Laufen

Freitag, 18. März 2011

Tschuldigung, musste sein

Monsieur, hochrot, keuchend: Na, wie war's für dich?
Lilli, ebenfalls keuchend: Super. Und für dich?
Monsieur, sich den Schweiss aus der Stirn wischend: Uff, nicht schlecht.

Ja, wenn die Strasse eisfrei ist und man endlich wieder joggen gehen kann, kommt trotz der Keucherei Frühlingseuphorie auf. Hinterher hätte Lilli gern an einem kleinen Terrassentischchen einen Cappuccino getrunken und die Zeitung gelesen.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Lilli läuft wieder

Nach vier Monaten Hausfrauengymnastik war Lilli heute morgen zum ersten Mal wieder joggen. Mit dem Ergebnis, dass sie trotz sechsmonatiger Laufpause viel weiter joggen konnte, ohne puterrot im Gesicht nach Luft schnappen zu müssen und dabei auszusehen wie die Goldfische im Aquarium des grossen Strolchs. Wo im September noch Schmerz und Verwüstung herrschte, macht sich nun lediglich ein angenehmes Ziehen bemerkbar. Mehr, mehr, denkt sich Lilli und gratuliert sich selbst. Wenn es sonst auch niemand tut, aber genau darin liegt wohl das Geheimnis von sportlichen Erfolgen begründet: man muss es für sich selbst wollen, nur dann bleibt man dran. Wann dreht Nike endlich mal einen Werbespot über diese Frau?

Montag, 25. Januar 2010

Die Wahrheit über Hausfrauengymnastik

Dass Lilli nicht fit ist, wusste sie schon. Dass es aber so schlimm um sie steht, hätte sie nicht erwartet. Kaum legt die Gruppe, deren Altersdurchschnitt durchaus jenseits von Lilli liegt, nach dem Aufwärmprogramm mit Seilspringen los, wird Lilli schlecht. Ein paar Minuten später hört sie völlig erschöpft mitten in einer Übung auf, um nicht auf der Stelle tot umzufallen, während die anderen locker weiterturnen. Das wirklich Seltsame aber ereignet sich, als ihre Trainerin ihr ein aufmunterndes „Das wird schon noch“ zuruft. Da treten ihr nämlich völlig unerwartet die Tränen in die Augen. Lilli ist verwirrt, hat sie doch noch selten aus Erschöpfung geweint. Selbstmitleid? Eher unwahrscheinlich. Schließlich hat sie damit gerechnet, den Kurs anfangs schwierig zu finden, nachdem sie nun jahrelang wegen diverser Schwangerschaften und mysteriösem Zeitmangel nur unregelmäßig zum Schwitzen kam. Erst unter der Dusche dämmert es Lilli, was wohl mit ihr los ist: es ist die Erkenntnis, dass dieser Körper keine zwanzig mehr ist und auch keine dreißig mehr, und dass er nicht mehr einfach so wie früher von null auf hundert gebracht werden kann, die ihr zu schaffen macht. Früher machte es Lilli Spaß, sich so richtig anzustrengen, und sie verließ sich darauf, dass ihr Körper mitmachte. Jetzt merkt sie, dass ihr Körper allerlei Einwände hat und schonender behandelt werden möchte. Seine Argumente sind stichhaltig: „Wenn du nicht aufpasst“, sagt er, „tu ich dir im Rücken weh. Dann kannst du nichts mehr tragen oder gar ins Auto einsteigen. Oder ich mach dich schwindlig oder verpass dir Herzstechen, dass dir Angst und Bange wird. Oder deine Kniegelenke fangen an zu quietschen und machen jeden Schritt zur Hölle.“ Tja. Es wird eine Zeit dauern, bis Lilli fit genug ist, um mit den Hausfrauen Schritt halten zu können. Wie sich doch die Ziele ändern…

