Strolche

Dienstag, 3. Februar 2015

Fumble!

Der grosse Strolch freut sich schon auf sein Footballtraining, das demnächst beginnt und dem der Bundeswehr nicht unähnlich ist. "Und welche Position spielst Du dann?", fragt Lilli ohne Hoffnung, davon auch nur ein Wort zu verstehen. "Slot back", sagt der grosse Strolch. "Und wie heisst das auf französisch?", will Lilli wissen. Der grosse Strolch zuckt mit den Schultern, doch der kleine Strolch kommt ihm zur Hilfe: "Prostitué arrière" (slot/slut, woher der kleine Strolch nur so ein Vokabular hat?).

Ja, das wird ihm haften bleiben, dem grossen Bruder.

Freitag, 30. Januar 2015

Wichtige Dinge

Lilli klebt seit Neuestem einen Einkaufszettel ans schwarze Brett der Küche, denn ihr Gedächtnis lässt nach und meist weiss sie samstags nicht mehr, dass dienstags der Reis ausging und dass auch Backpapier neu gekauft werden muss. Der kleine Strolch hat das Prinzip kapiert und auf die Liste geschrieben:

Brownies
Scharfe Sosse
PS4

Donnerstag, 29. Januar 2015

Tag der offenen Tür

Heute morgen hat der grosse Strolch vergessen, das Garagentor hinter sich zuzumachen. Es blieb also den ganzen Tag über sperrangelweit offen - zur Strasse hin, wo alle es sehen können, bis der kleine Strolch gegen 17 Uhr nach Hause kam. Monsieur verweilte den Tag über im dritten Stock, ohne sich der Situation bewusst zu sein. Es scheint nichts gestohlen worden zu sein, was irgendwie schwer zu glauben ist. Es hat auch kein Nachbar angeklopft oder angerufen, um sich zu erkundigen, ob das mit dem Garagentor wohl so beabsichtigt war. Kurzum, ausser einer riesigen Energieverschwendung scheint nichts weiter passiert zu sein. Trotzdem zittern Lilli die Knie.

Donnerstag, 22. Januar 2015

Familienrat

"Ich schlage vor, La Presse (seriöse Tageszeitung von Montréal) abzubestellen und dafür Le Journal de Montréal (Sensationsblatt) zu abonnieren", sagt Monsieur beim Abendessen. "Nein", sagt der grosse Strolch, der den Sportteil liest. "Nein", sagt Lilli, die die Zeitung von vorne bis hinten liest und in einsamen Momenten auch das Kreuzworträtsel macht. "Ist mir eigentlich völlig egal", sagt der kleine Strolch, der keine Zeitung mehr liest, seit dort die Computerspielkolumne abgeschafft wurde, "aber es steht 2 zu 1 gegen Papa, deshalb ist das Thema vom Tisch".

Ja, so schnell kann Demokratie gehen.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Lilli und die Lehrer

Seit es keinen Religionsunterricht mehr gibt, haben die Strolche ECR - éthique et culture religieuse. Es geht also um Ethik und um verschiedene Religionen, scheint aber ein Fach für alles und nichts zu sein. So muss der grosse Strolch einen Persönlichkeitstest machen und zwei Seiten "über sich" schreiben. Er gibt Lilli eine Liste mit etwa 50 Eigenschaften, von denen sie 10 ankreuzen soll, die auf ihn zutreffen. Sie wählt so Sachen wie "ehrgeizig, gründlich, neugierig, ausdauernd". "Du musst aber auch negative Eigenschaften ankreuzen", erklärt der Strolch. Lilli zögert. Was soll Gutes dabei herauskommen, sein eigenes Kind völlig aus dem Zusammenhang gegriffen in negative Schubladen zu stecken - für eine Hausaufgabe in Reli??? Klar hat sie ein paar Sachen beobachtet und könnte darüber Romane schreiben, wie er manchmal sein kann: wenig mitfühlend, langsam, faul wenn es darum geht, sein Zimmer aufzuräumen oder den Tisch zu decken. Das wird sie aber keinesfalls in einem Test ankreuzen, den er für die Schule macht. Falls sein Lehrer nicht zufrieden ist, soll er Lilli nur mal anrufen.

