Zonstiges

Sonntag, 25. Januar 2015

Fehlanzeige

Im Zuge ihres Nudelteigexperimentes will Lilli herausfinden, ob sie diesen nicht doch schon fertig irgendwo kaufen kann. Wenn nicht im normalen Supermarkt, dann vielleicht in einem der vielen Nahrungsmittelgeschäfte, die die bunt gemischte ethnische Bevölkerung von Montréal bedienen. Adonis zum Beispiel, von dem sie schon viel gehört hat und der seit kurzem auch in Lillis Nahe zu finden ist. Als sie dort ankommt, merkt sie bald, dass es sich bei diesem Schönling nicht um einen Italiener handelt, sondern um einen Libanesen. Dort gibt es massenweise Nüsse und Oliven, mariniertes Fleisch, Ziegenkäse, frischen Tintenfisch und Blätterteiggebäck, aber Nudelteig - oder auch nur irgendwelche anderen frischen Nudeln - gibt es nicht.

Libanesen essen keine Nudeln? Jedenfalls scheinen sie sie woanders zu kaufen. Beim Italiener wahrscheinlich... Nun, der nächste (diesmal garantiert italienische) Laden ist am Mittwoch dran.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Das Nudelteigexperiment

Die Schwäbin in Lilli macht immer mal wieder Maultaschen. Sie hat herausgefunden, wodurch man Brät ersetzen kann, welcher TK-Spinat funktioniert und - am schwierigsten - wo sie Nudelteig herbekommt. Denn selbstverständlich gibt es diesen hier in Montréal nicht einfach so in der Kühltheke des Supermarktes in der Endlosrolle für 2 Euro, sondern nur in der edlen Frische-Nudeln-Boutique, die sein Gewicht in Gold verlangt. In Zeiten der Sparsamkeit forscht Lilli jetzt nach Alternativen.

Sie hat einen Versand gefunden, der Online-Bestellungen entgegennimmt. Leider liefern die nur innerhalb Deutschlands, was irgendwie zu erwarten war, da es sich ja um ein gekühltes Produkt handelt... Mann, Lilli.

Wan-Tan-Blätter: Vielleicht, wenn man die Herstellungstechnik dementsprechend abändert. Aber jede Maultasche einzeln füllen- das artet ja richtig in Arbeit aus...

Nudelteig selbermachen: da gibt es diverse Geräte, von denen Lillis Kollegen ihr allesamt abraten: die handbetriebenen müssen zu zweit bedient werden und produzieren nicht unbedingt glatte Blätter ohne Löcher, die mit Motor machen Lärm, sind riesig und teuer. Dann lieber selber auswellen? In manchen Foren wird das als kinderleicht beschrieben, in anderen als Kraftakt.

Sie wird das Auswellen mal probieren. "So dünn, dass man die Maserung des Nudelbretts durchsieht". Vorsichtshalber aber nur mit einem halben Rezept...

Mittwoch, 7. Januar 2015

Guter Vorsatz

Vor der Kasse des Schwimmbads gibt es mehrere Bänke, auf die man sich setzen kann, um seine Stiefel anzuziehen (die man vor der Kasse ausziehen und dort in Regale stellen muss, sonst würde man ja das ganze Bad mit Schmeematsch und Salz verdrecken). Ein Rentner aus dem Kirchenchor erkennt Lilli und fragt, ob sie öfter ins Schwimmbad kommt. "Sagen wir mal, ich habe die ABSICHT, jetzt öfter zu kommen."

Das Jahresabo ist gekauft, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Leichte Chlorschwaden umhüllen Lilli, als sie durch die automatische Tür in den Schneesturm schreitet. Schnell die Kapuze auf, damit die Haare nicht zusammenfrieren.

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Sie haben geläutet, mylady?

An einem herrenfreien Abend hat Lilli es geschafft, Downton Abbey anzufangen. Der kleine Strolch kam unvorhergesehen dazu und ist jetzt genauso süchtig nach seiner Dosis "Yes, m'lady, no, m'lady" wie Lilli. Das Komische dabei: nachdem ALLE Leute und sogar Lillis Schwester davon begeistert waren, hatte sich Lilli etwas intellektuell Anspruchsvolles darunter vorgestellt. Dabei geht die Handlung nicht über "Das Haus am Eaton Place" hinaus. Sogar an die spanische Grippe, die in der zweiten Staffel als Deux ex machina eingreift, konnte sich Lilli noch von damals erinnern. Trotzdem und wahrscheinlich genau aus diesem Grund - und natürlich wegen der spritzigen Dialoge, aus denen das Gift trieft wie der Honig aus einem Baklava - ist Downton Abbey ein schwelgerisches Vergnügen, das über so manche triste November- und Dezemberabende hinweghilft.