Donnerstag, 7. Januar 2010

Lillis gute Vorsätze

Gesünder essen, mehr bewegen, eine bessere Mutter sein. Das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden lernen. Mehr lachen, weniger bügeln. Um wenigstens einen ihrer guten Vorsätze in die Tat umzusetzen, hat sich Lilli für den Gymnastikkurs „Fit und straff“ angemeldet, der als einziger des gesamten städtischen Sportangebots genau an den Tagen vormittags stattfindet, an denen Lilli nicht arbeitet – wenn das kein Zeichen ist. Da die Broschüre keinerlei Auskunft über die Kursinhalte gibt, hatte sie allerdings so ihre Zweifel, ob dieser Kurs wohl das Richtige für sie sei. Diese wurden jedoch kurzerhand weggewischt, als die Anmeldedame ihr auftrug, doch bitte das Kürzel „AFH“ auf ihrem Anmeldeschein einzutragen. „AFH?“, fragte Lilli verständnislos. „Abdos, fesses, hanches“, erklärte die Dame hilfreich und lächelte betreten. Lilli lächelte zurück. Der Kurs wird tatsächlich genau ins Schwarze treffen.

Montag, 11. Mai 2009

Neuer An-Lauf

Seit einer Ewigkeit schon war Lilli nicht mehr Laufen morgens. Heute, nach einem verregneten Muttertagswochenende, an dem sie gar die Heizung wieder hochdrehen musste, hat sie wieder damit angefangen und befand, dass ihre Muskeln so zäh waren wie dicker Honig, den man aus Versehen in den Kühlschrank gestellt hat, und ihre Lungen so dünn wie nasses Klopapier, das bei jedem tiefen Atemholen zu zerreißen droht. Das ist das Schwierige mit dem Fitsein – kaum setzt man ein paar Tage damit aus, fängt man mindestens um die doppelte Anzahl an Tagen weiter unten auf der Fitseinskala wieder an. Mit der Liebe ist es gar nicht so sehr anders übrigens.

Mittwoch, 29. April 2009

Lillis neue Fitness-DVD

Nach heissgeliebten Stretching-Übungen in alltagstauglichen 30-Minuten-Häppchen nun also eine Mischung aus Yoga und Pilates. Die Vorturnerin hat eine laszive Stimme, mit der sie "Wir atmen ein - Wir strecken das Bein - Wir atmen aus" säuselt, während ihr dicker geflochtener Pferdeschwanz bis zum Boden baumelt. Dann will sie, dass Lilli beim Ausatmen ihren Nabel bis zum Rückgrat zieht und dabei die Beckenbodenmuskeln anspannt. Zwei Minuten später schaltete Lilli das Ding auch schon wieder aus.

Beckenbodenmuskeln anspannen, i-bäh.

Dienstag, 7. April 2009

Laufen mit allen Sinnen

Heute regnet es so, dass Lillis Brille während des Morgenlaufs zuerst vollgetropft wurde, dann beschlug und schließlich in die Tasche gestopft werden musste. Sofort verschwamm die Umgebung zu einem impressionistischen Gemälde, das Lilli den eigenartigen Eindruck verschaffte, mitten durch Monets Seerosen hindurchzulaufen. Nicht unangenehm, wenn Lilli es auch so vorkam, als verlöre nicht nur ihr Blick, sondern auch die Realität um sie herum an Schärfe, um sich zurückzuziehen und den anderen Sinnen – Gehör, Geruch – mehr Platz zu machen. Wie die Vögel morgens schreien, seit sie zurück sind! Wie nass und schwer das Gras riecht, das erst seit kurzem intakt unter dem Schnee hervorgekrochen ist! Wie schnell die Autos, die sie nur als rote, silberne und schwarze Pinselstriche wahrnimmt, neben ihr auftauchen und mit einem „wouschschsch“ durch die Pfützen fahren! Dann verschwammen auch diese Sinneseindrücke, um eine Erinnerung an den Urlaub damals in Guadeloupe an Lillis Gehirnrinde zu projizieren: wie bunt damals all die gemieteten Peugeots auf dem Hotelparkplatz leuchteten, ganz wie eine Versammlung von Kanarienvögeln, die unbeweglich in der gleißenden Sonne saßen und ihre Kanarienvogelfarben – blau, türkis, grün, gelb – zur Schau stellten… Als Lilli wieder zu Hause ankam, hatte sie nicht den Eindruck, die gleiche Strecke wie sonst gelaufen zu sein. Sie fühlte sich nur sehr erfrischt und mit neuer Energie geladen, wie nach einer Reise, die einen für kurze Zeit aus dem Alltag reißt und mit neuen Erlebnissen anfüllt. Vielleicht sollte sie öfter ohne Brille losziehen…

