Mittwoch, 15. April 2015

Waschen, Bügeln, Aufräumen, Wiederholen

Manchmal sind die Tage zuhause so arbeitsintensiv, dass Lilli froh ist, danach wieder ins Büro zu können.

Mein Sohn, der Architekt

Der grosse Strolch braucht eine Brille und Lilli fällt die folgenschwere Aufgabe zu, ihn bei der Auswahl zu beraten. Erst weiss er nicht so recht und probiert alles von Harry Potter bis zu ganz schmalen Rechtecken aus. Rot und braun, gefleckt und metallisch wird aufprobiert, dann wird aussortiert. Die Brillen aus Metall und die, die untenrum nur einen Draht haben, kommen weg. Dann kommen alle die weg, die zu breite Bügel haben. Dann alle farbigen Gestelle. Dann alle die, die dort, wo der Bügel ans Glas stösst, eine wie auch immer geartete Form annehmen, die über das Minimum an Verbindung hinausgeht. Dann wird auch noch das Ray-Ban-Modell aussortiert, weil das so Metalldinger in den Ecken hat.

Was übrig bleibt: ein schwarzes mattes dünnes rechteckiges Gestell ohne jeglichen Schnickschnack. Nur komisch, im Preis hat sich dieser Minimalismus nicht widergespiegelt.

Donnerstag, 9. April 2015

Schwierige Entscheidung

Lillis Zugnachbarin: "... und dann sag ich zu ihm, wo willst Du dieses Jahr hin? Nochmal eine Kreuzfahrt machen? Nein, das wollte er nicht. Costa Rica vielleicht? Nein, weisst Du, was er gesagt hat? Er will mal nach Hawaii. Jetzt fliegen wir also nach Hawaii, mit einem Zwischenstopp in San Francisco, dort bleiben wir drei Tage, dann sind es nochmal 5 Flugstunden bis nach Hawaii. Der Rückflug ist dann direkt, der dauert 12 Stunden."

Es sind also nicht nur die Deutschen, die viel reisen. Reiche Kanadier tun das auch.

Mittwoch, 8. April 2015

Ein Kleiderschrank zum Walzertanzen

Heute hat Lilli das Schrank-Ausräum-Fieber gepackt. In kanadischen Wohnungen sind - da werden jetzt alle Europäer neidisch - Einbauschränke. In Lillis Schlafzimmer gibt es sogar einen Walk-In, aus dem sie heute alles, was auf dem Boden stand, rausgeholt hat. Nach ausgiebigem Sortieren brachte sie drei Müllsäcke zum Müll, zwei Armvoll in die Garage zu den Sportsachen, drei Tüten mit alten Klamotten zum Flohmarkt der Kirche und drei Tüten mit zerrissenen T-Shirts zur Recyclingtonne. Danach räumte sie den Rest wieder ein und fand noch Platz für drei Gitarren, die bis dahin im Schlafzimmer auf dem Boden rumlagen.

Ein irres Gefühl.

Dienstag, 7. April 2015

Wie Ostern war? Anstrengend.

An Karfreitag im Stehen essen (bei Freunden des grossen Strolches so üblich, als Zeichen des Mitleidens).

Am Ostersamstag fünf Stunden im Auto sitzen, zwei davon, ohne auch nur einen Zentimeter weiterzukommen. Eine Golfballfabrik stand in Flammen direkt neben der Autobahn.

Abends nochmal zwei Stunden sitzen, diesmal auf unbequemen Kirchenbänken beim Ostergottesdienst - Lichtfeier, Wortgottesdienst, Taufe, Heiligenanrufungen, Abendmahl, ein wahres Feuerwerk katholischer Rituale.

Sich am Ostermorgen 45 Minuten im Fitnessstudio des Hotels abstrampeln. Dann wieder zwei Stunden am Mittagstisch sitzen. Sich vom Käse UND vom Nachtisch nehmen - der Käse war von Lilli gekauft und musste deshalb gut sein, Nachtisch muss sowieso immer.

Drei Stunden lang nach Hause fahren.

Ostern 2015: ein körperliche Spitzenleistung.

Mittwoch, 1. April 2015

Austauschbar

Manchmal blättert Lilli in der Bücherei in einer Zeitschrift und kann sich nicht entscheiden, ob sie die Ausgabe schon mal ausgeliehen hat oder nicht. Alles sieht so aus, als ob sie es schon einmal gelesen hätte - die Buchtipps, die Modetipps, die Schminktipps, die Kochtipps. Aber nicht so, als ob es einen nachhaltigen Eindruck auf sie gemacht hätte.

Deshalb kauft sie ja auch schon lange keine Zeitschriften mehr.

Dienstag, 31. März 2015

Ein Thriller, der als Internatsroman daherkommt

Lilli hat "Never let me go" des Japaners Kazuo Ishiguro (deutscher Titel: Alles, was wir geben mussten - wer sich das wohl ausgedacht hat?) gelesen und den Film gesehen. Um den kolossalen Schock nicht vorwegzunehmen, der den nichts ahnenden Leser nach ein paar Kapiteln heimsucht, kann hier nicht viel erzählt werden. Ausser, dass sich die Lektüre, die scheinbar sanft dahinplätschert und von einer dem Anschein nach fast ganz normalen Kindheit in einem englischen Internat handelt (wo aber sind die Eltern? und warum wird so viel Wert auf Kunstunterricht gelegt?), absolut lohnt, zum Nachdenken anregt und - weil es doch ein Thriller ist, aber ein ganz leiser - Gänsehaut erzeugt. Nicht nur, weil es absolut schrecklich ist, was dort geschieht, sondern vor allem, weil es absolut denkbar ist, dass die Menschheit einmal so weit kommt.

Kein Wunder, dass das Buch 2005 für den Booker-Preis nominiert wurde.

Montag, 30. März 2015

Auf den Punkt gebracht

Neulich hat Lilli auf einer Beerdigung gesungen. Ein Mitglied des Kirchenchores, in dem sie an Weihnachten mitsingt, ist gestorben. Sie kannte ihn nicht, ausser dass er der einzige Bariton des Chores war und gern so laut sang, dass er bei "Stille Nacht" die minderjährigen Soprane übertönte. Seine Frau und seine zwei erwachsenen Kinder hielten eine bewegende Ansprache, in der auch viele heitere Elemente hervorgehoben wurden. So hat Lilli es im Nachhinein bedauert, ihn nicht näher gekannt zu haben, denn er war wohl ein intelligenter, lustiger und intensiver Mann gewesen. Industriepsychologe von Beruf. Sein Motto lautete: "Man muss seine Arbeit gut machen und besser machen, aber man muss sich auch gut dabei fühlen."

Genau das, was Monsieur fehlt. Hätte Monsieur doch auch im Chor singen sollen.

Samstag, 28. März 2015

Wie die Kaninchen

Lilli macht ihren Rucksack auf, um dem kleinen Strolch die 20 Lindt-Hasen zu zeigen, die sie gekauft hat. Im Sackinneren schimmert es nur so vor Goldpapier, und die Glöckchen klingen leise. "Oh, das sind aber viele", staunt der kleine Strolch. "Und dabei habe ich doch nur vier gekauft!", sagt Lilli.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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