Lehrer - manchmal kann man nur den Kopf schütteln.

Montag, 19. Januar 2015

Ernüchternd

Heute hatte der kleine Strolch beim Kaffeetrinken nichts zu sagen. "Wie war's in der Schule?", fragt Lilli, aber er zuckt nur mit den Schultern. Lilli erzählt vom Büro und der grosse Strolch brüstet sich damit, wie er zu spät gekommen und der Sekretärin trotzdem entwischt ist. "Und du?", fragt Lilli noch einmal. Lange denkt der kleine Strolch nach. Dann sagt er: "Heute gab's für jeden einen Muffin umsonst."

Auch Bildung geht wohl durch den Magen.

Mittwoch, 14. Januar 2015

Der Schocker

Wenn vom warmen Abendessen Reste übrigbleiben, nimmt der grosse Strolch gerne eine Portion mit in die Schule, um sie dort - nach Gerangel um einen Platz in der Mikrowelle - zu wärmen. Manchmal richtet er seine Portion noch abends, bevor Lilli die Reste in Tupperschüsseln packt, manchmal auch erst morgens, aber immer findet er es lästig. Heute morgen war der grosse Strolch im Begriff, im Kühlschrank nach Resten zu forschen, als er auf Lillis bereits gerichtete Portion stösst. Mit der Schüssel in der Hand fragt er Lilli, ob dies vielleicht ihr Mittagessen sei. "Ja, aber du kannst es haben", sagt Lilli. "Ehrlich?", fragt der Strolch verblüfft, denn normalerweise rührt Lilli keinen Finger, um den Strolchen beim Vesperrichten zu helfen.

Es gibt nichts, was die Leute leichter aus dem Gleis bringt als unmotivierte Grosszügigkeit.

Samstag, 10. Januar 2015

Strolche sind für Überraschungen gut

Der grosse Strolch ist einfallsreicher, als Lilli angenommen hatte. Es stimmte zwar, dass keiner seiner Kumpels ihn an diesem Morgen mitnehmen konnte. Mit dem Bus konnte er auch nicht fahren. Monsieur konnte ihn nicht zur Schule bringen und Lillis Angebot hatte er ja leider verpasst. Anstatt aber ein Taxi zu rufen, tat der grosse Strolch etwas ganz und gar Aus-der-Luft-Gegriffenes.

Er rief ein Mädchen an.

Freitag, 9. Januar 2015

Hart

Obwohl der grosse Strolch versprochen hatte, heute morgen pünktlich fertig zu sein, damit Lilli ihn mitsamt seiner Skiausrüstung in die Schule fahren UND noch rechtzeitig ins Büro kommen kann, rührt er sich nicht. Er ist nicht nur nicht rechtzeitig fertig, er ist noch nicht einmal aufgestanden, als Lilli schon aus dem Haus muss. Natürlich könnte sie auf ihn warten, im Büro anrufen und ihre Besprechung absagen oder verschieben - wenn jemand krank wäre, ginge es ja auch. Der grosse Strolch ist aber nicht krank, er ist nur faul.

"Ich geh jetzt", sagt Lilli.
"Und was mach ich?", fragt der Strolch.
"Tja, was machst Du jetzt?", sagt Lilli.

Er wird zum ersten Mal in seinem Leben ein Taxi rufen. Und selbst bezahlen müssen.

Manchmal findet Lilli ihren Elternjob sehr hart.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Auch wieder wahr

Lilli: "Ich musste das ganze verklebte Geschirr spülen, das war die Hölle."
Kleiner Strolch: "Nein, das ist nicht die Hölle. Die Hölle, das ist..... Ikea."

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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