Sonntag, 5. Februar 2017

Was bleibt

Lillis Vater ist vor zwei Wochen gestorben. Was Lilli jetzt alles erzählen könnte - über Schneesturm und umgebuchte Flüge, die Kälte in Deutschland, das Geschäft mit dem Tod (eine Schmuckurne, wirklich?) und warum eigentlich keine Beerdigungen samstags stattfinden. Aber das ist alles noch zu frisch und zu durcheinander, um ein guter Blogbeitrag zu werden. Was bleibt: der Trost bei der Lektüre von über 30 Kondolenzkarten, in denen fast immer drinsteht, was für ein aussergewöhnlich liebenswerter Mensch Lillis Vater gewesen ist. Das tut wirklich gut. Diese Kommentare zusammengenommen sind grösser als der Quadratmeter Erde, der jetzt noch von dem Menschen zeugt, der so voller Leben, Liebe und Zufriedenheit gewesen ist.

Mittwoch, 11. Januar 2017

Gute Nachrichten?

Lillis Vater ist soweit stabil, dass er aus dem Krankenhaus entlassen werden kann. Die Lungenentzündung spricht auf die Antibiotika an, die Nieren sind in Ordnung.

Er kommt also zurück in sein Pflegeheim. Allerdings ist an Aufstehen oder gar Rumlaufen nicht zu denken, dazu ist er zu schwach und seine Füsse zu wund. Auch selber essen kann er nicht mehr. Schlucken ist schwierig, deshalb wird er erst einmal weiche Kost bekommen. Eine Logopädin soll ihm helfen, das Schlucken zu üben und eine Krankengymnastin soll mit ihm die Arme und Beine bewegen.

Vor der Lungenentzündung war Lillis Vater dement. Jetzt ist er dement, bettlägerig und muss gefüttert werden. Ein Erfolg der Medizin?

Montag, 9. Januar 2017

Auch wieder wahr

Gestern beim Hockey gesehen: den Wimpel für den Stanley-Cup, die höchste nordamerikanische Hockeyauszeichnung, die von Montréal 1943 (unter anderem natürlich) gewonnen wurde. Wie, 1943 wurde hier einfach weiter Profi-Hockey gespielt? Während die Welt Krieg führte und ja auch kanadische Soldaten in Frankreich kämpften? Ein seltsamer Gedanke.

Andererseits fallen ja auch in Syrien Bomben, während Lilli hier bloggt.

Nix wie weg

Manchmal wird Lilli gefragt, ob sie inzwischen Deutsch mit französischem Akzent spricht, was natürlich nicht der Fall ist. Stattdessen vergisst sie so manche deutsche Wörter und muss auch raten, wie sich neue Wortschöpfungen, zum Beispiel im Bereich der Telekommunikation, wohl in Deutschland einbürgern. Oder auch nicht, denn die Deutschen lieben es anscheinend, englische Wörter direkt zu übernehmen (Flatrate, tatsächlich?). Letzte Woche suchte sie plötzlich nach dem deutschen Wort für "file indienne", also wenn einer hinter dem anderen läuft, weil der Weg es nicht anders zulässt. "Indianermarsch" wird es ja wohl kaum sein, ansonsten fällt ihr nur "Trampelpfad" ein, was zwar ein hübsches Bild ist, aber nicht auf das zutrifft, was sie sucht.

Ob das wohl mit dem Älterwerden zusammenhängt oder mit der Anzahl der Jahre, die sie im französischen Sprachfeld zugebracht hat? Sie versucht, ihre Gedanken wie Perlen aufzureihen, sie in Einerreihe marschieren zu lassen, sie hintereinander abzuhaken, aber es hilft nichts: das Wort ist futsch.

Freitag, 6. Januar 2017

Überraschung

So sah übrigens der Blick von Lillis Ferienwohnung beim Skifahren aus, den sie erst am Morgen nach der spektakulären Ankunft im Schneetreiben entdeckte:

https://goo.gl/photos/4gCHFUEHoXWycnCp7


Vorne Sankt-Lorenzstrom, rechts Le Massif de Charlevoix. Komisch, seit Lilli ihr Budget für die Ferien erhöht hat, findet sie viel schönere Wohnungen!

