Laufen

Mittwoch, 24. September 2008

Lilli dopt sich

Im September blüht hier ein Wildkraut mit dem hübschen Namen Ambrosia, auf das viele Menschen allergisch reagieren, Lilli sogar mit Asthma-Anfällen. Laufen wird deshalb im Moment zum bewusstseinserweiternden Erlebnis: je länger Lilli läuft, um so bewusster wird ihr, dass sie zwischen Nase, Ohren, Luftröhre und Lunge aus einem komplizierten Geflecht von Röhren und Schläuchen besteht, in die sie mal leichter, mal schwieriger ein- und ausatmet und die manchmal so verstopft sind, dass sie am liebsten wie ein Klempner mit dem Ausgussreiniger drangehen würde.

Auf chemischer Ebene gibt es da so manches, was getan werden kann: Nasensprays (mit Kortison, lecker), Inhaliersprays mit sofortiger Wirkung, andere zur Entzündungshemmung, Antihistaminika in Tablettenform. Da stellt sich die Frage: ist es dann noch gesund, zu laufen, wenn genau dieses Laufen einen höheren Bedarf an Medikamenten auslöst? Vielleicht sollte ich meine sportliche Tätigkeit vorübergehend ins Fitnessstudio verlagern und dort auf geschlossene Fenster bestehen? Die werden sich freuen.

Mittwoch, 17. September 2008

Drei Schweinehunde und ein Sahnetörtchen

Drei Tage hintereinander hat Lilli sich den Wecker auf 6 Uhr gestellt, nur um ihn beim ersten Klingeln am nächsten Morgen sofort abzustellen und neu auf 7 Uhr zu programmieren. Sie schafft es einfach nicht, so früh aufzustehen, die kleine faule Drückebergerin. Dabei ging es doch vor den Sommerferien, von März bis Ende Juni??? Aber im Moment geht es nicht, deshalb zieht Lilli wieder dreimal die Woche um 8 Uhr 30 los, wenn die Strolche aus dem Haus sind, auch wenn es ihr spät vorkommt und ihr Haushalt darunter leidet. Da sie um diese Zeit auch schon gefrühstückt hat, kann sie immerhin richtig joggen, anstatt nur zügig zu marschieren, und deshalb eine gute Viertelstunde einsparen. Das Kontemplative des langsameren Morgenlaufs kommt dabei allerdings etwas zu kurz.

Insgesamt aber gibt es Positives zu vermelden: nach 6 Monaten des morgendlichen Laufens hat Lilli zweieinhalb Kilo abgenommen, ohne sonst irgendetwas an ihrem Lebensstil zu ändern, sie hat strammere Beine und geht insgesamt aufrechter und leichtfüßiger durchs Leben. Das ist Ansporn genug, weiter zu laufen, auch wenn immer mal wieder eine neue Uhrzeit dafür gefunden werden muss.

Donnerstag, 21. August 2008

Schubladendenken

Letzte Nacht träumte ich, ich sei wieder in Manderley – nein, aber ein Alptraum der schlimmsten Sorte war es trotzdem. Ich kann mir schon ungefähr denken, was es bedeutet, wenn man von zerstörten, ausgeräumten Wohnungen und darin herumkriechenden ekligen Schalentieren träumt, die man nicht kaputtkriegt, aber weiterhelfen tut es nicht. Zum Glück gelingt es mir immer wieder beim Laufen, alle Schubladen meines Hirns für eine Weile zuzuschieben, auch wenn manche davon so voll sind, dass sie (nachts dann eben) überquellen. Eine Weile soll Ruhe da oben sein, verstanden?

Der bevorstehende Herbst verspricht, unbequem zu werden. Und dabei hatten wir noch nicht mal einen richtigen Sommer...