So, und jetzt geht Lilli mal nach oben, um sich fürs Abendessen umzuziehen.

Freitag, 5. Dezember 2014

Lilli unter Gleichgesinnten

Ah, eine Fortbildung mit lauter Kommunikationsleuten über den richtigen Schreibstil fürs Internet. Drei Männer, siebzehn Frauen und alle finden es wahnsinnig interessant, über die Anziehungskraft von Verben und den unwiderstehlichen Reiz eines gut platzierten Doppelpunkts zu diskutieren. Lilli fühlt sich fast wie in einer geheimen Gesellschaft: unser Handwerk besteht darin, so zu schreiben, dass Sie nicht merken, dass da tatsächlich ein Handwerk dahintersteckt.

Freitag, 21. November 2014

Schwäbisch-chinesische Freundschaft

Gestern hat Lilli chinesische Dumplings gegessen - mit Fleisch, Zwiebeln, Kräutern und einem Schluck Fleischbrühe gefüllte Nudelpakete. Herrlich. Fast wie Maultaschen.

Samstag, 8. November 2014

Ganz schön kalt

Die zwei Grad, die es heute morgen hatte, waren ganz schön bissig. Zum Glück hatte sich Lilli gestern einen neuen Hut, Schal und Handschuhe gekauft - eine grün-blaue Palette anstatt der alten schwarz-roten. Das schmückt ganz ungemein und ist billiger als ein neuer Mantel.

Gestern abend übrigens ging es in den Läden zu wie am letzten Wochenende vor Heilig Abend. Kaufen die alle jetzt schon Geschenke?

Dienstag, 21. Oktober 2014

Gegessen

Kulinarisch gesehen kann Lilli nicht viel über Neufundland berichten. In den 24 Stunden, die sie vor Ort zubrachte, hat sie nur gefrühstückt und anschliessend lange damit zugebracht, dieses wieder zu verdauen, da ihr Magen von der Nacht zuvor noch angeschlagen war. Abends dann nötigte Monsieur sie, von seinen frittierten Kabeljauzungen zu probieren, worauf ihr gleich wieder ganz schwummrig wurde. Am Morgen vor dem Rückflug bestellte sie sich bei Tim Horton's am Flughafen einen getoasteten Bagel. "Was wollen Sie drauf haben - Butter, Frischkäse, Erdnussbutter, Knoblauchbutter, Orangenmarmelade, Erdbeere?", fragte die Lady am Tresen. "Erdbeere", sagte Lilli und bekam den Bagel doch tatsächlich mit Erdbeerfrischkäse anstatt mit Erdbeermarmelade. Das ist zwar essbar, erinnert aber visuell stark an Spachtelmasse, bevor sie ganz trocken ist. (Anmerkung von Lilli: hier stand ein Vergleich zu Hähnchenschlegeln, der im Nachhinein doch sehr ungeschickt wirkte und deshalb gestrichen wurde)

Und, ja, die Kabeljauzungen waren tatsächlich die Zungen von Kabeljaus, so gross wie menschliche Zungen, paniert und frittiert und einfach grässlich. "It's an acquired taste", hatte die Bedienung auf Monsieurs Frage danach, ob so etwas denn gut schmecke, diplomatisch erklärt, was in etwa mit "gewöhnungsbedürftig" übersetzt werden kann. Somit konnte man ihr hinterher nicht vorwerfen, etwa nicht ehrlich gewesen zu sein.