Donnerstag, 5. Januar 2017

Prioritätenverschiebung

Kaum ist Lilli von ein paar Tagen Skiurlaub zurück, geht die Planung für die nächsten Monate wie ein Bombenanschlag auf sie nieder. Sie will nach Deutschland, um den Vater in seinem Heim für Demenzkranke zu besuchen. Am besten um den Geburtstag der Mutter rum, im Mai, um die Mutter bei der Gelegenheit mit in einen Kurzurlaub zu nehmen - von Deutschland aus ist ja alles so nah, und Lilli war noch nie auf Mallorca und all den anderen spanischen Inseln vor der Küste Afrikas. Die Schwester aber feiert ihre Silberhochzeit im April und meint, Lilli könne doch statt im Mai schon im April kommen. Das passt aber Lilli gar nicht - weder von der Arbeit im Büro her, wo es im März/April hoch hergeht, noch von der Steuererklärung her. Ausserdem läuft ihr Pass im Mai ab und die früheste Gelegenheit, diesen erneuern zu lassen - was eine Reise nach Toronto erfordert - ist Ende Februar. Wenn sie also Ende Februar einen neuen Pass beantragt, ist der im April womöglich noch nicht da. Das Konsulat meint zwar, nach Deutschland käme Lilli auch mit einem fast abgelaufenen Pass, aber ob sie damit in Europa so problemlos fliegen kann???

Dann also lieber der Schwester vor den Kopf stossen und nicht zur Silberhochzeit kommen. Den Pass Ende Februar beantragen und ihn im Schnellverfahren problemlos vor der Reise im Mai bekommen.

Als Lilli heute morgen so weit war, ruft ihre Mutter sie an, was absolut NIE passiert. Der Vater hat Lungenentzündung und womöglich Nierenversagen und liegt seit gestern im Krankenhaus. Es kann also gut sein, dass Lilli schon morgen nach Deutschland fliegt... je nachdem, wie der Vater die Nacht übersteht. Die Plänë für April und Mai sind auf einmal gar nicht mehr so wichtig.

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Allheilmittel Ablenkung

Kurzerhand hat sich Lilli für einen Tai-Chi-Kurs angemeldet. Nach einem hässlichen Streit mit Monsieur, der ihr unproportionell lange zu schaffen macht, braucht sie jetzt was Eigenes. Ausserdem muss das allabendliche Fernsehen, das sich mit der frühen Dunkelheit eingeschlichen hat, aufhören. Ab Januar wird sie also innerliche Ruhe und Körper-Geist-Verbundenheit oder was auch immer üben. Besser schlafen soll man danach anscheinend auch...

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Das Geschäft mit den Spenden

Lilli versteht nicht, wie solche Spendenaktionen funktionieren. Eine Kollegin sammelt Geld für eine Stiftung, die frühzeitigen Schulabbruch verhindern möchte. Anstatt aber einfach nur das gesammelte Geld an die Stiftung weiterzuleiten, geht die Kollegin nächsten Sommer auf eine Bergsteigaktion in Marokko. Sie muss ihren Flug zahlen und zusätzlich noch 7500 $ sammeln. Von den 7500 $ geht ein Teil an die Reiseagentur, die die Expedition organisiert, und ein Teil an die Stiftung. Ach ja, und zwei Jugendliche dürfen kostenlos mitreisen. Die Kollegin sagt also: "Bitte kauf meine Spaghettisauce, damit ich nach Marokko zum Bergsteigen kann und gleichzeitig die Stiftung unterstütze." Das ist so ähnlich wie das Haare-abrasieren, um Geld für die Krebsforschung zu sammeln: "Bitte gib mir Geld, weil ich mir die Haare abrasieren lasse" oder "weil ich an einem Marathon teilnehme". Warum der Umweg? Wieso soll man sich von der Marokkoexpedition, dem Rasieren oder dem Marathon mehr inspirieren lassen als von dem guten Zweck an sich? Was sagt es über uns als Gesellschaft aus, dass der gute Zweck allein nicht ausreicht, um Leute zur Grosszügigkeit zu verleiten?

Jedenfalls hat Lilli noch nie so teure Spaghettisauce gekauft wie die von ihrer Kollegin. Aber, wie gesagt, es ist ja für einen guten Zweck, da schmeckt sie bestimmt doppelt so gut.

Montag, 5. Dezember 2016

Winterreifen?

Heute morgen in Montréal, nicht weit von Lillis Büro entfernt (das erste Video auf der Seite angucken):



http://www.tvanouvelles.ca/2016/12/05/tout-un-tamponnage-au-centre-ville-de-montreal

Und das in einem Land, in dem die Leute eigentlich an Schnee gewöhnt sind...

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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