Mittwoch, 25. März 2009

Neubeginn

Yono fragte vor kurzem hier, wann denn die Laufsaison wieder losginge. Nun hat ja der Schwabe ein Problem mit dem Verb "Laufen", das er häufig falsch im Sinne von "Gehen" anwendet. So wie die Füße beim Schwaben an der Hüfte angewachsen sind, so "geht" der Schwabe, wenn er irgendwo hin geht, nicht, sondern er "läuft". Deshalb ist Lilli geneigt, erst einmal aufzubrausen und zu behaupten, dass sie den ganzen Winter über mit dem Laufen nicht aufgehört hat. Dann aber, nach kurzer Bedenkzeit, wird ihr klar, dass dies nur ein Gehen war - bedingt durch die Kälte, die Stiefel und die eis- und schneebedeckten Gehwege war ein schnelleres Tempo einfach nicht drin. Heute aber ist Lilli ganz auf hochdeutsch gelaufen, so richtig mit Joggingschuhen und in Begleitung von Monsieur, der mit seinen kurzen Hosen und der Mütze auf dem Kopf zum Schieflachen aussah und Lilli prompt Seitenstechen verursacht hat.

Deshalb, lieber Yono: yep, die Laufsaison ist offiziell gestartet, los-gegangen, los-gelaufen, lauf-Jäger-lauf!

Dienstag, 9. Dezember 2008

Spuren hinterlassen

Wer im Schnee läuft, beansprucht eine ganze Reihe von Muskeln, die den Sommer über weniger gefordert wurden – an der Vorderseite der Oberschenkel und am Spann vor allem, was natürlich mit den Stiefeln und dem Auf-dem-Schnee-Wegrutschen zusammenhängt. Im Gegenzug erhält man eine starke Dosis Helligkeit, die die Laune hebt und die Mundwinkel nach oben zieht. Kein schlechter Tausch an diesem verschneiten Dienstag, an dem Lilli Gutsle backen wird, um eigene Kindheitserinnerungen zu wecken und neue für die Strolche zu schaffen. Wer hat noch mal gesagt, dass Liebe durch den Magen geht?

Montag, 20. Oktober 2008

Lilli und die Graugänse

Vor dem Frühstück ist es zum Laufen zu dunkel, nach dem Frühstück zum Joggen immer noch zu kalt – Lilli hat eingesehen, dass sie es den Graugänsen gleich tun muss, die jedes Jahr zu Winteranfang ins Warme ziehen. Im Fitnessstudio sehen an diesem Montagmorgen alle unheimlich sportlich aus, während Lilli (mit ihren Kämmchen im Haar und der Brille) aussieht wie eine Bibliothekarin im Jogginganzug – was ihr natürlich nur im Fitnessstudio auffällt, denn wo sonst im normalen Leben hängen so viele große Spiegel an der Wand? Aus dem Radio rinnt ein Folk-Country-Gedudel mit Mundharmonikas, die ouahhh ouahhh machen, als würde einer Katze der Hals umgedreht. Ein Besuch im Fitnessstudio ist ja nun mal nicht, wie der Kanadier sagt, ein „piece of cake“: während beim Käsekuchenessen der schönste Moment genau dann eintrifft, wenn man den Käsekuchen im Mund hat, tritt der schönste Moment des Fitnesstrainings erst dann ein, wenn das Training vorüber ist. Also jetzt, während Lilli hier sitzt und bloggt und fühlt, wie jeder Muskel ihres Körpers von Maschinen mit Gewichten strammgezogen wurde. Aber während des Trainings: ouahhh, ouahhh.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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