Zonstiges

Mittwoch, 14. März 2012

Der Kitzel der Technik

Heute morgen hing der Himmel so tief, dass er mit seinen kalten Regenwolken die Aussicht aus Lillis Schlafzimmer blockierte, als hätte jemand die Fenster mit Niveacreme eingerieben. Die ganze Familie kämpft mit der Umstellung auf die Sommerzeit, die ihnen am Sonntag eine Stunde Schlaf entzogen hat, und die Einkommenssteuer steht vor der Tür. Nur die neue elektrische Zahnbürste, die bringt Lilli regelmässig zum Lachen.

Samstag, 10. März 2012

Lilli im Museumsshop

Es gibt allerhand schöne, ungewöhnliche und auch manche gar seltsamen Dinge in der Boutique des MBAM, in der Lilli die Feininger-Ausstellung mit den Strolchen besucht. Neben Designerschmuck, Filzmützen und Wanduhren, bei denen dem Betrachter schwindlig wird, bevor er die Zeit ablesen kann, wird dort auch handgefertigtes Keramikgeschirr verkauft. Zum Beispiel weisse Kaffeebecher, die haargenau so aussehen wie die Plastikkaffeebecher einer Firmenkantine. Lilli versteht schon, dass das ironisch gemeint ist, hässlich bleibt es allemal. Ganz anders als die Papiertüte aus Keramik, die sie schon immer gerne als Blumenvase gehabt hätte.

Montag, 13. Februar 2012

Lilli fährt Achterbahn

Gestern war Lilli erst in Hochstimmung, hat sie doch einen Flug nach Deutschland gebucht, um ihren Vater zu einem runden Geburtstag zu besuchen. Allein, wohlgemerkt, da die Strolche zu dem Termin noch Schule haben und sie überhaupt noch nie, also noch nie in den letzten zwölf Jahren, allein ein paar Tage frei nehmen konnte. Und anstatt die Strolche die Schule schwänzen zu lassen und deshalb vorher und nachher Stress zu haben, und anstatt einen müden Monsieur mitzuschleppen, der dann den Deutschlandaufenthalt mit Schlafen und Gähnen zubringt, lässt sie ihre Männer einfach daheim und düst alleine in ihr Heimatland. Als sie die gute Nachricht ihren Eltern am Telefon mitteilt, teilen die ihr gleich eine schlechte Nachricht mit, die zwar nichts mit ihrem Kommen zu tun hat, über das die Eltern sich auch sehr freuen, die sie aber wütend und traurig macht, da sie den Eltern in ihrer momentanen Notlage nicht helfen kann. Es ist so eine Notlage, wo nur Hoffen und Bangen hilft, und im Hoffen und Bangen ist Lilli nicht so sehr qualifiziert. Deshalb muss abends ein Abenteuerfilm her, der sie wenigstens zwei Stunden lang in eine andere Welt entführt, so einer mit Action, Kostümen, am besten noch mit Mumien, Explosionen und Dinosauriern. Also "Adeles ungewöhnliche Abenteuer", bei dem Lilli noch jetzt glucksen muss, wenn sie an das schwesterliche Tennis-Match denkt. Wer weit weg von daheim wohnt, kommt manchmal auf die seltsamsten Tröstungsversuche...

Sonntag, 29. Januar 2012

Lilli muss nachschlagen

Chicken wire, so heisst dieser enge Maschendraht auf Englisch, den Lilli als Lösung für das Mausproblem des kleinen Strolches vorschlägt. Denn die an sich winzige Maus schafft es locker, durch die (zugegebenermassen horizontalen) Stäbe ihres Käfigs zu schlüpfen, von denen Lilli angenommen hatte, sie lägen dicht genug beieinander. Haben denn Mäuse überhaupt kein Rückgrat? Jedenfalls hat Lilli beim örtlichen Baumarkt, der insgesamt auch nicht grösser ist als ein Mäusekäfig, entsprechend engen Maschendraht gefunden. Und dann doch nicht gekauft, da ihr die Maus leid tat, die sich dann gar nicht mehr heimlich die Füsse vertreten kann - in einer Pappschachtel wohlgemerkt, in die ihr Käfig vorsichtshalber gestellt wurde. Im Moment hat sie einen Käfig und eine Schachtel, so wie Leute ein Haus und ein Grundstück haben, und wer nimmt schon gerne einer Maus ihren Vorgarten weg? Lilli jedenfalls nicht, wenn die Schachtel auch alles andere als hübsch aussieht und von der Maus schon an mehreren Stellen angenagt wurde.

Was Lilli aber nachschlagen musste, war nicht etwa der englische Ausdruck chicken wire, sondern die deutsche Übersetzung dafür, um das Ganze dann hier zu bloggen. "Sechseckgeflechte" nennt man das anscheinend, oder auch einfach "Hühnerdraht". Lilli lebt nun schon seit zwanzig Jahren in Kanada...