Samstag, 18. Oktober 2014

Lilli auf dem Frachter

Der Frachter also. Er fuhr von Montréal nach St. John's und brauchte dafür 3 Nächte und zwei Tage. Das Schöne daran war die Ruhe. Wie so ein grosses Schiff ruhig und gleichmässig über das Wasser gleitet, nicht allzu eilig - vielleicht 15 Knoten, sonst braucht man zuviel Brennstoff - und kein anderer Laut zu hören ist: kein Verkehr, keine Heckenschneider, keine Müllabfuhr, noch nicht mal ein Vogel. Auf der Brücke, auf der sich meist nur zwei Offiziere gleichzeitig aufhielten, nur Geflüster und ab und zu das Plätschern der Kaffeemaschine. Majestätisch auch, denn so ein Frachter ist ein Riese. Er hat vielleicht 250 Container geladen, dazu über 100 nagelneue Autos mit steckenden Schlüsseln (sehr verführerisch, aber es hat ja überall Kameras), Laster, dazu rollenweise Maschendrahtzaun, Gipsplatten und überhaut alles, was Neufundländer so brauchen und auf ihrer Insel nicht finden können.

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Mit der Ruhe kommt auch die Gelassenheit, vor allem für die Passagiere, aber auch die Besatzung scheint nicht vor Stress aus dem Helm zu kippen. Das heisst nicht, dass sie nicht hart arbeiten, oh nein! Aber ohne diese Hetze und das Gefühl, nicht alles schaffen zu können, was von einem verlangt wird, und das diesen Knoten im Bauch schafft. Das kommt vielleicht auch daher, dass alles auf dem Schiff so schön aufgeräumt ist. Hier liegt nichts rum, hier sind die Karten numeriert in einer Schublade unter dem Tisch mit der kleinen Lampe, hier haben die Fahnen ihre Fächer und die Werkzeuge ihren Haken. Hier kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren - entgegenkommende Schiffe, Eisberge, aufziehende Stürme, vorbeiziehende Bojen. Nichts anderes trübt das Gesichtsfeld und bald auch nicht mehr den Sinn.

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Riesig ist so ein Schiff, um es noch einmal zu sagen, und so sieht es seltsamerweise von hinten aus:

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In Geographie war Lilli noch nie gut, aber jetzt weiss sie, wo Anticosti liegt und die Magdaleneninseln - und da der Frachter genau mitten durch gefahren ist, hat sie weder die eine noch die andere gesehen. Dafür hat sie Frankreich erblickt, oder besser Saint-Pierre-et-Miquelon, das doch tatsächlich an die 6000 Franzosen beherbergt.

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Die Ankunft in St. John's wäre noch spektakulärer gewesen, hätte die Sonne sich schon blicken lassen. So war es aber 4 Uhr 30 nach der Schiffsuhr (6 Uhr in St. John's) und relativ dunkel. Trotzdem war auf der Brücke viel los, da es geradezu spektakulär war, mit anzusehen, wie der Kapitän das Schiff erst durch die schmale Einfahrt der Bucht lenkt (die nicht umsonst "The Narrows" heisst), dann im Hafenbecken eine Drehung um 180 Grad beschreibt und anschliessend rückwärtsfahrend an der Kaimauer anlegt, ohne auch nur ein einziges Mal bremsen zu müssen. Als das Schiff endlich stillsteht, sind noch genau 5 Fuss zwischen dem Heck des Schiffes und der Kaimauer. Lilli ist beeindruckt, wenn ihr auch schlecht ist wie nach der Achterbahn, was nicht am Manöver des Kapitäns liegt, sondern an dem strammen Nordwind, der sie die letzten fünf Stunden vor der Ankunft in St. John's durchgeschüttelt hat.

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Als die Sonne endlich aufgeht, wird Lilli mit dieser Farbenpracht belohnt. Es war eine herrliche Reise...

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Donnerstag, 9. Oktober 2014

Lilli auf der Baustelle

Lilli ist jetzt stolze Besitzerin von Sicherheitsstiefeln. Eigentlich liebäugelt sie ja schon seit ein paar Wochen mit kurzen schwarzen Hosenstiefeln, aber dringender brauchte sie dieses Paar braune, klobige, mit Stahlkappe ausgestatteten Baustellenstiefel. Sowas ist nämlich Vorschrift, um auf einem Frachtschiff herumspazieren zu dürfen, und genau das hat sie am Wochenende vor. Helm und Sicherheitsbrille werden zum Gluck gestellt. Ein grosses Lob an die Internetseite des Ausstatters, der seine Stiefelmodelle mit Bild und Preis anbietet und einem sogar in Echtzeit sagt, ob die gewünschte Grösse im Laden erhältlich ist.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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