Montag, 18. August 2008

Immer schön ganzheitlich

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, wie man spätestens seit diesem Südstaatenfilm mit John Cusack weiß, wenn man schon nicht den kleinen Prinzen gelesen hat. Zudem wird Lilli diesen Monat von einer Zeitschrift, zu der sie sich nicht öffentlich bekennen möchte, dazu aufgefordert, vom Sehen (der eigenen körperlichen Mängel) zum Erkennen (der wahren inneren Schönheit) zu gelangen, indem sie die linke rationale Gehirnhälfte zugunsten der rechten gefühlsbetonten Gehirnhälfte ausschaltet. Und da Lilli im Moment großzügig aufgelegt ist, hat sie gleich diesen Morgen beim Laufen mit der ersten Übung angefangen, die darin besteht, seine Antennen auszufahren und bewusst mit allen Sinnen durch die Welt zu gehen.

Schwüle Hitze, Gewitter liegt in der Luft. Laufen, laufen, an der ersten Kreuzung Autos vorbeilassen. Ding, ding, tschu, tschu, da fährt der Zug in die Innenstadt. Gelbe Löwenzahnblüten, blauer Lavendel vor weißer Hauswand. Risse und Löcher im Gehweg, das kommt von der Kälte im Januar, Asphalt hält so viel Kälte einfach nicht aus. Ratteratteratter, ein Großmütterchen fährt auf dem Fahrrad an mir vorbei. Eisdiele, Schmuckgeschäft, die Bronzeskulptur einer Mutter mit Kind, der man so gern über den Kopf streicheln würde. Weiter zur Eishalle, die Plakate „Touchez pas à mon parc“ mit diesem nervenden Grammatikfehler. Dann riecht es nach Keksen, heute die Haferflockenkekse mit Apfel, eine Keksfabrik ist immer noch besser als eine Lackfabrik oder ein Gummireifenhersteller. Schweiß, Durst, Hunger, Schmerz. Schon wieder ein Polizeiauto, immer an diesem Eck, und nie sitzt jemand drin. Mit den Armen Kreise in die Luft schreiben, denn die kommen sonst zu kurz, die Arme, und es gibt nichts Hässlicheres als knitterige Oberarme. Durst. Heimkommen. Olympiamusik, die Strolche sitzen vor dem Fernseher, Monsieur schläft. Duschen. Pflatsch, pflatsch, pflatsch. Aaaahhhh.

Mittwoch, 13. August 2008

Das Laufparadox

Das morgendliche Laufen ist zur Droge geworden, zum Stoff, den man braucht, um den Tag in Angriff nehmen zu können, um sich gesund zu fühlen und um eins zu sein mit sich und der Welt. In einer Zeit, in der die Transportmittel immer schneller und verfügbarer werden, in der Dokumente in Sekundenschnelle übermittelt werden und Warten bzw. Stillstand als Qual empfunden wird, scheint Laufen und das damit verbundene langsame Vorübergleiten der Umgebung meine Seele in ihren Idealzustand zu versetzen. Der Haken ist nur der: je mehr ich laufen möchte, umso mehr Zeit muss dafür gefunden werden – was manchmal nur geht, wenn ich andere Aufgaben schneller schneller schneller erledige. Ich frage mich, ob das nun gesund ist oder aber genau das, was man in Junkiekreisen die Todesspirale nennt.

