Strolche

Dienstag, 14. April 2015

Mein Sohn, der Architekt

Der grosse Strolch braucht eine Brille und Lilli fällt die folgenschwere Aufgabe zu, ihn bei der Auswahl zu beraten. Erst weiss er nicht so recht und probiert alles von Harry Potter bis zu ganz schmalen Rechtecken aus. Rot und braun, gefleckt und metallisch wird aufprobiert, dann wird aussortiert. Die Brillen aus Metall und die, die untenrum nur einen Draht haben, kommen weg. Dann kommen alle die weg, die zu breite Bügel haben. Dann alle farbigen Gestelle. Dann alle die, die dort, wo der Bügel ans Glas stösst, eine wie auch immer geartete Form annehmen, die über das Minimum an Verbindung hinausgeht. Dann wird auch noch das Ray-Ban-Modell aussortiert, weil das so Metalldinger in den Ecken hat.

Was übrig bleibt: ein schwarzes mattes dünnes rechteckiges Gestell ohne jeglichen Schnickschnack. Nur komisch, im Preis hat sich dieser Minimalismus nicht widergespiegelt.

Samstag, 28. März 2015

Wie die Kaninchen

Lilli macht ihren Rucksack auf, um dem kleinen Strolch die 20 Lindt-Hasen zu zeigen, die sie gekauft hat. Im Sackinneren schimmert es nur so vor Goldpapier, und die Glöckchen klingen leise. "Oh, das sind aber viele", staunt der kleine Strolch. "Und dabei habe ich doch nur vier gekauft!", sagt Lilli.

Montag, 23. März 2015

Was Lehrer zum ältesten Thema der Welt meinen

Jawohl, es ging um Sex. Wann nämlich man weiss, dass der richtige Moment gekommen ist, und beide Strolche hatten dazu Sprüche ihrer Lehrer parat.

Lehrer des kleinen Strolches: "Wenn man sich vorstellen könnte, es seinen Eltern zu erzählen."

Lehrer des grossen Strolchs: "Wer heute mit 16 Sex hat, tut es im Prinzip auf einer Bühne, vor Publikum und mit einem Kommentator - so ist es im Zeitalter von Facebook."

Lilli staunt. In ihrer Schulzeit gab es zwar Aufklärungsunterricht, aber um den richtigen Zeitpunkt ging es dabei nicht.

Freitag, 20. März 2015

Musik, eins, zwei, drei

In Lillis Haushalt gibt es kein Klavier. Mist, wenn man unbekannte Lieder einüben will und der grosse Strolch nicht zuhause ist mit seinem Tablet. Und das Glockenspiel vom kleinen Strolch ist bestimmt verstimmt...

Donnerstag, 19. März 2015

Sein oder nicht sein

Der grosse Strolch erzählt von dem Roman, den sie in Französisch lesen müssen. Ein zeitgenössischer Québecer Autor schreibt über einen geschiedenen Mann, der einen Roadtrip nach New Orléans macht. "Bisher das beste Buch, das wir lesen mussten", sagt der Strolch. "Habt Ihr eigentlich irgendwelche Klassiker gelesen?", fragt Lilli. Molière, Stendhal, Flaubert, Camus, Sartre? Nein, nur der Name Guy de Maupassant sagt dem Strolch was, wegen der Kurzgeschichten, die immer so blöd ausgehen. Und letztes Jahr haben sie Agatha Christie gelesen, Mord im Orientexpress. Im Französischunterricht....

"Wir haben früher aus jeder Epoche was lesen müssen", erinnert sich Lilli. "Schiller, Goethe, Lessing, Wedekind, E.T.A. Hoffmann, Der gute Mensch von Sezuan, Homo Faber... " "Und, wie fandest Du das?", fragt der Strolch. "Zum Grossteil fürchterlich langweilig", gibt Lilli zu. Aber richtig war es trotzdem...

