Donnerstag, 12. Februar 2009

Kleiner Strolch hat grossen Kummer

Manchmal hätte Lilli wirklich gerne eine Gebrauchsanweisung, in der genau drinsteht, wie man am besten auf Kindersorgen reagiert…

Der kleine Strolch liegt im Bett und weint bittere Tränen.
Lilli: Was ist los, kleiner Strolch?
Kleiner Strolch (zögernd): Ach, ich habe meinen Frosch so lieb.
Lilli: Und warum bist du traurig?
Kleiner Strolch: Wenn ich sterbe, werde ich nicht mehr mit ihm zusammen sein können. Dann wird er allein sein und ich auch…

Es geht um einen Plüschfrosch, wohlgemerkt.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Sekretärinnenschicksal

Lilli durfte vier Wochen lang Sekretärin sein und hat dabei allerhand gelernt. Zum Beispiel, dass ein effizientes Büro so organisiert ist, dass jeder sich auf seine Arbeit konzentriert und nichts erledigt, was ein weniger qualifizierter Mitarbeiter übernehmen könnte. Der Informatiker informatikt, der Manager managt und die Sekretärin tippt. Hat sie Dokumente, die kopiert, gefaxt oder gescannt werden müssen oder gar Post zu verschicken, legt sie diese in verschiedenfarbigen Umschlägen für die Hilfskräfte bereit, die ununterbrochen durch die Gänge tigern und einsammeln, was für die Sekretärin erledigt werden muss – damit diese nur ja nicht mit Tippen aufhört oder in die Versuchung kommt, beim Gang zum Kopierer mit einer anderen Sekretärin zu tratschen. So verbringt die Sekretärin ihren Tag sitzend vor dem Bildschirm, was nicht nur Rückenprobleme, sondern auch einen gewissen Frust bereitet, denn: schick angezogen muss sie sein, um das Image des Büros zu unterstützen, aber sehen tut es niemand. Das bedeutet, dass sie keine Jeans tragen darf und im Winter entweder auf Wollhosen (die in die Reinigung müssen) oder schöne Strumpfhosen (die ständig kaputtgehen) zurückgreifen muss, die ein irgendwie unnötiges Loch in ihre Gehaltsabrechnung reißen. Nur manchmal, an ganz besonderen Freitagen, darf sie in Jeans kommen – gegen eine großzügige Spende für einen guten Zweck natürlich. Herrje, was hat das Von-zu-Hause-Arbeiten doch für Vorteile...

Dienstag, 10. Februar 2009

Stretching ist nichts für Männer

konnte Lilli gestern abend feststellen. Jedenfalls sehen sie dabei höchst unmännlich aus. Oder ist das jetzt überzogen?

Montag, 9. Februar 2009

Lilli macht Heimarbeit

Februar in Kanada: kalt, kalt, kalt. Die Minusgrade ziehen sich endlos hin und bereiten Lilli neuerdings Atembeschwerden. Deshalb hat sie sich in der städtischen Bücherei eine Stretching-DVD ausgeliehen (die Schwäbin in ihr applaudiert), um schön im Warmen und im Beisein von Miranda Esmond-White etwas für ihren Rücken und die allgemeine Elastizität ihres Körpers zu tun. Und oh Wunder - das Ding ist in 30-Minuten-Übungen eingeteilt, die tatsächlich Spass machen. Die Strolche finden das zum Kaputtlachen und ahmen Lilli tanzend nach, wie sie die Arme durch die Luft schwingt und ungraziös den Rücken rund macht. Als ein Freund von ihnen an der Tür klingelt, laden sie ihn frohlockend ein, doch schnell mit anzusehen, wie ihre Mutter stretcht, und Lilli würde sie am liebsten alle drei auf den Mond schicken. Sie sieht plötzlich ein, warum Virginia Woolf ein "Zimmer für sich allein" forderte. Aber bitteschön mit DVD-Player.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Das Kaffee-Uschi-Dilemma

(Vorab vielen Dank an Frau Nessy, bei der der Begriff „Kaffee-Uschi“ abgeguckt wurde…)

Eine studierte Frau kann, so sie Kinder hat, mit denen sie gerne regelmäßig Zeit verbringt, versucht sein, einen Job anzunehmen, der unter ihrer Würde Qualifikation liegt. So ein Job sieht im Idealfall so aus:

- man kann pünktlich gehen, ohne dem Chef einen Nervenzusammenbruch zu bescheren oder von Kollegen schief angesehen zu werden;
- man muss keine Überstunden machen und wird trotzdem nicht als ehrgeizlos angesehen;
- man kann kurzerhand von Kollegen vertreten werden, falls Unvorhergesehenes passiert (was mit Kindern durchaus der Fall sein kann, in der Regel mindestens einmal im Monat);
- man kann sich in seiner freien Zeit auf Sachen konzentrieren, die nichts mit der Arbeit zu tun haben, da diese nach Arbeitsschluss keinerlei weiteres Kopfzerbrechen erfordert.

