Freitag, 10. April 2009

Ein Karfreitag ohne Maultaschen...

... ist für den Schwaben unvorstellbar - wo doch das Fleisch darin so schön versteckt ist, dass man es von "oben" nicht sieht! Lilli hat aber trotzdem dieses Jahr keine Maultaschen gemacht. Auch keine Hasen gebacken und keine Eier gefärbt. War dieses Jahr einfach zeitlich nicht drin, da konnte die Schwäbin in ihr noch so sehr zetern. Und wissen Sie was? Es ist trotzdem Karfreitag geworden, sogar ein sehr schöner dazu, an dem Lilli sich mit den Strolchen im Kunstmuseum die Van Dongen-Ausstellung angesehen hat und hinterher japanisch essen war. Fängt es so an, dass die Traditionen verloren gehen und die Kinder halt- und wurzellos aufwachsen? Dass sie nicht wissen, wo sie kulturell hingehören und später mal spirituell so bedürftig sind, dass sie sich der ersten Sekte in die Arme schmeissen, die ihnen schellenklappernd und tanzend über den Weg läuft? Lilli horcht kurz in sich hinein, kann aber kein schlechtes Gewissen entdecken. Sie strengt sich an, stellt sich vor, wie sie ihrer Mutter erzählt, dass sie "schlampern" war, anstatt deutsches Volkstum im Ausland aufrechtzuerhalten. Immer noch nichts. Nicht das kleinste bisschen Schuldgefühl. Ist vielleicht gerade ausgeflogen oder hat bessere Opfer, die es triezen kann. Na dann - dann ist Lilli ja noch mal davongekommen. Und kann allen ihren Lesern frohe Ostern wünschen!

Donnerstag, 9. April 2009

Meine ist am schlimmsten

Endlich hat Lilli ihren Artikel über die Schwiegereltern fertiggeschrieben. Aber ihre eigene Schwiegermutter kommt darin nicht vor - es sollte ja keine Horrorstory werden.

Mittwoch, 8. April 2009

Letztes Zucken hoffentlich

Am Wochenende ist auch der allerletzte Fleck Schnee in Lillis Garten - grau und hart, in der schattigsten Ecke liegend und so hässlich wie ein Pickel im Gesicht - weggeschmolzen. Heute morgen war er wieder da. Hmpf.

Dienstag, 7. April 2009

Laufen mit allen Sinnen

Heute regnet es so, dass Lillis Brille während des Morgenlaufs zuerst vollgetropft wurde, dann beschlug und schließlich in die Tasche gestopft werden musste. Sofort verschwamm die Umgebung zu einem impressionistischen Gemälde, das Lilli den eigenartigen Eindruck verschaffte, mitten durch Monets Seerosen hindurchzulaufen. Nicht unangenehm, wenn Lilli es auch so vorkam, als verlöre nicht nur ihr Blick, sondern auch die Realität um sie herum an Schärfe, um sich zurückzuziehen und den anderen Sinnen – Gehör, Geruch – mehr Platz zu machen. Wie die Vögel morgens schreien, seit sie zurück sind! Wie nass und schwer das Gras riecht, das erst seit kurzem intakt unter dem Schnee hervorgekrochen ist! Wie schnell die Autos, die sie nur als rote, silberne und schwarze Pinselstriche wahrnimmt, neben ihr auftauchen und mit einem „wouschschsch“ durch die Pfützen fahren! Dann verschwammen auch diese Sinneseindrücke, um eine Erinnerung an den Urlaub damals in Guadeloupe an Lillis Gehirnrinde zu projizieren: wie bunt damals all die gemieteten Peugeots auf dem Hotelparkplatz leuchteten, ganz wie eine Versammlung von Kanarienvögeln, die unbeweglich in der gleißenden Sonne saßen und ihre Kanarienvogelfarben – blau, türkis, grün, gelb – zur Schau stellten… Als Lilli wieder zu Hause ankam, hatte sie nicht den Eindruck, die gleiche Strecke wie sonst gelaufen zu sein. Sie fühlte sich nur sehr erfrischt und mit neuer Energie geladen, wie nach einer Reise, die einen für kurze Zeit aus dem Alltag reißt und mit neuen Erlebnissen anfüllt. Vielleicht sollte sie öfter ohne Brille losziehen…

Montag, 6. April 2009

Schlimm, schlimm

Montag, Steuererklärungstag, Regentag. Und keine Schokolade im Haus, weil bis zu Ostern nichts dergleichen eingekauft wird. Ich hoffe nur, dass mir das irgendwo, auf irgendeiner Liste, mit vielen Punkten angerechnet wird...

Donnerstag, 2. April 2009

Kommt nicht in die Tüte

Immer mehr Telefonnummern von Freunden der Strolche werden in Lillis Adressenbuch eingetragen. Da steht dann schief und krumm:

Olivier:
Montag, Mittwoch, Donnerstag und jedes zweite Wochenende: 123-4567 (Mutter)
restliche Zeit: 234-5666 (Vater)

Wenn Lilli so was sieht, weiss sie, warum sie zur Zeit so viel mit Monsieur diskutiert.

Mittwoch, 1. April 2009

Rote Fahne, oder was?

Monsieur ist eine aufbrausende Natur. Was so seine guten und schlechten Seiten hat. Bisher allerdings hat er seine Wutausbrüche auf Geschäftliches (und gelegentliche Telefonate mit seiner Mutter) beschränkt und später mehr oder weniger geknickt darüber berichtet. Am Wochenende aber ging der Wolf (oder was immer es für ein Tier sein mag, das innerlich in ihm wütet) mit ihm zu Hause durch, in Anwesenheit der Kinder. Eigentlich war er wütend auf das Fahrrad, das nicht so wollte, wie er wollte, oder auf sich selbst, weil er nicht mehr wusste, wo das richtige Werkzeug seit letzten Sommer geblieben ist, oder auf die Zeit, die bei den Reparaturarbeiten munter dahinflog, anstatt gnädig einzuhalten und den Montag noch etwas hinauszuzögern. Da er sich aber schlecht selbst zur Schnecke machen konnte, fauchte er Lilli an, die sich seither überlegt, ob sie das nun einfach verstehen und verzeihen soll oder später mal als „red flag“ deuten wird, die im Nachhinein doch eigentlich unmissverständlich signalisierte, dass hier etwas aus den Angeln geraten ist…

Dienstag, 31. März 2009

Steinhart

Heute geht Lilli Granit kaufen und nimmt die Strolche dazu mit - hier jagt ja ein schulfreier pädagogischer Tag den anderen. Dabei hat Lilli ein richtiges Kribbeln im Bauch, denn normalerweise kauft sie nur Brokkoli und Frischkäse, Busfahrkarten und, wenn's hochkommt, Gummistiefel. Diesen Granit aber wird sie die nächsten 10, 20 Jahre lang auf ihrem Wohnzimmertisch anschauen müssen. Er muss so schön wie ein Gemälde sein, vielleicht ein Modigliani oder ein Matisse, so bestechend wie die blauen Pferde von Franz Marc, so sinnlich wie eine Lederjacke und so glatt wie ein Schokoladenpudding. Kaum zu glauben, dass manche Leute nur eine Steinplatte darin sehen werden...

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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