Donnerstag, 26. Januar 2012

Lilli sieht gut aus

Gestern sah Lilli gut aus. In der Vorstandssitzung nämlich, in der sie anwesend sein musste, um die tollen Früchte mit einzuheimsen, die zum Grossteil andere erarbeitet haben. Ihre Rolle war, als Kommunikatorin, begrenzt, hat aber den Vorteil, konkret anfassbar und vorzeigbar zu sein ("hier: Broschüre! Hier: Magnet für den Kühlschrank! Hier: Kundenbrief"). Sie ist ein bisschen beschämt, so gut dazustehen, noch dazu vor einem neuen Generaldirektor. Monsieur sieht Lillis Bedenken gelassen: "Du wirst auch mal wieder schlecht aussehen, ohne dass du direkt dran schuld bist. Nimm's als Vorschuss." Lilli will aber keinen Vorschuss, sie will lieber genau bekommen und bezahlen, was ihr zusteht. Und genau so aussehen, wie sie ist, ohne Perücke und falsche Wimpern.

Dienstag, 24. Januar 2012

Lilli und der Klimawandel

Es schüttet. Im Januar. Nachdem es die ganze letzte Woche so kalt war, dass Lilli auf dem Weg ins Büro die noch feuchten Haare an die Mütze gefroren waren (was letztendlich anscheinend keinen grossen Unterschied zu sonst machte). Auf der Langzeittabelle des Wetterdienstes sind Minusgrade und Schnee erst wieder in zwei Wochen eingetragen, bis dahin Sonne und Temperaturen über Null. Hier in Sibirien Montréal. Lilli is not amused, und die Skistationenbesitzer sind es auch nicht.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Lilli und das Ackersalatproblem

Jahrelang konnte Lilli keinen Ackersalat finden. Es schien in nirgends zu geben, und wenn Lilli nach "mâche" fragte, gaben die Gemüseleute schulterzuckend zu, nicht zu wissen, worum es sich handelte. Seit kurzem aber ist er in den Regalen gleich neben Arugula und anderen schicken Blättern aufgetaucht. Das Problem dabei ist nur, dass er in Plastikcontainern abgepackt und schon gewaschen ist, ein Edelprodukt mit entsprechendem Preis. Nun aber kennt Lilli Ackersalat als etwas, das man mühevoll aussortieren, putzen und mehrmals waschen muss, bis aus den eher unscheinbaren Blättern ein feiner Salat geworden ist. Wer Leute zum Essen einlädt und Ackersalat reicht, serviert ihnen gleichzeitig eine Liebeserklärung, da dies nur unter Aufbringung stundenlanger Kleinstarbeit möglich ist. Jetzt kann Lilli, so sie es sich leisten kann, jederzeit im Handumdrehen Ackersalat auf den Tisch bringen. Der kleine Strolch ist glücklich, aber Lilli findet, dass da geschmacklich etwas verloren gegangen ist.

Besser spät als nie

Gestern abend hat Lilli "The Help" fertiggelesen. Ein Buch, das unter anderem durch den sehr deutlich herausgestellten Redestil der Hauptpersonen so lebendig ist, dass Lilli manchmal den Eindruck hatte, die Leute reden hören zu können. Ob die deutsche Übersetzung oder der Film es schaffen, dem Original gerecht zu werden, ist fraglich. Ob es in die Kategorie "Chick Lit" fällt oder nicht, ist eigentlich egal. Wer eine packende Geschichte zum Verschenken oder Selberlesen sucht und des Englischen mächtig ist, findet hier ein Lesevergnügen, aus dem man nicht gerne wieder auftaucht.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Lilli wird zum Nasenduscher

Nasenduschen ist in. Da gibt es kleine Sprühfläschchen, grössere mit schräger Düse und so kleine blaue Teekannen, die man eher zusammen mit einem Stück Marmorkuchen auf den Tisch stellen denn in die Nase bohren möchte. Die Apothekerin aber holt eine 250 ml-Flasche aus dem Regal und erklärt Lilli, dass sie sich den gesamten Inhalt durch die Nase laufen lassen soll. "Sie halten die Flasche an das linke Nasenloch und warten, bis der Inhalt auf der rechten Seite wieder rauskommt. Und dann umgekehrt." Lilli blickt sie zweifelnd an. Sie ist sich nicht sicher, ob das bei ihrer Nase so funktionieren wird. Oder ob das nicht einer Gehirnwäsche gleichkommt. Oder vielleicht wehtun wird. Aber es steht auf Lillis Rezept, deshalb wird es auch genommen. Abends kocht Lilli dann brav Wasser ab, lässt es auf lauwarm abkühlen, streut die Salzmischung ein und schüttelt kräftig. Ein Ritual wie das eines Kokainabhängigen. Dann hält sie sich die Öffnung an die Nase und drückt zu. Lange passiert gar nichts. Dann aber tröpfelt, nein rinnt die Lösung tatsächlich zum anderen Nasenloch hinaus ins Waschbecken. Nicht unangenehm, das Ganze, so wie ein Frühlingsputz auch nicht unangenehm ist, weil man das befriedigende Gefühl hat, jetzt endlich mal so richtig dem ganzen Dreck zuleibe zu rücken.

Eine ganz neue Art, in sich zu gehen.

Montag, 21. November 2011

Endlich weiss Lilli, wie Weihnachten perfekt wird

Bei Canadian Tire gibt es einen künstlichen Weihnachtsbaum mit Fernbedienung. Klick, er leuchtet in rot. Klick, in blau. Klick, in gelb. Klick, er blinkt in allen Farben und verleitet auch noch die widerstandsfähigsten Mägen dazu, sich diskret in einem Schälchen mit Nüssen zu übergeben.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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