In Anlehnung an den von Kevin Spacey gespielten Ehemann im Film „American Beauty“ kann man also einen Job mit „so wenig Verantwortung wie möglich“ suchen, um so den Balanceakt zwischen Arbeit und Familie hinzukriegen. Als Kaffee-Uschi nämlich, oder als Möbelverkäuferin oder Auffüllerin von Supermarktregalen etwa. Lilli spürt zur Zeit am eigenen Leib in ihrer vorübergehenden Eigenschaft als stellvertretende Aushilfssekretärin, wie das so ist, wenn man pünktlich die Tür zuknallen und zu den Strolchen nach Hause eilen kann, ohne von Projekten oder Kunden elektronisch oder mental bis nach Hause verfolgt zu werden. Das ist wirklich ganz nett und fast – ABER NUR FAST – das Erfolgsrezept für die so schwierige Doppelexistenz als berufstätige Mutter. DENN DER HAKEN IST DER: genau die Gründe, die den Job so anziehend und pflegeleicht machen, machen ihn auch ZIEMLICH LANGWEILIG. So langweilig, dass es auf die Dauer nicht auszuhalten wäre, seine kostbare Zeit damit zu verbringen, und die Mutter dann in Gegenwart ihrer Strolche doch wieder anfängt, an die Arbeit zu denken – besser gesagt daran, die Arbeit zu wechseln und eine Stelle zu finden, die sie intellektuell ausfüllen würde, von der sie dann wiederum automatisch nicht so ohne weiteres pünktlich weg könnte… Ja, ja, da kann Lilli nur froh sein, wenn sie nach Beendigung ihrer Aushilfe wieder ihren prekären Status der freischaffenden Übersetzerin erlangt... da hat sie so ziemlich alles, was sie sich wünscht. Nur keine finanzielle Sicherheit natürlich. Aber das ist vielleicht in der heutigen Zeit sowieso überholt.

Dienstag, 3. Februar 2009

Superbowl-Schock

Wenn man denkt, jemanden nach fast 15-jähriger Ehe ziemlich gut zu kennen, liegt man falsch – wahrscheinlich bleiben Menschen füreinander ewig unergründbar, und vielleicht liegt es gerade daran, dass manche Partnerschaften so lange halten: man kriegt immer mal wieder eine Überraschung vor die Füße gekickt, die man nicht hat kommen sehen… So steht Lilli auch dieses Jahr wieder das Superbowlwochenende mehr schlecht als recht durch: da muss Fingerfood für eine unbestimmte Menge an hungrigen Männern vorbereitet werden, deren Zahl zwischen 6 und 15 schwankt und die unkompliziert und vor dem Fernseher essen wollen. Da muss das Layout des Wohnzimmers so gestaltet werden, dass man von jedem Stuhl und Sessel aus den Bildschirm sehen kann UND gleichzeitig guten Zugriff auf die Chipsschüsseln hat. Da muss ein Couchtisch improvisiert werden, da Lilli und Monsieur (sehr zum Leidwesen von Lillis Mutter übrigens) noch nie einen solchen besessen haben und am Superbowlwochenende plötzlich merken, dass es gute Gründe gibt, so ein Möbelstück sein eigen zu nennen. Da müssen die Strolche schon am Samstag zu den Hausaufgaben gezwungen werden, da am Sonntag nicht mit irgendeiner Art von Konzentration zu rechnen ist. Da kommt einer der Männer plötzlich mit Frau und Baby, das drei Stunden lang vor dem Fernseher liegen muss und deshalb Babyspielsachen braucht, die Lilli schon längst irgendwo im Keller verloren verstaut hat. Da müssen beide Augen zugedrückt werden, wenn Gummibärchen und Salzmandeln durch die Luft fliegen, weil die Männer für unterschiedliche Mannschaften grölen und sich gegenseitig beschießen. Und zu allem Übel ist da noch der Superbowl selbst: ein mehrstündiges Spiel, dessen Regeln Lilli schnurzegal sind und bei dem das wilde Gerenne, kaum dass es angefangen hat, auch schon wieder wegen mangelnder Koordination auf dem Spielfeld aufhört (oder warum rennen die sonst alle ineinander rein, anstatt sich auszuweichen?). Schließlich und endlich ist dann noch das Chaos, das übrigbleibt, wenn alle Gäste sich verzogen haben. Dann räumt Lilli auf, während Monsieur sich „nur noch schnell“ die Sportnachrichten ansieht, um sicherzugehen, auch nicht das kleinste Fumble verpasst zu haben.

Dieses Jahr aber hat Lilli nicht aufgeräumt. Dieses Jahr war sie zu müde und hat sich mit einem guten Buch ins Bett verzogen mit dem Vorsatz, den ganzen Dreck einfach erst am nächsten Tag wegzuputzen. Und was passiert? Am nächsten Tag ist alles blitzblanksauber. Monsieur hat sich Besen und Wischmopp geschnappt, hat die Gläser gespült, die Flaschen runtergetragen, die Salsaflecken vom Sofa gewischt. Einfach so. Völlig überraschend und „out of character“, wie man beim Film sagen würde. Lilli ist platt.

Montag, 2. Februar 2009

Goldene Mitte

Lillis Eltern feiern im Sommer ihre goldene Hochzeit, jedenfalls steht es so im Kalender. Wie, wo und in welchem Rahmen gefeiert werden soll, ist jedoch noch unklar.

Lillis Mutter: Wenn wir hier im Ort feiern, müssen alle eingeladen werden, auch die, auf die ich gar keine Lust hab.
Lilli: Dann feiert doch irgendwo weiter weg, mit Hotel und Übernachtung. Nur Ihr zwei und wir Kinder mit Familie, ganz schnuckelig.
Lillis Mutter: Ach nein, das sind mir dann zu wenig…

Freitag, 30. Januar 2009

Genetische Genüsse

Nähert man sich dem großen Strolch mit einem Wattestäbchen, um nach dem Baden seine Ohren sauber zu machen, dreht er den Kopf so misstrauisch weg, als hielte man einen Angelhaken in der Hand. Der kleine Strolch dagegen sagt „Oh, ah, mmmmh“ und hält genüsslich still, um voll und ganz auszukosten, was da soviel Vergnügen bereitet. Lilli wusste ja, dass es Leute gibt, deren erogene Zonen im Ohr liegen, aber dass sich das so direkt von einer Generation auf die nächste vererbt, war ihr neu.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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