Mittwoch, 4. Juni 2008

Lilli eiert

Monsieur hatte es gut gemeint. Erst hat er sich gebrauchte Rollerhockey-Rollschuhe gekauft, die auch mir passen. Dann hat er die Räder rausgeschraubt und umgedreht, da sie jeweils auf der Außenseite etwas mehr abgenutzt waren als auf der Innenseite. Um dadurch ein noch glatteres, gleichmäßigeres, berauschenderes Dahingleiten zu erzielen wahrscheinlich. Leider ist er zudem auf die Idee gekommen, die Reihenfolge der Räder zu ändern. Nun weiß Monsieur natürlich ganz genau, dass bei Hockeyrollschuhen die hinteren Räder einen geringfügig größeren Durchmesser haben als die vorderen, da man dadurch leichter die Kurve kriegt, was beim Hockeyspielen einen nicht zu unterschätzenden Vorteil darstellt. Normalerweise verfügt also so ein Rollschuh über zwei größere (hintere) und zwei kleinere (vordere) Räder. Diese speziellen Rollschuhe, um die es hier geht, haben aber nur ein einziges großes Rad ganz hinten, dann zwei mittlere und ein kleines Rad ganz vorne. Dessen ungeachtet hat Monsieur das Rad Nr. 4 mit Rad Nr. 3 ausgetauscht… Als ich heute morgen dann mal zur Abwechslung mit den Rollschuhen anstatt zu Fuß zum Morgenlauf aufgebrochen bin, kippelte ich ständig nach vorne und nach hinten, als führe ich auf hartgekochten Eiern durch die Nachbarschaft. Mir ist ja bekannt, dass Männer grundsätzlich keine Gebrauchsanleitungen lesen und nie nach dem Weg fragen – aber ab und zu wäre es doch ganz nützlich, Kleingedrucktes, vor allem so etwas wie Durchmesserangaben auf einem Rollschuhrad, zu beachten.

Wenn ihnen ein glattes, gleichmäßiges, ach so berauschendes Dahingleiten wichtig ist jedenfalls.

Mir tut jetzt dafür der Spann weh, und obwohl ich die Rollschuhe schon längst ausgezogen habe, eiere ich immer noch durch die Gegend.

Montag, 2. Juni 2008

Die Regenwurm-Analogie

Heute morgen war es feucht und schwül, es hatte die Nacht durch geregnet und das Gras appetitlich grün angemalt. Deshalb war es auch ein Ding der Unmöglichkeit, beim Laufen nicht auf den einen oder anderen Regenwurm zu treten. Nein, was tummelten sich da viele Regenwürmer auf dem Asphalt! Ich frage mich, wie sie bloß auf die Idee kommen, die Straße überqueren zu wollen – etwa, weil sie auf der anderen Seite einen besseren Grünstreifen vermuten? Vielleicht sollte man denen mal sagen, dass die andere Straßenseite auch nicht viel mehr zu bieten hat als die Umgebung, aus der sie gerade kommen… so aus Menschensicht jedenfalls ist ihr ganzes Hin- und Hergewinde ein teures Unterfangen, da sie auf dem Weg ins gelobte Land doch nur riskieren, von morgendlichen Läufern zerquetscht zu werden. Wenn man nun aber einmal die Perspektive wechselt und sich hoch über unsere Köpfe zoomt, sehen wir Menschen mit unserem ganzen Hin- und Hergerenne womöglich nicht viel anders aus als diese armen Würmer… unterwegs nach einem besseren Grünstreifen, angetrieben von persönlichen, wie auch immer gearteten Wünschen für den Rest unseres Lebens. Nun soll dies aber kein Plädoyer dafür sein, hübsch auf seinem kleinen Rasenstück auszuharren und niemals zu riskieren, sich auf den Weg ins grünere Gras zu machen, oh nein. Auch kann man sich nicht immer die Stelle aussuchen, an der man die Straße überquert. Ich Würmchen, die ich vor 14 Jahren einen Ozean überquert habe, um mein Leben hier in Kanada weiterzuleben, kann lediglich eines anmerken: So anders geartet der Rasen „auf der anderen Seite“ auch sein mag – die eigenen Macken trägt man auch dort mit sich herum!

Und vor den eigenen Macken kann man nicht davonlaufen, so viel man auch läuft und läuft und läuft...

Freitag, 30. Mai 2008

Nix gelaufen

Heute war Lilli nicht zum Laufen, obwohl es eigentlich vorgesehen war. Zu schlapp, zu spät ferngesehen gestern, und deshalb darf sie zur Strafe auch nix schreiben. Ätsch.

