wartete, in Beschlag genommen zu werden. Dann wurde eine Abordnung an die Badezimmertür geschickt, während sich ein anderer Teil der Familie darum kümmerte, diverse Ressourcen anzurufen, um Rat einzuholen. Schwupps, ging die Badezimmertür auf und heraus marschierte die Frau, die nun ganz von ihrer Krankheit kontrolliert zu sein schien. Auf einen Zettel hatte sie ein großes Kruzifix gemalt, auf das sie zeigte, ohne weiter ein Wort sprechen zu wollen. Auf die besorgten Fragen, was sie damit meinte, sagte sie wieder „Oh“, dann verlangte sie, dass der Fernseher eingeschaltet werde, da sie bald darin sprechen würde. Schließlich könnte sie nicht alle Menschen einzeln anrufen, um sie vor dem baldigen Ende der Welt zu warnen. Das Fernsehen sei die einzige Möglichkeit, zu den Massen durchzudringen, und genau das sei ihre Pflicht, denn sie allein hatte schließlich die sechs Medikamente entdeckt, die die Menschheit retten könnten…

In der Zwischenzeit hatte die große Schwester Rat eingeholt, der allerdings an diesem 25. Dezember mager ausgefallen war. Psychiatrische Notaufnahme, hieß es von allen Seiten – sowohl von dem Wohnheim, in dem sie schon einmal betreut worden war, als auch von der Sozialarbeiterin und der Sekretärin der Psychiaterin, die ihr zweimal im Monat ihre Spritze verschrieb. Also Krankenwagen anrufen und die Polizei, die den Sanitätern beistehen würde, falls es nötig sei. Die Mutter der Kranken ließ sich jammernd auf einen Stuhl fallen.

Die Polizei traf als erstes ein, zwei schmucke junge Herren in dunkelblauer Uniform, die zuerst versuchten, mit der Frau zu reden, aber bald davon abließen, als diese ihnen erklärte, vor dem (ausgeschalteten) Fernseher sitzen bleiben zu wollen, da ihre Nachricht an die Nation ja bald käme. Dann fing sie an, eine Liste der Anwesenden aufzustellen, brachte aber die Namen durcheinander, strich durch, begann von Neuem und zählte mit den Fingern. Einfacher und genauso sinnvoll wäre es, meinte sie dann, einfach nur die Anwesenden in Eltern und Kindern einzuteilen, in VaterMutterKind, wobei alle gleichzeitig Eltern und Kinder wären, nur sie sei die Einzige, die weder Vater noch Mutter war, sondern nur Kind… Eine Funkverständigung vom Krankenwagen, der zu einem dringenderen Fall gerufen worden war und auf Weiteres unabkömmlich war. Die Ohnmacht der Polizisten, die erst eingreifen dürfen, wenn die Kranke sich selbst oder andere in Gefahr bringt… und die Ohnmacht der Familie, dieser Frau, die doch so dringend Hilfe brauchte, nicht helfen zu können. Schließlich kniete die große Schwester vor dem Fernseher nieder und zog der Frau die Stiefel an, dann hob sie sie am Arm hoch und half ihr in die Jacke. In letzter Verzweiflung wandte sich die Kranke dann noch an Lilli, die die ganze Zeit über an dem halb abgeräumten Tisch mit den Baguettekrümeln gesessen hatte. „Kennst die Anne?“, fragte sie Lilli durchdringend, als ob sie ihr eine geheime Botschaft übermitteln wolle. „Anne – nein, ich kenne niemanden, der so heißt“, sagte Lilli, da fiel ihr ihr letzter Besuch beim Kommunionsunterricht des großen Strolches ein. „Oder meinst du die Prophetin? Anne, die Prophetin?“ „Anne, Anne, Anne“, wiederholte die Frau nur, ohne auf Lillis Antwort einzugehen. Und ein letzter Aufschrei, während ihre Schwester sie zur Tür hinaus zog (ein Polizist vorne, einer hinten, stets bemüht, die Kranke unter keinen Umständen anzufassen): „Meine Familie verstößt mich, und keiner wird je den Weg finden, denn alle haben alles vergessen“, dann wurde es wieder still im Haus. Vom Keller hallten die Jubelschreie der Kinder, die mit Autorennen und anderen virtuellen Boxkämpfen beschäftigt waren, während sich die Mutter seufzend den Pelzmantel überzog, um nach Hause zu fahren und einen Koffer mit dem Nötigsten zu packen. Den aber brauchte die Kranke gar nicht, weil für die ersten Tage in der geschlossenen Anstalt sowiese Einheitsschlafanzüge vorgeschrieben sind.