Mittwoch, 18. März 2015

Frühlings Erwachen

Der grosse Strolch ist bedrückt. Er kommt in der Schule nicht mehr so leicht mit wie früher. In Mathe hat er so lange für eine Aufgabe gebraucht, dass für den Rest keine Zeit mehr übrig war. In Englisch bringt er die Theaterstücke von Shakespeare durcheinander und in Geschichte kämpft er gegen den Schlaf. Schlaf ist sowieso schon länger ein Thema, aber irgendwie hat Lilli das späte Ins-Bett-gehen schleifen lassen - sie geht schliesslich so um die 22 Uhr ins Bett und kann nicht kontrollieren, was danach passiert. Jetzt aber könnte sie sich ohrfeigen, das Problem so lange nicht wahrgenommen zu haben.

Der grosse Strolch geht zu spät ins Bett.
Weil er so lange an den Hausaufgaben sitzt.
Er sitzt so lange an den Hausaufgaben, weil er sich zwischendurch ablenken lässt.
Von Facebook.
Weil er so spät ins Bett geht, kann er sich schlecht konzentrieren.
Weil er sich schlecht konzentrieren kann, kommt er in der Schule nicht mehr so mit.
Weil er in der Schule nicht mehr so mitkommt, sind die Hausaufgaben unangenehm.
Weil die Hausaufgaben unangenehm sind, macht er immer mal wieder einen Sprung auf Facebook, wo der Spass ist.
Und wird deshalb so spät fertig, geht spät ins Bett, schläft zu wenig, usw.

So. Wenigstens ist Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung. Der grosse Strolch muss eine Entziehungskur machen, denn Facebook ist zu einer Droge geworden, die Zigaretten, Alkohl oder Drogen in ihrer Heimtückischkeit in nichts nachsteht.

Donnerstag, 5. März 2015

So was gibt's auch

Der grosse Strolch bedankt sich im Lauf des Tages dreimal, weil Lilli ihn anderthalb Stunden an den Skihang zu den Freunden gefahren hat - und abends wieder zurück. Lilli erwidert, dass sie auch einen schönen Tag hatte, so einen Ferientag mitten in der Woche, dank seiner Idee. Dann bedankt sie sich beim kleinen Strolch dafür, mit ihr langlaufen gegangen zu sein, was, wie sie wohl weiss, nicht sein Ding ist. Und guter Laune noch dazu. Worauf der kleine Strolch sagt, dass er sich freut, wenn sie sich gefreut hat.

War gestern vielleicht Vollmond oder was?

Dienstag, 24. Februar 2015

Animierte Diskussion

Bei der Oscar-Verleihung tritt eine Sängerin auf, die Lilli nicht kennt. "Ist das Ariana Grande?", fragt sie den kleinen Strolch. "Nein, die singt anders", antwortet er. Lady Gaga ist es aber auch nicht. "Ich weiss", sagt Lilli. "Das muss die von "Frozen" sein." "Aber Mama, das sind doch keine richtigen Leute!", erwidert der kleine Strolch prompt.

Danach muss er so über sich selbst lachen, dass seine Lippe aufspringt.

Sonntag, 15. Februar 2015

Lernverweigerer

Passend zum Valentinstag hat Monsieur die Familie in die Garage bestellt. Lilli muss den Griff finden, der die Motorhaube entriegelt, die Strolche müssen sie aufmachen. "Das ist doch romantisch, so ein kleiner Mechanikkurs zu viert!", sagt Monsieur. "So, wo ist der Motor?", fragt er. Lilli deutet vage in die Mitte und erntet Beifall. Dann sieht er den kleinen Strolch an und klopft auf ein längliches Teil links vor dem Motor. "Und was ist das hier?" Der kleine Strolch: "Die Grafikkarte."

Samstag, 7. Februar 2015

Eine Frage der Perspektive

Lilli und der kleine Strolch sind mit Broadchurch fertig. Lilli ist völlig durchgeweint (kleiner Strolch: "Du hast genauso viel geweint wie die Eltern des Opfers"), der kleine Strolch will Kriminalkommissar werden.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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