Dienstag, 20. Mai 2008

Lilli hat ein Schlüsselerlebnis

Ein nicht zu unterschätzendes Problem beim Laufen ist die Unterbringung des Hausschlüssels. Denn nicht alle Sportklamottenfabrikanten haben erkannt, dass Hosen und Oberteile nicht nur elastisch, formschön und atmungsaktiv, sondern möglichst auch mit so etwas Praktischem wie einer Tasche ausgestattet sein sollten. Verfügt man über keine Tasche, hat man drei Möglichkeiten:

1. Man läuft mit dem Schlüsselbund in der Hand - ganz, ganz schlecht, denn man glaubt gar nicht, wie sehr man sich dadurch verkrampft. Von dem unangenehmen Metallgeruch, der noch Stunden danach an der Handfläche kleben bleibt und beim Tippen stört, mal ganz zu schweigen.

2. Man löst den Schlüssel aus dem Schlüsselbund und steckt ihn seitlich in die Unterhose oder den Strumpf - also ehrlich, beides wurde bereits ausprobiert und als unpraktisch abgetan. Man glaubt gar nicht, wie sehr so ein Schlüssel beim Laufen hin und herrutscht.

3. Man steckt den Schlüssel mithilfe einer Sicherheitsnadel an die Hose - keine schlechte Lösung, wenn auch äußerst unelegant. Kann außerdem feine Stoffe auf die Dauer zerlöchern, was sich bei den Preisen eigentlich keiner leisten kann.

Deshalb, liebe Sportklamottenhersteller: her mit den High-Tech-Stoffen, die so funktionell sind, dass ein Astronaut sie bedenkenlos ins All anziehen könnte. Her mit den Klimamembranen, den hitzeleitenden Tapes im Nackenbereich und den Kraftbändern aus thermosplastischem Urethan. Aber bedenkt bitte bei der Erstellung eurer dreidimensionalen Körperzonendiagramme, nicht nur die Stellen des menschlichen Körpers zu identifizieren, an denen am meisten Schweiß produziert wird, sondern auch diejenigen, an denen man eine kleine Tasche mit Reißverschluss platzieren könnte. Jawoll, für den leidigen Hausschlüssel. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr dieses kleine Element die Performance steigern kann.

Dienstag, 13. Mai 2008

Lillis Durchhänger

Mitte April war Lilli - vom Wechsel auf die schönen Laufschuhe beflügelt - soweit, dass sie drei Tage hintereinander zum Laufen loszog. Wieder keine gute Idee:

Hola, heute war ich schon zum dritten Mal diese Woche unterwegs. Was mich gleich zu zwei wichtigen Notizen veranlasst:

Erstens schlafe ich, seit ich mit dem Laufen begonnen habe, wie ein Stein. Also ehrlich. Die Nächte sind lang und ereignislos und werden nur selten durch Momente des Wachliegens und Problemewälzens unterbrochen. Da ich sonst keinerlei größere Änderungen meines Lebensstils vorgenommen habe und immer noch gerne abends die eine oder andere Tafel Schokolade zu mir nehme, führe ich diese positive Wendung direkt auf das Laufen zurück. Was wiederum den Nachteil hat, dass ich es morgens nicht mehr ganz so leicht finde, gleich beim Klingeln des Weckers aus den Federn zu hüpfen.

Zweitens pfiff ich heute morgen während des Laufens mit Verlaub gesagt auf dem letzten Loch. Drei Tage hintereinander zu laufen scheint über meine Kräfte zu gehen – und auch die Knie machen sich jetzt trotz Absolvierung mehrerer kreiselnden Aufwärmübungen heute morgen zum ersten Mal bemerkbar.

Fazit: Wer viel läuft, soll auch viel ruhen... nach zwei Lauftagen wird jetzt ein Ruhetag eingeschoben, zumindest bis ich besser durchtrainiert bin oder einen Gehweg finde, der ganz und gar mit Moos überzogen ist.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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