Montag, 12. Januar 2009

Blick zurück (im Zorn)

Freude und Zwang – nie liegen diese zwei Gegner kuscheliger miteinander im Bett als an Weihnachten. So gab es auch bei Lilli dieses Jahr viel von dem einen (das Strahlen des kleinen Strolches, als er sein richtig echtes Schlagzeug auspackte, die Erleichterung des großen Strolches, als er zum Schluss doch noch den Gutschein für die neuen Schlittschuhe entdeckte) und etwas mehr als gewöhnlich von dem anderen. Die Espressomaschine ging pünktlich am 24. kaputt, der kleine Neffe entwickelt sich zum unerträglichen Einzelkind, die Schwägerin und ihr Mann stritten sich um Nichtigkeiten. Grand-maman hat es genervt abgelehnt, beim Schulprojekt des kleinen Strolches über „die Vergangenheit“ mitzumachen, und ihn dadurch maßlos enttäuscht. Die großen Neffen spielten stundenlang „Super Mario Smash Irgendwas“ vor ihrem neuen Fernseher, während ihre Mutter versuchte, den Rest der Familie dazu zu animieren, doch noch mehr von ihren gerollten Sandwiches aus weißem Toastbrot und Eierpampe zu nehmen. Lilli ging genau einmal spazieren, allerdings waren die Straßen so vereist, dass der Blick nicht von den Stiefeln genommen und ein Gespräch nur stockend geführt werden konnte. Am 31. wurde Lilli pünktlich eine Viertelstunde vor Mitternacht schlecht, wodurch es zu einem hastigen Aufbruch und nur aus gebührender Entfernung zugerufenen Neujahrswünschen kam. Dann kam auch schon wieder der Alltag und damit Lillis neues Projekt, Monsieur sekretärisch unter die Arme zu greifen, weil seine richtige Sekretärin für vier Wochen in geheimer Mission in die USA abgedampft ist (ob sie sich in der Zeit den Busen vergrößern oder die Nase verkleinern lassen wird, kann wohl erst nach ihrer Rückkehr bestätigt werden – Lilli tippt aber eher auf eine Stimmbandverlängerung, denn optisch steht es um diese Frau zweifellos sehr viel besser als akustisch). Dann hat Lilli noch Rücken, der wohl durch das viele Schneeschippen und die neuen hohen Absätze zu erklären wäre. Und auch die schreckliche, schreckliche Unbekannte hatte ihren Auftritt, im langen Kleid und mit Pauken und Trompeten, aber das ist eine andere Geschichte...

Freitag, 7. November 2008

Erst Feist, dann Jacques

Am Mittwoch abend kramte Lilli ihre Lederjacke und die hohen Stiefel raus und verkleidete sich als urbane Konzertgängerin: für die kanadische Sängerin Leslie Feist, deren Musik Lilli zwar nicht einordnen könnte, sie aber mit ihren leicht dissonanten Harmonien und dieser Stimme – dieser schönen, starken und zugleich verletzlichen Stimme! – über den Haufen rennt, überschwemmt, umgarnt, mitzieht und am Ende des Abends ausgelaugt und zugleich erfüllt mit neuem inneren Frieden wieder ausspuckt. Faszinierend, wie Feist sich zu Beginn mehrerer Lieder selbst aufnimmt und anschließend auf diese Harmonien die eigentliche Melodie singt, dazu Gitarre spielt oder Klavier, während mehrere Leute um sie herum damit beschäftigt sind, ihre weißen Knöpfstiefelchen zu filmen (unter deren Absätzen Zettel mit der Aufschrift „Zut!“ und „Alors“ klebten) oder poetische Schattenspiele an die Wand zu werfen. Danach gingen Lilli und Monsieur ins Newtown, um dort noch einen Happen zu essen, und fielen fast vom Barhocker, als plötzlich Jacques Villeneuve in voller Größe (ziemlich klein übrigens) vor ihnen stand. Genau der Jacques Villeneuve, der eine Zeitlang als Formel 1-Fahrer Erfolg hatte, bevor er ganz lange keinen Erfolg mehr damit hatte und inzwischen auf andere Rennen, das Führen eines Restaurants (Newtown = Villeneuve) und das Musikmachen umgestiegen ist. Ohne die Augen vom Boden zu heben, ging er an Lilli und Monsieur vorbei ins Freie und ließ Monsieur nicht einmal die winzigste Chance, auch nur Hallo zu sagen - wohl eher aus Schüchternheit als aus Arroganz. Draußen warf er seine Gitarre auf den Rücksitz eines weißen Audis („hätte mich auch gewundert, wenn er BMW gefahren wäre“, meinte Monsieur noch) und fuhr davon wie jeder normal Sterbliche. Lilli und Monsieur schauten sich an: alles in allem war es ein beeindruckender Abend gewesen.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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